34.

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"Kann nicht einmal was nach Plan laufen?", murrte Harry, als er aus dem Schlaf gerissen wurde.
Sie sollten am nächsten Morgen Varoña anlaufen, was buchstäblich auch der einzige Hafen war, den Harry in dieser Gegend beim Namen kannte. Natürlich hatte er auch Karten, aber er segelte ungern, wo er vorher noch nie war.

Sehr praktische Vorliebe, wenn man eigentlich auf der Suche nach etwas war, was man zuvor noch nie hatte.
Kurz schmunzelte er über diesen Gedanken, dann wurde er ein wenig ernster. Durch den Prinzen hatte er das Ziel ein wenig aus den Augen verloren. Eigentlich keinen Gedanken mehr daran verschwendet, das Ding zu suchen, welches ihm seinen Frieden verschaffen würde.

Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche. Er hatte einiges an der Vergangenheit zu ändern, ansonsten würde seine Zukunft schäbig sein, wie die Betten in denen er einst schlafen musste.

Das Einzige, was in seinem Kopf knauserte, war, dass er doch zunehmend glücklicher schien. So furchbar war sein Leben nun doch nicht geworden und eben diese Aussicht hielt ihn in der Gegenwart.

Würde er Louis nicht treffen, wäre er nun anders. Schlichtweg anders.
Und da brauchte er sich auch nichts vorzumachen.

-

Und da waren sie. Blauer Himmel, der Geruch von Fisch, Neuspanien.

Nach und nach verließen die Piraten ihr Schiff.
Louis kniff die Augen zu, um trotz der Sonne noch etwas sehen zu können. Es war schön und der leichte Schweißfilm auf seiner Oberlippe schmeckte nach Freiheit. Nun gut, in erster Linie nach Salz, aber -

"Alle da? Super! Hört genau zu, wir bleiben hier voraussichtlich für eine Woche. Sollte sich etwas ändern, dann klingelt die Kirchenglocke ungewöhnlich schnell fünf Mal. Damit das auch wirklich passiert, kümmern wir uns alle darum: Ashton, du bist heute und morgen in Schiffsnähe, Moby, du hältst am Hafen die Woche lang Ausschau. Natürlich darfst du aber auch in die anliegenden Läden. Smiddy, du löst dann Ashton ab für zwei Tage, ab dann kümmert sich Henry um das Schiff! An euch und auch alle anderen, solltet ihr etwas verdächtiges hören, sehen, riechen oder auch schmecken, wenn die Engländer kommen, rennt zur Kirche und gebt dem Glöckner Bescheid. Er ist vertrauenswürdig. Soweit klar?"

"Ay!", riefen alle einheitlich, nur Louis schwieg verwirrt.

"Der Prinz bleibt bei mir, dies ist keine Möglichkeit zum Fliehen", fügte Harold charmant lächelnd hinzu.

"Bastard", fluchte Louis, der wirklich Lust hatte, einmal allein zu sein.

"Nicht mehr als du", Harry lächelte weiter und zwinkerte.

"Arschloch", pfiff Louis.

"Ich könnte da ja was über deins sagen, aber ich fürchte die Strafe, die du mir dann zuteil ließest."

Louis schaute finster, so finster wie er eben konnte und selbst die Nacht wirkte dagegen wie Sonnenschein.

"So Prinzessin, hast du schon mal Maisfladen gegessen?", fragte Harry und nahm Louis bei der Hand.
"Wo ist denn dein blondes Schoßhündchen geblieben?", knurrte Louis bissig. Er mochte es nicht, so hin und her geschoben zu werden, er wollte seinen Platz kennen.

Harry runzelte die Stirn.
"Für mich sieht das eher wie braun aus.", murmelte er mit einem Blick auf Louis' Haarschopf.
Er erntete einen Tritt gegen sein Schienbein.

-

Den ganzen Tag hatte Harry ihn von Ort zu Ort gezurrt, er schien gerade zu begeistert, besonders von dem Essen.

Louis hatte eine Art rote Pampe probiert, genau einmal, danach fing sein Mund an zu brennen und er ließ davon ab.
Harry hingegen stopfte sich voll. Vorhin hatte er auch kurz Zayn mit Liam gesehen, aber sie schienen abgelenkt. Zayn hatte eine hübsche Blume hinter sein Ohr gesteckt und mit Liam die 'Bananen' probiert, die Harry empfohlen hatte.

Ein wenig Skepsis hatte sich in Louis breit gemacht. Wo war der Blödmann Finnick? Die ganze Zeit schon ließ er sich nicht blicken, genauso wenig wie Mordred.
Ob das zusammen hing, wusste er nicht, aber alle anderen hatte er mindestens einmal entdeckt. Nun ja, außer Niall, aber der konnte auch gut bei Ash geblieben sein.

Harry gab ihm keine Möglichkeit zu suchen, er hatte ihn nämlich genau im Auge. Der Prinz rollte darüber nur die Augen - wohin sollte er denn?

Das alles war spanisches Gebiet, und er war der englische Prinz. Und da herrschte ein ganzer verfluchter Krieg zwischen den beiden Fronten, selbst wenn er zumeist nur auf dem Wasser stattfand!
Sollte er sich jetzt bei einem Wachposten über seine Entführung beschweren? In welcher Sprache denn?

Bisher nutzte er nämlich Harry als Übersetzer, der aus ihm unbegreiflichen Gründen die Sprache konnte.

Ein gellender Schrei riss ihn aus seinen Gedanken.

Er blickte sich um, doch sah er nichts. Schien wohl weiter entfernt zu sein. Harry jedenfalls lächelte.

Als die Sonne langsam zu sinken begann, kehrten sie in Richtung des Schiffs zurück.

Als sie gerade ankamen, wurde Louis mit einer Umarmung von einem strahlenden Zayn empfangen. "Ich werde heiraten, Lou. Nicht nur irgendwen, sondern Liam", flüsterte er. Louis sah über Zayns Schulter hinweg zu Liam, der schüchtern lächelnd zu Harry schaute. War das abgesprochen gewesen?

"Das ist wundervoll, Zayn", knickte der Prinz für seinen Freund ein und wurde ganz weich im Kern. "Wisst ihr schon wann? In einer Kirche?", fragte er und streichelte die Wange des strahlenden Mannes vor sich.

"Nein. Baldmöglichst und auf dem Schiff. Harry hat als Captain die Autorität und zu verheiraten. Naja - achso, ich hab vorhin deinen guten Kumpel Finnick gesehen, wie er am Markt von einigen heiratswilligen Frauen verfolgt wurde. Schönheit ist wohl doch ein Fluch, hm?", er kicherte leise.

"Ein Fluch. Ja, das stimmt wohl.", wieder so ein leises Klingeln in Louis' Kopf, aber erneut offenbarte sich ihm nichts.
Verdammt war dieses ganze Rätseln.

-

Zu Zweit saßen Louis und Harry in der Kapitänskammer.
"Ich weiß nicht, wie du nach dem ganzen Schrott immer noch so viel futtern kannst", murmelte Louis, der zwar selbst seine Portion aß, die aus Dingen bestand, die er kannte, aber er hatte sich schließlich auch nicht den ganzen Tag durch das gesamte Dorf gefressen.

"Ausdauer und Beharrlichkeit, gepaart mit Willensstärke und einem dehnbaren Magen", erklärte Harry stumpf und schob sich einen Löffel Werweißschonwas in den Mund.

"Ekelhaft", kommentierte Louis.

"Ey, erstere Eigenschaften sind auch für ganz andere Dinge praktisch.", nuschelte Harry mit vollem Mund und frechem Blick.

"Jaja, Opi. Kau bloß weiter, bevor du nicht mehr kannst."

"Oho, weil du meinen ungehörigen Mund stopfen wirst?"

"Nein, weil dir das Gebiss rausfällt."

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt