"Er verlässt ohne Erlaubnis das Schiff, er rennt aufs Deck, wenn es ihm deutlich verboten wurde, er lenkt mich immer von der Arbeit ab, wie soll ich ihn denn bitte hier behalten?!", klagte Harry auf seinem Schreibtischsessel, Liam mit sich im Raum.
Sein Berater und guter, wenn nicht bester, Freund gähnte. "Bist du sicher, dass du das nach dieser Nacht besprechen willst? Vorallem wo wir jetzt ein wesentlich größeres Problem mit Flosse haben?", er zeigte auf die Kiste, die in einer Ecke lag.
"Mh,", rumorte Harry, "du bist doch sonst so erpicht darauf, ihn loszuwerden. Und jetzt denke ich drüber nach, aber du willst lieber über den Fisch reden?"
"Der 'Fisch' hat den Busen einer Göttin und könnte uns sicherlich alle in's Verderben stürzen. Und der Prinz erfüllt zumindest das erste Kriterium nicht.", erwiderte der große, breit gebaute Mann. Seine warmen, braunen Augen musterten Harry, er war es, der die Entscheidungen treffen musste.
"Wir behalten sie an Bord, bis wir an den nächsten Hafen anlegen. Dort verkaufen wir sie, oder lassen sie dort entweichen. Zurück zu Louis:-"
"Ist dir eigentlich einmal in den letzten Tagen aufgefallen, dass du nur noch von ihm redest? Prinz hier, Louis da - wenn er ein so großes Problem darstellt, dann werd ihn los. Verkauf ihn an irgendwelche Inselbewohner, schmeiß ihn in die See, irgendwas. Oder du behälst ihn und wirst dir endlich darüber klar, was er eigentlich ist."
"Leider weiß ich zu gut, wer er ist.", knurrte Harry.
"Nein.", widersprach Liam ihm. "Du denkst, er sei der englische Thronerbe. Ist er auch, aber in erster Linie ist er unser, dein Gefangener. Und wenn du es offiziell so bestimmst, dann offiziell Teil der Crew.
Du kannst ihn nicht frei lassen, dann sind wir erst recht dran. Aber du kannst ihn zum Bleiben animieren.""Lass mich bitte kurz allein. Und nimmt sie bitte mit!", er zeigte mit dem kleinen Finger angeekelt auf die Truhe. "Aber versteck sie gut bis heute Abend."
Ihm fehlten Briefe. Schon seit einigen Tagen war Harry aufgefallen, dass seine Unterlagen verschwanden und etwas zerknitterter wieder auftauchten.
Er wusste auch, wer es war, der sie laß. Und er tat nichts dagegen.
Es war kaum zu übersehen, besonders nicht für Harry, der seit Jahren ständig zu analysieren versuchte, was er fühlt.
Er mochte den Prinzen, auf einer ganz oberflächlichen Art. Die braunen Wuschelhaare, die klar blauen Augen, der süße Geruch. Äußerlich strahlte der Prinz wie ein heller Stern vor Attraktivität - Harry würde darüber nicht lügen.
Aber wie sollte das aussehen? Piratencaptain und englischer Kronprinz, zusammen unter einer Decke. Was sollte die Besatzung denken?
Die Tür schwang auf und unterbrach seinen Gedankenfluss.
"Ich habe bisher genug Lügen für ein ganzes Leben gehört und erwarte jetzt von dir die ganze Wahrheit!", stieß Louis aus, als die Tür hinter ihm zufiel. Er sah aus, als würde er gleich vor Wut auf den Boden stampfen.
Harry lief ein Schauer über den Rücken. Woher sollte der Prinz erfahren haben, dass -
"Hier schwimmen keine Wale und greifen für gewöhnlich auch keine Schiffe an, das habe ich gerade von Henry gehört! Also, was war das gestern?"
Henry gehört einmal ordentlich unter Wasser gedrückt. Scheiß Petze.
"Wenn ich wollte, dass du erfährst, was dort los war, dann hätte ich es bereits erzählt.", meinte Harry neutral und lehnte sich gegen den Tisch.
Louis kam ihm - in seinen Augen bedrohlich - näher, bis er direkt vor Harrys großer Nase stand. Natürlich blickte er zu ihm auf. "Teil des Deals war, dass du ehrlich bist."
Der Captain schnaubte.
"Teil des Deals war auch, dass du auf dem Schiff bleibst.""Ach komm schon, das ist jetzt nicht dein Ernst? Ich bin doch wieder hier, stell dich mal nicht so an, Opa.", quatschte Louis los und piekte gegen Harrys entblöste Brust.
"Ach, denkst du wirklich, ich sei so alt?", er drängte ihn mit Leichtigkeit zurück, "Aber mit dem Alter kommt bekanntlich ja Weisheit.", er lächelte harmlos zu Louis hinunter, dann beugte er sich zu seinem Ohr und wisperte: "Und Erfahrung."
Der Prinz unter ihm versteifte sich, im vollem Bewusstsein, dass hinter ihm sich die Wand befand.
Zu Harrys Zufriedenheit konnte er feststellen, dass sich Louis' kleine Härchen aufgestellt hatten."Sag mir, wer dieser komische Robin war, den ihr besucht habt. Liam hat sich fast in's Hemd gemacht, sagt Zayn.", nun war es an Harry, sich zu versteifen.
Robin ging niemanden etwas an. Er war seine Schattenseite, er wusste von allem und hatte ihn nie enttäuscht.
Würde er nicht verlangen, auch hin und wieder einige von Harrys Leuten zu begutachten, dann würde der Captain der Rising Storm seine Existenz komplett geheim halten.
"Das geht dich so wenig an wie die Farbe des Unterkleides deiner Großmutter."
Er sah den Kleineren die Augen verdrehen.
"Du denkst auch, du wärst sehr witzig, hm?", er entfernte sich von dem Lockenkopf und nahm den Mantel in die Hand, der auf Harrys Bett lag. Er trug ihn fast nie.
"Eigentlich ja.
Also, schon was aus meinen Briefen schließen können?", sprach Harry, während er sich zu dem Prinzen auf seine Koje setzte."Ja. Womit du deinen Alltag verbringst ist Unsinn. Was ihr versucht muss so dämlich sein, dass man es sich nicht erschließen kann und wenn es darum geht, meinen Vater zu stürzen, dann bringt es ohnehin nichts."
"Keine Revolution ohne einen Aufstand."
Sie redeten eine Weile darüber. Harry verriet nichts von seinen Plänen und Louis offenbarte keine Staatsgeheimnisse. Sie tauschten nur ihre Meinungen aus, ruhig, obwohl sie sich nicht zustimmen wollten.
"Ich werde das Gefühl nicht los, dass du etwas persönliches gegen meinen Vater hast.", nuschelte Louis irgendwann.
"Ich habe nichts gegen deinen Vater als Person, aber ich verabscheue den König.", sein Blick wurde finster.
"Genug Geplapper für einen Tag. Kaffeekränzchen beendet, geh wieder deinen Aufgaben nach, Louis."
Eine Weile schwieg der Jüngere.
"Ay, Captain."
Damit verließ er Harry.
DU LIEST GERADE
the pirate prince | larry
FanfictionDie, in der Harry der Captain eines Piratenschiffs ist, und den Thronerben Prinz Louis entführt. Oder: Harry ist ein wichtiger Teil in einer Gruppe von Feinden des Königs, versteckt aber die Gründe für seine persönliche Ablehnung gegen den Mann gut...