the pirate prince | larry

44.

Harry stolperte wieder hinaus, sobald er sich gefasst hatte. Der Nebel war noch immer da und ließ die Welt grau erscheinen. Er hielt sich seinen Hemdkragen vor den Mund und ging auf seine Besatzung los. Mit einem Seil.

Ein Seitenblick zu Mordred ließ ihn erkennen, dass sie sie seinen Plan durchschaut und für gut befunden hatte.
Ein weiterer Seitenblich verriet ihm, dass die Reiter noch immer auf das Schiff zuritten.

"Hast du eine Waffe bei dir?", fragte er Calum, der nun festgebunden vor ihm lag.
Doch er erhielt keine Antwort. Der Schwarzhaarige starrte mit leerem Blick an ihm vorbei, raus auf die See.
Harry tastete ihn ab und zog ihm einen Doch aus dem Gürtel.

So setzte er sein Werk fort, auch wenn er sich einbildete, zunehmend lautere Schreie wahrzunehmen. Als ihm die Beine schwer wurden, schob er seine eigenen Waffen von sich weg und nutzte seine letzte Kraft, um die letzten Knoten um sich herum zu legen.

Er hätte es nicht zurück zur Kammer geschafft. Und vielleicht verdiente er nach all seinen Taten ja auch diese ganz persönliche Horrorshow.

-

Wasser. Wasser! Louis schreckte auf und schnappte nach Luft, hustete, während ihn der Gedanke packte, dass sie sanken.

Aber dafür wäre das echt ein bisschen wenig Wasser, huh?

Verwundert sah er sich um und tatsache, kein Wasser. Aber nass war er. Mordred lächelte ihn an.

Mit einem leeren Eimer in der Hand.

"Du bist absolut kacke.", empörte er sich, doch klang erschreckend kraftlos dabei.

"Nanana, lernt man solchen Ausdruck am Hof?"

Louis stöhnte genervt. "Warum sind wir nicht alle tot? Glaub nicht, ich hätte den schwarzen Nebel vergessen.", ihm schauderte es bei der Erinnerung. Tatsächlich würde er es wohl nie wieder vergessen können, die Bilder hatten sich in seinen Kopf gebrannt.

"Ich hab uns rausgesegelt. Und jetzt steh auf, die anderen habe ich auch schon geweckt."

Drei Minuten später lauschte er Harrys Schimpftirade, weil Mordred sie wohl mitten in's nichts gelenkt hatte. Und das war ehrlich nicht schön mitanzuhören.

"Shh, das Mädel hat das Schiff vorm Sinken bewahrt, Captn, sei nicht so hart zu ihr.", versuchte Henry zu schlichten. Mordred nickte zustimmend, hatte aber längst aufgegeben, sich anders zu verteidigen.

"Und du! Ich weiß doch ganz genau, dass du mir eins über'n Deckel gezogen hast, du untreuer Esel du!", begann Harry nun auch Henry zu beschimpfen.

"Hab ich nur gemacht, um den Kleinen zu beschützen."

"Klein?", meckerte Louis ungefragt los, "Ich frag dich gleich nochmal, wie klein ich bin, nachdem ich dir eins übergedrescht hab, Henry!", fauchte er und griff schonmal nach den am Boden liegenden Waffen.

"Keine Waffen werden auf Crewmitglieder gerichtet!", fuhr Moby ihn an und schlug ihm den Knüppel aus der Hand.

"Ihr habt alle ein zu großes Gewaltpotenzial! Und da höre ich mir noch einmal an, dass Männer gut in Führungspositionen seien.", warf Mordred ein, die nun doch die Nase voll hatte.
"Hatte ich uns da nicht rausgebracht, wärt ihr einer nach dem anderen umgekommen. Und ich am Ende mit dem Schiff gesunken. Also möchte ich von dir heillosem", sie zeigte auf Harry, "Versager erstmal gar nichts hören!"

"Ruhig.", meinte Henry dann. Und das Zittern seiner Stimme ließ für einige Sekunden wirklich jeden einhalten.

"Mag sein, dass es an meinem Zustand liegt. Ich war lange nicht so nüchtern.", der alte Mann schluckte. "Aber sieht denn keiner von euch, wie verrückt das alles hier ist? Unsere Freunde sind tot!"

Ihm stiegen Tränen auf. Louis biss sich auf die Zunge. Er hatte Recht.

"Und wofür interessieren wir uns? Dafür, wer uns in das Verderben gestürzt hat. Das war nicht der ehrenhafte Tod, den man sich auf See vorstellt. Das war grauenhaft. Und Niall und Ashton, die Beiden verdienen es nicht, dass niemand über sie redet.", er atmete tief ein. Die ganze Stimmung war durch seine Worte gekippt. Die Wut war weg. Manche sahen auf ihre Hände, manche blickten weiter starr zu Henry.

"Ich möchte, dass wenn wir das Festland noch ein weiteres Mal erblicken können, wenn wir auch nur einen weiteren Tag erblicken, wir ihr Wesen im Herzen und ihren Namen auf der Zunge tragen. Auf dass es welche von uns gibt, die nicht vergessen werden." Zwei Sekunden stand er noch da, mit dem energischsten Ausdruck, den Louis je zu Gesicht bekam. Dann schüttelte er den Kopf und trat zurück.

Harry wusste, an wen die letzten Worte gerichtet waren. Und sie galten weder ihm, noch Louis.
Sie waren keine Durchschnittstypen, es wurden Bücher geschrieben über ihre Familien.
Aber seine Leute, jeder von ihnen, stand permanent vor der Realisation eines Todes in Vergessenheit.

Es fiel ihm schwer zu handeln.
"Ab sofort werden zwei Lichter für sie brennen.", er sah Henry an, der lächelte und dann Michael, der sich aufmachte, Kerzen zu holen.

-

Die größte Gefahr lag nun wohl hinter ihnen, stellte Louis am späten Nachmittag fest. Derweil hatten Harry und Mordred es wieder aufgenommen zu zanken.

Er meinte, sie wüssten nicht wo zur Hölle sie waren und sie meinte, dass sei gar nicht so schlimm. Sie kamen irgendwie nicht auf den selben Nenner.

Louis hatte das Ganze still beobachtet. Und er wusste, was los war. Dachte er zumindest.
Aber er fühlte sich so, als habe er etwas durchschaut, was nur einem Meisterdetektiv bewusst gewesen wäre.

Mordred? Ihre Strategie schien immer auf Täuschung zu basieren. Und sie war immer klüger, als man vermuten mochte.
Als alle anderen halbtod rumlagen, schien sie souverän am Steuer zu stehen. Wie das passiert war, konnte sich Louis zwar noch nicht ganz erklären, aber er war sich sicher: Mordred wusste, wo sie hingesegelt war. Und vermutlich wusste sie auch, wo sie nun waren und ihrer Meinung nach hin sollten.

Warum sie das Harry nicht verriet, konnte viele Gründe haben, auch andere als zum Beispiel Misstrauen.

Vielleicht empfand sie es auch einfach als witzig, dem Lockenschaf etwas vorzugaukeln.

____

3 Teile und Epilog ist meine aktuellste Schätzung, aber zitiert mich nicht drauf

Alles gut?

Fragen bzgl der Story?

Generell Meinungen?

Und einen schönen Start in die nächste Woche :D