19.

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Als er die ersten Schritte seit Tagen, oder Wochen auf Land und Boden tat, fiel es Louis schwer, gerade zu bleiben. Ihm fehlte das Wanken, seine Beine fühlten sich gerade zu weich an.

Er spürte allerdings auch den Muskelkater vom Schrubben des Bodens in den vergangenen Tagen, also war es nicht allein dem Schiff verschuldet.

Ein letzter Blick zurück zeigte ihm, das niemand seine Abwesenheit bemerkt hatte.

Tolle Piraten hatte er da erwischt, die konnten nicht einmal einen schmächtigen Jungen festhalten.

"Mh, ein Edelmann?", quatschte ihn eine Frau von der Seite an und griff nach dem Stoff seines Hemds. Ihr Finger fuhr die gestickten Ornamente nach. Louis wurde bewusst: Er sollte schleunigst seine Kleider wechseln.

Denn er trug noch, was er am Abend seiner Entführung getragen hatte.
Das war der Tag gewesen, an dem er den Geburtstag seiner Tante gefeiert hatte und noch bevor er sich in sein Schlafgewand hüllen konnte, war er mit Captain Styles mitgegangen.

Einzig die mit Goldfäden versehene Jacke lag noch auf dem Schiff.

"Möchtest du ein bisschen Spaß haben? Deine Freunde scheinen dich ja allein gelassen zu haben.", schnurrte sie und Louis fiel auf, dass es die selbe Frau wie vorhin war.

Er hatte bisher nur wenige Frauen abweisen müssen, denn am Hofe trauten sie sich nur an den Prinzen heran, wenn sie sich schon sicher waren, dass er sie wenigstens etwas mochte. Und am Hofe waren die Mädchen sehr unsicher.

"Nein, entschuldigt mich. Ich werde erwartet.", sagte er leise und nicke das Gespräch ab. Die Frau schien dies aber wohl nicht verstanden zu haben.

"Ah, ein Schüchterner also?", sie zwinkerte. "Keine Sorge, mit euch kann ich umgehen. Ihr seid mir sogar die Liebsten.", sie kniff ihm in die Wange und die andere Hand fand sich fest und schmerzhaft drückend zwischen seinen Beinen wieder.

Er zischte auf und sprang zurück, fiel fast in das Wasser, dabei schaute er verblüfft. Was sollte das den werden, mitten zwischen den ganzen Leuten?

Er errötete.

"Süßer, du willst wohl wirklich deine Schmerzen kassieren, hm? Die kriegst du auch, aber dafür musst du erst einmal mitkommen. Hier fängt es noch garnicht an.", sie lächelte falsch und Louis schüttelte den Kopf.

Er wusste nicht sicher, worauf sie hinaus wollte, aber er entschied sich, dass es ihm nicht gefiel.

"Ich muss zu Robin!", sagte er das einzige, was ihm einfiel. Die Anderen hatten diesen Robin doch aufgesucht, oder nicht? Wenn alle ihn kannten, musste er doch eine Rolle spielen.

"Zu Robin? Du gehörst zu ihm? Sag das doch.", sie wich zurück und binnen einer Sekunde war sie weg.

Auch der von Louis angelegten Punktliste stand nun an nächster Stelle: Kleidung wechseln.

Dies stellte sich allerdings als schwierig heraus, denn er hatte weder Geld noch Wechselsachen dabei. Vielleicht sollte er einfach jemanden fragen?

-

Es stellte sich heraus, dass Robin doch nicht so schlecht gelaunt war, wie nach der verspäteten Anreise Harrys zu erwarten war.

Nein, seine Laune war noch viel schlechter.

Und Liam machte sich fast in das frisch gewechselte Hemd, als er Centimeter für Centimeter von dem rothaarigen Mann mit der Ausstrahlung eines Raubtieres abgetastet wurde.
"Ich rieche den Angstschweiß.
Deine Männer fürchten sich, Harold.", zischte er mit verzogenen Lippen.

Sein eines Auge von einer tiefen Narbe durchzogen, das andere von einer Augenklappe bedeckt, drehte er sich zu dem Piratenkapitän.

"Eine Schande, dass sich Jungen wie er Männer nennen dürfen und eine viel größere Schande, dass du zu ihrem Anführer geworden bist.

Aber du bist ja auch verweichlicht worden von dem ganzen Wasser der See."

Harry schüttelte den Kopf, in dem Bewusstsein, dass Robin es sowieso nicht sehen konnte.

Das Rotkehlchen auf seinem Stuhl sah für ihn. Doch es zwitscherte nicht, um seinem Herren von Harrys Bewegung mitzuteilen.

"Ich suche euch nicht gerne auf. Ihr wisst, warum ich hier bin.", sagte Harry gedämpft, denn nur eine dünne Mauer und eine verschlossene Tür trennte sie vom Rest des Pubs, in dem sie sich getroffen hatten.

"Du wirst ihn nicht bekommen.", amüsierte der Mann sich, sein Lachen so hell wie Glockenleuten, seinen Kopf in den Nacken gelegt.

Liam liefen Tränen über die Wangen. Harry winkte ihn raus.

"Reißt euch zusammen, mein Freund. Ihr wisst, ich werde ihn in den Händen halten. Ich verliere nie.", sagte der Jüngere und lehnte sich der Hand entgegen, die Robin nach ihm ausstreckte.

Seine Stimme ganz brüchig, die Hände warm und rau zog er Harry zu sich, mit milden Worten, sanft wie sie seinen Mund seit langem nicht verlassen hatten.

"Was gäbe ich doch, dein schönes Gesicht noch ein letztes Mal zu sehen, bevor du in dein Verderben segelst.", Reue klang in seiner Stimme.

Harry lächelte auf ihn hinab, drückte ihn auf seinen Stuhl und setzte sich schräg auf seinen Schoß. Zögerlich streiften seine Finger über die vernarbte Wange des Mannes und hielten an der Augenklappe.

Bevor er sie hochklappen konnte, stoppte ihn Robin. "Lass mir meinen Schmerz. Und lass mir die Hoffnung, dass das Meer deiner Schönheit und Jugend nichts genommen hat.

Suche nach dem, was du so begehrst. Dein Verstand kann die Finger ja doch nicht davon lassen.
Aber achte, manchmal wollen die Jungen Dinge, die sie längst haben.", seine mit Ringen bestückten Finger tasteten nun auch Harrys Körper ab, suchten nach Erinnerungen.

"Ich habe sie nicht. Meine Wut wird vergangen gewesen sein, wenn ich meine Vergeltung bekommen habe. Und mir gehört der Prinz.", er zog sich das Hemd über den Kopf und band sich die Haare zurück, während der Rothaarige über seine Rippen strich.

"Wer weiß schon, was kommt. Aber wir sehen uns heute das letzte Mal, bleib die Nacht bei mir, Edward.", damit küsste er Harrys Schlüsselbein und stützte das Kinn darauf um mit seinem geschundenen Gesicht zu ihm auf zu blicken, ohne ihn wirklich zu sehen.
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ALSO ICH GARANTIERE HIER KEINE GESCHICHTLICHE RICHTIGKEIT.
aber ich gebe mein bestes :)

meinungen, gedanken, fragen?

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3 kapitel in 2 tagen, und so langsam wird es .. verworrener?

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt