37.

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Harry schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
Was geschah alles auf seinem Schiff, ohne dass er davon Wind bekam?

Finnick saß vor ihm, regungslos und wartete ab, ob Harry ihn köpfen würde oder ihm vertrauen. Vertrauen wohl nicht. Aber wenn er wieder zu Louis wollte, würde er wohl oder übel mit ihm leben müssen - zumindest zeitweilig.

"Also, nochmal kurz. Du bist eigentlich hier, um Rache zu üben, weil wir deine fischschwänzige Verwandte umher geschifft haben? Aber dir ist klar, dass wir sie verletzungsfrei wieder abgeliefert haben und sie uns zuerst angegriffen hat? Und jetzt bist du bereit, mir zu helfen? Wie? Und warum?", Harry hatte einige Meter zwischen sie gebracht. Das alles ergab keinen Sinn und war doof.

"Naja, Nixen, die sind oft einfach ein wenig - blutrünstiger. Wir Männer halten uns zurück. Für uns ist auf Schiffen aber auch selten Beute, oft segeln Frauen nämlich nicht. Deshalb esse ich eigentlich nur Fische."
"Warte, du bist auch einer von denen?", schrie der mutige Captain auf und griff nach einem Brieföffner, um Finnick zu bedrohen. Als ihm klar wurde, dass er sowohl einen Säbel als auch eine Schusswaffe am Gürtel hatte, legte er jenen wieder hin.

"Ja, und ich wollte euch alle töten. Ich sollte Euch, spezifisch Euch verführen und in's Meer bringen, für meine Cousine, die Euch nun einmal kalt ließ. Das Schiff sollte danach von den Anderen versenkt werden."

Harry verengte die Augen. Das war viel zu viel Ehrlichkeit. Seltsam.

"Hat nicht geklappt.", stellte er fest.

"Nein, aber ich entschied mich auch um, als ich gemerkt habe, dass ihr Menschen nicht mal so großes Algengelee seid, wie ich es mir vorstellte. Und auch, dass gerade Ihr sehr gut mit Euren Freunden umgeht. Ich weiß nicht - bei der Schießerei vorhin habe ich einfach entschieden, es sei richtig, hier zu helfen und dann zu verschwinden.", er lächelte zaghaft wieder sein perlweißes Lächeln, und Harry konnte es nicht lassen: Es war einfach zum dahin Schmelzen.

"Ich will die Flosse als Beweis sehen.", grummelte Harry, als er sich beim Glotzen erwischte. Finnick schüttelte den Kopf. "Danach wäre ich nackt. Und ich habe ehrlich gesagt wenig Interesse mehr an einer Liebelei zwischen uns.", er zuckte zaghaft mit den Schultern und erhob sich von dem hölzernen Stuhl.

"Darf ich nun erklären, wie ich helfen werde, Louis wieder zurück auf die Rising Storm zu bringen?", fragte er weiterhin lächelnd.

Er bekam ein gebrummtes Ja von einem Harry, der sich, weiterhin wachsam, auf seinem Schreibtischsessel niederließ.

Liam stand die ganze Zeit stumm in einer Ecke des Raums und machte sich gedanklich Notizen, was er davon später Zayn zuflüstern könnte. Jener war nämlich immer hellauf begeistert, wenn es was zum Tratschen gab.

"Also, ich werde los schwimmen und ihnen folgen. Ich finde sie sowieso, da muss ich mich nicht beeilen. Schiffe dieser Größe sind nicht gerade unauffällig und - ohne zu sehr in's Detail zu gehen - es gibt da so einige Plaudertaschen unter den Fischen, die dafür sterben würden, mir sowas zu berichten.", er zwinkerte.

"So oder so, ich gebe regelmäßig die Route an, damit Ihr mit ausreichendem Abstand hinterher könnt. Sobald sie anlegen, gebe ich Louis Bescheid, dass er abhauen kann. Bliblablub, er wechselt das Schiff, Ihr seid auch da, ihr zischt ab, und sollten sie euch folgen, ruf ich meine Cousins. Wird toll.", fasste Finnick zusammen. Und für ihn klang das furchtbar logisch, schlichtweg einleuchtend.

"Und das wird alles so funktionieren?", zögerte Harry, skeptisch von dem Plan. Dieser war nun mal sehr kurzfristig entstanden und hatte sicherlich einen Haken.

"Klaro."

"Wie will Louis denn vom Schiff runter oder lassen die Engländer ihn einfach gehen?"

-

Vier Tage später, Louis warf gerade eine Flaschenpost zu Finnick in die Wellen, der ihm soeben noch zugewunken hatte.

Dort stand der Hafen, den sie nun anlaufen wollten, von wo sie mit einer Kutsche weiter in's Landesinnere zum Königshof fahren sollten.

Lerrogh Cheshire, das war die Stadt. Louis kannte sie, dort hatte er vor einigen Jahren seinen Winter verbracht. Das war seine rebellische Phase gewesen, er hatte offizielle Veranstaltungen nicht mehr besucht und trug nur noch die Kleidung des Volkes. Er musste nur feststellen, dass er die edlen Stoffe auf der Haut zwar nicht vermisste, aber ihn etwas vielfältigere Farben doch anzogen. Da hatte er dann wieder zur höfischen Kleidung gewechselt.

Hinter ihm trat Mordred heran und tippte Louis auf die Schulter. Er drehte sich und lächelte ihr zu. "Und du willst mir wirklich helfen?", fragte er sie.

"Klar. Außerdem möchte ich gern selbst weiter auf der Rising Storm reisen. Der Captain steuert ein Ziel an, das auch ich nur zu gern erreichen würde."

Sehr poetisch, dachte sich Louis. Beide suchten wohl die Freiheit auf dem Meer, stellte er sich vor. Hätte er doch bloß eine Ahnung gehabt, was die Beiden wirklich suchten.

-

"Er kommt nach Hause.", hauchte der König und schloss seine Tochter in die Arme. Sein Sohn kehrte Heim! Sein einziger, richtiger Sohn. Louis.

Bisher wussten wenige Bescheid über die Rückkehr des Prinzen. Gerade war es nur die Königsfamilie und der Botschafter. Der König entschied, es sei besser, es bei wenigen eingeweihten zu belassen.

Denn trotz all der Freude schlich sich ein bitterer, fauliger Geschmack ein, ganz so, als hätte er noch eine herbe Enttäuschung vor sich.

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt