5.

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"Ihr habt euch auch Zeit gelassen.", grummelte Peter, ein breit gebauter und eher kleiner Mann, der auf dem Boden saß.

"Das ist also der Prinz?", grinste Luke, blond, lange Haare und ein aufgewecktes Funkeln in den Augen.

"Das ist er. Und damit er uns nicht so schnell wieder verlassen muss, nehmen wir ihn jetzt auf das Schiff, alles klärchen?", sagte Henry und nahm einen großen Schluck aus seinem Schlauch.

Irgendjemand packte Louis von hinten und drückte ihn in Richtung von einem der Boote.

Das wars wohl nun, dachte sich der kleine Prinz, nun würde er nie gefunden werden.

Er konnte sich noch nicht ganz erschließen, warum sie ihn nicht einfach umbrachten, wenn sein Vater sie jagen ließ. Doch vielleicht wollten sie ihn auch auf einem düsteren Schwarzmarkt weiterverkaufen - als Sklaven oder so etwas.

Louis schauerte es und sterben schien ganz plötzlich doch nicht wie das größte erdenkliche Übel.

Er knurrte ein bisschen, aber weil sein Gesicht nach unten lag, seit eher ins Boot 'gefallen' war, klang es wenig bedrohlich und war auch sehr anstrengend.

Henry horchte auf, als ihm irgendetwas seltsam vorkam. Er konnte nicht genau sagen, was es war, doch Recht schnell erkannte er, dass sie nicht mehr allein waren.
Er sah sich genau um, doch da verschwand das Gefühl auch schon wieder.

"Ey, wir müssen los. Wir wurden entdeckt - und lange brauchen die nicht!", meinte er und hüpfte zu Louis in das Ruderboot.
"Keine Sorge Kleiner, ich paddel für dich mit.", meinte er glucksend und der Angesprochene verdrehte die Augen. Er wälzte sich herum und sah nun zum Himmel auf.

Auch die anderen machten sich nun daran, die Küste zu verlassen und als die Soldaten am Ufer in Sicht kamen, waren sie am Horizont nur als Fliegendreck zu erkennen. Luke legte das Fernrohr nieder.
"Der, der uns gesehen hat, wird erkannt haben, dass wir Piraten sind und unser Schiff nicht weit sein kann. Sie werden alles abfahren, bis sie es gefunden haben."

"Das ist Harrys Problem.", brummte Calum.

Sie fuhren weiter zum Schiff und Louis fragte sich, wer dieser Harry nun war. Er schien wichtig zu sein, doch der Captain war doch Edward?

Oder gab es zwei?

Oh nein, war er nun nicht nur auf ein Piratenschiff gekommen, sondern auch noch auf eines, dass jederzeit gegen einen Stein segeln könnte, weil die Leute gerade versuchten, sich gegenseitig umzubringen?

Piraten waren ein unzivilisiertes, furchtbares Volk und eine einzige Plage für sein Königreich, soviel war für ihn sicher.

Ob er die Mauern seiner Heimat jemals wieder sehen würde? Oder war es noch zu früh, das zu denken? Wobei es jetzt wohl besser war, später könnte er schließlich schon tot sein.

Das ganze Schwanken auf dem Boot ließ er brav über sich ergehen, bis er angestupst wurde. 

"Ey, Kleiner. Mach dir nicht zu viele Sorgen, hab ich früher auch immer gemacht. Und guck mal, wie viele Falten und wie wenig Haare ich noch hab!", nuschelte Henry dem Prinzen zu. Ein wenig Mitleid hatte der Mann in seinen Dreißigern ja doch mit dem Burschen. Er wusste ja, dass er nicht wirklich dafür verantwortlich war, was sein Vater tat. Aber eines Tages hätte er seinen Platz eingenommen und würde sie genauso töten lassen, da musste man sich nichts vormachen.

"Eigentlich wollten wir ja deine Schwester, aber Cap' hatte schon immer eine Schwäche für hübsche, kleine Jungen.", er zwinkerte Louis zu, der nur die Augen verdrehte. Nicht nur Piraten, sondern auch noch Perverse!

"Jedenfalls wissen wir immer noch nicht so ganz, was sein Plan ist. Aber ich schätze, dass er nicht vorhat, dir was zu tun, das wollten wir mit ihr ja auch nicht. Egal, was er vorhat, ich hoffe es bleibt bei dem Niederlassen auf einer schönen Insel. Man sieht's mir durch meinen Charme nicht an, aber ich werde so langsam alt. Und da kommt mir eine warme Insel mit schönen Frauen und meiner Familie gerade Recht. Ach, ja das ist eine schöne Vorstellung.", er schloss genussvoll die Augen und bekam ruckzuck einen Stoß in den Rücken. "Brabbele ihn doch nicht voll. Nur, weil sich einer mal nicht wehren kann, musst du ihm nicht gleich stundenlang deine Lebensgeschichte erzählen.", sagte ein Mann mit buschigem roten Bart und freundlichen Augen.

Als Louis einen Blick auf seinen halb entblößten Oberkörper und seine Arme erhaschen konnte, bemerkte er, wie bunt gefärbt diese waren. Ob man die Farbe wohl auf der Haut spürte?

Henry schwieg danach erstaunlicherweise, bis sie an einem wirklich nicht zu kleinem Schiff ankamen. Es sah nur ein wenig anders aus, als die Schiffe, die Louis bisher gesehen hatte, aber er musste zugeben, dass dieses doch noch ein wenig schöner und beeindruckender war. Die Galionsfigur stellte eine Nixe da, sie hatte einen Arm wie zum Angriff erhoben und in der anderen Hand einen Kelch. Ob sie nun lächelte, oder wütend schaute, konnte der Prinz nicht ganz identifizieren.

"So, und jetzt rauf da.", ordnete Henry an und half Louis mit den Fesseln. Der Prinz betrat als zweites von den Männern das Schiff und zu seinem Bedauern fühlten sich seine Füße nicht an, als würden sie diesen Ort bald wieder verlassen können.

"Du bist wirklich hübsch, wurde dir das schon einmal gesagt?", raunte eine tiefe Stimme ihm von hinten ins Ohr und löste unerwartet den Knebel. Louis wollte es wirklich nicht, aber eine leichte Röte schlich sich auf seine Wangen. Mädchen waren hübsch, Jungen wurden vielleicht einmal als ansehnlich bezeichnet. Aber die Vorstellung, hübsch zu sein, gefiel ihm doch irgendwie.

Hinter ihm trat Edward hervor, und als der Kleiner das erkannte, senkte er seinen Blick und starrte stur auf die braungebrannte Brust seines Gegenübers, die von seinem weit aufgeknöpften Hemd nicht im geringsten Bedeckt wurde. Einen Teufel würde er tun und zu diesen Halunken, diesem Barbaren aufsehen!

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt