erste Phase

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Im Leben gibt es theoretisch 8 Phasen der Trauer, die ein menschliches Lebewesen nach dem Tod einer geliebten Person durchleben muss.

Die erste Phase ist das Leugnen.
Dies bedeutet das nicht-wahrhaben-Wollen und die Isolierung.
Das ist bestimmt ein Irrtum.", behaupten die meisten, merken daher selbst nicht wie irrsinnig sie klingen.
So werden zum Beispiel Befunde nicht ernst genommen und man ist der Meinung, dass es sich um eine Fehldiagnose oder eine Verwechslung handeln muss.
Diese Zeit dauert zwar nicht lange an, ist jedoch der Beginn der Trauer.

Diese Zeit dauert zwar nicht lange an, ist jedoch der Beginn der Trauer

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Erneut blätterte Pak Kia-Lee in dem großen, etwas älteren Fotoalbum.
Ihre zarten rosa Lippen bebten seit Minuten und bittere Tränen bahnten sich den Weg ihren Wangen hinunter.
Schon lange hatte sie da gesessen, schon so oft.
Und schon so oft hatte sie durch dieses Fotoalbum geblättert, sich öfters die feine Haut ihrer Fingerspitzen an den Karton-Seiten geschnitten aber dennoch hatte sie es mehrmals angesehen.

Sie strich über eines der Bilder, das ihren Bruder Chiron und sie selbst zeigte.
Chiron war nur zwei Jahre älter als sie gewesen und dennoch hatte er mit jungen 20 Jahren schon den Tod gefunden.
Mittlerweile war dies drei Monate her und kein Tag war vergangen an dem Kia ihm nicht nachgetrauert hatte.
Kein Tag war vergangen an dem sie nicht an ihren Bruder gedacht hatte und sich nicht erklären konnte wieso es so passiert war.
Wieso Chiron, der sonst so fröhliche und ausgelassene Junge, sich dazu entschlossen hatte sich das Leben zu nehmen.
Es kam Kia vor als wäre es gestern gewesen, als sie benachrichtigt wurden, dass ihr geliebter Bruder gefunden wurde.
Leblos, ohne Herzschlag.

Vor genau drei Monaten hatte sich Pak Chi-Ron von einer Brücke in der Nähe des Souls Hauptparkes gestürzt.
Ermittlungen liefen Wochen lang, bis die Polizei die Hoffnung den Grund herauszufinden aufgegeben hatte.
Sie hatten keinen einzigen Grund herausgefunden, hatten es jediglich auf einen Unfall geschoben um sich nicht mit einem solch heiklen Fall auseinander setzen zu müssen.
In Korea war Selbstmord eines der heikelsten Themen überhaupt, keiner verlor jemals ein Wort darüber und solch ein Vorfall wurde meist unter den Teppich gekehrt.

Auch Kia und Chirons Eltern hatten es aufgegeben nach Beweisen zu suchen, lebten immer noch in der Meinung Jemand hätte ihren geliebten Sohn ermordet, ihn in den Tod geschubst und sterben lassen.
Jedoch hatten sie schon seit Jahren nicht viel mit ihrem Sohn gesprochen, hatten kaum etwas von seinem Privatleben mitbekommen und damit befassen wollten sie sich auch nicht wirklich. So schien es zumindest immer.

Wieder fuhr die 18-Jährige Koreanerin über eines der Kinderbilder und fragte sich zum mittlerweile tausendsten Mal wieso er sie verlassen hatte.
Warum er seine Schwester auf dieser Welt alleine ließ und sich entschied zu flüchten.
Zu flüchten in eine Welt von der er nichts wusste.
Er ließ jeden ohne Vorwarnung zurück: seine Familie und seine besten Freunde.
Es war so unerklärlich wie der Tod selbst.
Warum musste der Tod einen einholen und warum kam er so schnell?

Hatte Chiron schon länger die Absicht oder die Gedanken sein Leben für immer zu beenden?
Und was führte ihn dazu?
Es musste doch Gründe geben!

,,Es muss Gründe geben.", flüsterte das dunkelhaarige Mädchen, stand auf und stapfte erneut in Chirons leeres Zimmer.
Durch die Ermittlung wurde das ganze Zimmer auf den Kopf gestellt und obwohl es seine Mutter so sehr schmerzte, räumte sie es nach der Verwüstung so gut auf, wie sie konnte.

