Von Harry hörte man nichts mehr, den ganzen Tag über. Aber Louis fragte nicht nach.
Er schrubbte den Boden im unteren Bereich des Schiffs, wo die Crew schlief und an Deck hing er die Tauenden wieder ordentlich auf, damit niemand darüber stolperte.
Das alles klang leicht, aber erforderte dann doch einiges an Kraft, umso mehr freute er sich, als es Abend wurde und sie essen konnten.
In den Wochen, die er nun auf der Rising Storm war, hatten sie nicht einmal eine Stadt oder ein anderes Schiff überfallen. Er konnte nicht einschätzen, ob das nun eine schlechte Quote war, oder normal.
Irgendwie finanzierten sie ihre Nahrung ja schließlich.Was ihm dann aber noch wesentlich seltsamer vorkam war, dass sie an Deck essen sollten, weil das 'Speisezimmer', wo sich der große Gemeinschaftstisch befand und sie sonst Karten spielten, abgeschlossen war.
Doch niemand stellte Fragen dazu, wieso dies nun so war.Mit Schüsseln gefüllt mit Labskaus saß die Besatzung dann an Deck und wärmten sich an den Schalen. Jeder Zweite hatte eine Kerze vor sich stehen, in ihrer Mitte ein Lämpchen.
Aus der Kammer des Kapitäns kam Licht, so war er wohl noch wach und konnte sie hören. Zu ihnen kam er aber nicht.
Henry, der neben Louis saß, stieß ihm freundlich in die Seite, dabei spritze etwas Rum aus seiner Flasche auf den Boden. Einen Augenblick lang sah er den Tropfen traurig nach, dann schaute er wieder aufmunternd zu Louis.
"Was ziehste denn so ein langes Gesicht, Kleiner?", er hickste. "Hat dir niemand gesagt, dass das traurig macht?""Nein Henry, gut, dass du das jetzt machst", murmelte der Prinz vorsichtig. Ihm war mulmig zumute, was aber nicht am Essen lag. Denn obwohl es eigentlich ja nur ein Kartoffel-Fleischbrei mit Roter Beete war, es schmeckte ganz vernünftig.
"Ich muss ehrlich sagen, ich hatte dich für einen unangenehmeren Zeitgenossen gehalten, Louis", stieß einer aus. Er musste sehr betrunken sein, dass so vor den anderen zuzugeben. Louis lächelte.
Die anderen stimmten ihm zu: "Genau, denke ich auch!", "Ich dacht, du wärst so eine verzogene Göre, aber eigentlich biste ganz in Ordnung", "Schlimm find ich dich wirklich nicht, Kleiner!"
Und mit diesen Halbkomplimenten gab sich Louis ganz zufrieden. Für Piraten war das ja fast schon ein Liebesbekenntnis.
•
Harrys Kopf war gegen die Wand gelehnt, eher mickrig saß er auf dem Boden eingerollt.
Manchmal erwischten ihn Erinnerungen ganz kalt, sodass er sich nicht auf die Schmerzen vorbereiten konnte.Louis herzuholen und Robin wiederzusehen, das hatte ihn zu weit zurück geworfen. Ihm brannten die Augen. Nicht weil er weinte, sondern weil er in seinem Leben so viel geweint hatte, dass es genug war, um sein geliebtes Meer zu füllen.
Er warf verzweifelt einen Blick auf seine Kerzen, als er hörte wie die Crew nach unten stampfte. Er hatte keinen Hunger gehabt, aber ehrlich gesagt war er auch nicht in der Verfassung gewesen, vor seine Leute zu treten.
Sein Körper fühlte sich so kalt an, dass ihm der Schweiß über den Rücken lief. Der Verstand ließ ihn aufstehen und sich in einige Decken wickeln. Nichts konnte ihn wärmen.
Er misste etwas, was er nicht vermissen konnte und nicht greifen, weil er es nie Erfahren hatte. Er wollte jemanden, der ihn verstand und seine Hand hielt, der ihm sagte, das er nichts falsch gemacht hatte.
Aber weil er sehr wohl falsche Dinge getan und weil niemand die Geschichte miterlebt hatte, konnte niemand ihm helfen. Er war untröstlich. Und dann weinte er doch ein bisschen, bis ihm einfiel, wie sehr er Selbstmitleid hasste.
Konnte er nicht besser sein?
Besser als ein kleiner Junge, der seine Geschichten mit Tränen begoss, bis die Buchstaben verliefen?
War er denn nie groß geworden?
Dreizehn Jahre auf diesem Schiff, aber kein Tag mit dem Meer hat ihn vergessen lassen, was das Land ihm angetan hatte.Und was er sich angetan hatte.
Er blickte auf die Flasche zu seiner Linken, nahm einen Schluck und setzte sie wieder ab. Seine Spiegelung im Glas machte ihn verrückt.
Ein bisschen zitterte er, bevor er sie in die Hand nahm und gegen die Wand ihm gegenüber pfefferte.
"Ich bin kein Mörder", wisperte er. Aber die Spiegelungen, die er überall im Raum sah, widersprachen ihm.
"Und ich bin nicht schuldig."
Ein verzweifeltes Schluchzen in der Stille.
Harry war sich nicht sicher, wen er hassen sollte.
Seine Eltern? Den König?
Sollte er hassen, wer ihm nicht geglaubt hat, oder wer ihn benutzt hat?Wen hasste er?
Sein Magen krampfte sich erneut zusammen.Er glaubte nicht mehr an Glück oder Treue. Aber was dich nicht umbringt, macht dich nicht stärker. Es zehrt sich nur an deiner Energie, bis du von selbst zusammen brichst.
___
Habt ihr eine Vermutung, was auf diesem Schiff gerade vor sich geht?
Auch mit dem abgeschlossenen Zimmer?Fahrt ihr in dein Weihnachtsferien weg?🎅
Wie würdet ihr euren Kleidungsstil beschreiben?
Und habt ihr Geschwister/Haustiere (ist ja irgendwie das selbe x3)?Uh und welche Serien schaut ihr derzeit gern?
DU LIEST GERADE
the pirate prince | larry
FanfictionDie, in der Harry der Captain eines Piratenschiffs ist, und den Thronerben Prinz Louis entführt. Oder: Harry ist ein wichtiger Teil in einer Gruppe von Feinden des Königs, versteckt aber die Gründe für seine persönliche Ablehnung gegen den Mann gut...