Kia hatte sich seit seinem Tod nie auf sein Bett gesetzt, sie hatte immer nur einen Blick ins Zimmer geworfen und war dann wieder gegangen.
Sanft fuhr sie mit ihren zarten Fingern über das saubere Laken und sah sich zitternd um.
Seine Sport-Trophäen aus der Grundschule standen immer noch am selben Ort, sein Schrank war immer noch befüllt und auch die Poster waren am selben Fleck. Fast schien es so als wäre er nur auf einer Reise und würde bald wieder zurück kehren.

Kias Blick schweifte über die vielen Bilder, auf denen er mit seinen Freunden in die Kamera lächelte.
In den letzten Jahren machte Chiron ebenfalls eine große Styleveränderung durch:
Seine Lippen waren geschmückt von Piercings und auch sein Arm und seinen Hals zierten Tattoos.
Tattoos galten in Korea als Unreinheit.
Als Chiron damit nach Hause kam, konnte er sich eine Stunden lange Predigt seiner Eltern anhören.

Piercings konnte man ganz einfach rausnehmen, Tattoos konnte man nur durch professionelle Tattooentfernung verschwinden lassen.
Doch Chiron hatte sich noch nie für die Meinung anderer interessiert.

Seiner Meinung nach war es egal was andere von einem dachten, nur man selbst sollte überzeugt davon sein.

Kia stand vor dem Wandspiegel, an dem einige Sticker von verschiedenen Bands klebten.
Ihr Bruder liebte die Musik, doch hatte selbst nur zwei Jahre einen Klavierkurs besucht und dies war auch schon länger her.

Chiron hatte keine Zeit für sowas, sagte er immer.
Und Kia hatte sich auch nie wirklich darum gekümmert, was ihrem Bruder gefiel.
Sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt, sodass sie gar nicht wusste dass er Texte schrieb.
Keiner wusste das, außer einer seiner Freunde, und keiner sollte diese auch je zu Gesicht bekommen.
Seine dunkelsten Gedanken spiegelten sich darin wieder und er wollte niemals dass andere seine Gedankenwege kannten.

Traurig blickte das dunkelhaarige Mädchen mit den hellen Haarspitzen auf ihr Spiegelbild. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit, die selben Augen und den selben Mund wie ihr Bruder. Zitternd fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über die bebenden Lippen.

Doch sie wollte nichts mit ihm gemeinsam haben, zu sehr hatte sie Angst ebenfalls so zu handeln wie er. Sich in ihren eigenen Gedanken zu verlieren und bald schon von all den negative Gefühlen überrannt zu werden.

Als sie an seinem Bett entlang sah, fiel ihr jedoch etwas auf: ein zerknittertes Blatt Papier war nur schwer zwischen der Matratze und dem Bettgestell zu sehen. Erst als sie genauer hinsah, entdeckte sie es und zog daran.
Als es sich jedoch nicht lösen wollte, hob sie die schwere Matratze mit großer Anstrengung auf und entdeckte ein kleines, zerzaustes Notizbuch, das sie sofort in die Hand nahm und die Matratze mit einem dumpfen Geräusch fallen ließ.
Wie konnte die Polizei dies nicht beschlagnahmt haben?

Kia betrachtete das kleine Heft in ihren Händen.
Es war kein Schulheft, das sah sie sofort. Es war schwarz, beweglich und die Seiten blassgelb.
Und als sie die erste Seite aufschlug und die Handschrift ihres Bruders sah, lief es ihr kalt den Rücken runter.

Und als sie die erste Seite aufschlug und die Handschrift ihres Bruders sah, lief es ihr kalt den Rücken runter

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Chiron und Kia, 2000

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Hallo meine Lieben!
Hier eine Erklärung, damit ihr nicht verwirrt seid :3

Normale Schrift bedeutet, dass die Geschichte in der Gegenwart spielt.
Die kursive Schrift bedeutet, dass es die Vergangenheit ist.
Kursiv und fett gedruckt bedeutet, dass es Chirons Gedanken und Einträge ins Notizbuch sind.

Ich wünsche euch noch viel Spaß, danke fürs lesen ❤️

One More Light | BTS √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt