OML Special ~ Shadow Of The Day

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Kim Taehyung saß im Flur des Krankenhauses

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Kim Taehyung saß im Flur des Krankenhauses. Über seinen nackten Schultern hing eine dicke Thermodecke, die ihn wärmen sollte.
Er wartete auf die Nachricht des Diensthabenden Arztes, denn vor knapp zwei Stunden hatte er einen jungen Mann aus dem Fluss gefischt und ihm das Leben gerettet.
Er war nach einem anstrengenden Arbeitstag auf dem Weg nach Hause gewesen und hatte, trotz der eisigen Temperaturen, diesen leicht bekleideten Jungen gesehen und wie er heulend am Geländer hing. Schon da hatte Taehyung eine böse Vorahnung gehabt, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass sein damaliger Bekannter, Pak Chiron, genau den gleichen Weg gegangen war.
Deshalb hatte er auch instinktiv reagiert und mit aller Kraft versucht, diesen jungen Mann zu retten.
Nun saß er vor dessen Zimmer und wartete auf irgendein Lebenszeichen.
Seine dunklen, mittellangen Locken hingen ihm feucht vor den Augen, waren aber schon dabei zu trocknen. Dennoch machte ihn die Warterei wahnsinnig. Er lehnte auf dem Stuhl, den Kopf so weit nach vorne gebeugt, dass sein Kinn beinahe sein Brustbein berührte.
Plötzlich klingelte sein Smartphone.
Es war Hoseok.
»Hey«, hörte er sich selbst mit seiner tiefen Stimme sagen. »Wie war dein Tag?«
Die helle, fröhliche Stimme des Rothaarigen zauberte dem Kim ein Lächeln auf die Lippen: »Tae! Mein Tag war super, letzte Woche hatte Kia einen jungen Mann mit nach Hause gebracht, der eine schwere Zeit hatte. Ich finde, dass die Sache mit der Einrichtung eine wirklich gute Idee gewesen ist.«
»Das klingt gut«, erwiderte Taehyung sanft. »Ich hab gehört, dass in den letzten zwei Jahren sehr viele Kinder dazugekommen sind.«
Hoseok machte auf der anderen Leitung ein zustimmendes Summen. »Ja, was eigentlich ziemlich traurig ist. Ich frag mich wirklich, was in der heutigen Gesellschaft falsch läuft. So viel häusliche Gewalt, so viel Missbrauch - wusstest du, dass in Südkorea, die Selbstmordrate bei Frauen, wesentlich höher ist als bei Männern?«
Taehyungs Augen huschten zur geschlossenen Tür. Er gab ein tiefes Brummen von sich. »Bist du dir da sicher?«
Auf der anderen Seite des Smartphones war ein überraschter Laut zu hören.
»Huh? Wie meinst du das?«, kam es verwirrt von Hoseok.
Müde rieb sich der Dunkelhaarige über die Nasenwurzel, schloss seine Augen und öffnete sie sofort wieder. Mit dem Blick auf die Tür. »Ich hab heute einen jungen Mann aus diesem verdammten Fluss gefischt«, fluchend senkte er seine Stimme herab, als zwei Krankenschwestern an ihm vorbeigingen.
Doch sie beachteten ihn nicht.
»Oh«, kam es trocken von der anderen Leitung. »Den Fluss?«
»Ja, diesen Fluss. Ich wäre dafür, dass sie dieses verdammte Ding zu schütten würden«, zischte der Dunkelhaarige mit gedämpfter Stimme.
Der Rothaarige gab ein Brummen von sich. »Hätte ich wirklich nichts dagegen. Ich möchte gar nicht wissen, ...« Plötzlich wurde es still auf der anderen Seite und Taehyung wartete darauf, dass sein langjähriger Freund weitersprach. Tat er aber nicht.
»Hoseok?«, fragte er in den Hörer.
»Entschuldige, hab gerade eine E-Mail bekommen«, murmelte sein Freund geistesabwesend.
Taehyung fragte nicht nach, um was es sich bei der E-Mail handelte. Vielmehr lag seine Aufmerksamkeit bei dem herannahenden Weißkittel, welcher nachdenklich in einer Akte blätterte und sich dem Zimmer des ›Schwimmers‹ näherte.
»H-Hoseok? Ich muss auflegen, ich rufe dich später noch einmal an.« Der Kim war so aufgewühlt, dass er die Antwort seines rothaarigen Freundes gar nicht erst abwartete, sondern direkt auflegte. Nachdem der Arzt vor der Tür stehen blieb, stand Taehyung auf, doch der Mann im Kittel beachtete ihn nicht und ging einfach ins Zimmer.
Besser als nichts, dachte sich der junge Koreaner und schüttelte leicht sein Haupt, wodurch die noch trocknenden Haare hin und her wackelten.

Es dauerte zehn Minuten, bis der Arzt wieder aus dem Zimmer des Dunkelhaarigen kam. Dieser wollte sich wieder seinen anderen Aufgaben widmen, nur sprang ihm Taehyung vor die Füße und hielt ihn davon ab weiterzugehen. Kurz rutschte ihm die Heizdecke über die linke Schulter, aber darauf konnte der junge Koreaner nicht achten.
»Wie geht es dem Jungen?«, verlangte er nach Auskunft.
Der Arzt antwortete, nachdem er seinen Gegenüber von oben bis unten gemustert hatte: »Gehören Sie zur Familie?«
Taehyung überlegte, ob er lügen sollte, denn er wusste, dass er sonst nicht viel Informationen bekommen würde. Doch er war kein großer Fan von Lügen, deshalb schüttelte er nur den Kopf. »Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen«, gab er trotzdem als Antwort.
Der Weißkittel seufzte: »Na schön. Er ist wach, seine Temperatur ist jedoch noch sehr niedrig.«
Stumm nickte der Kim und ließ den Arzt passieren.
Sobald dieser außer Reichweite war, schlich er sich zur Tür, öffnete sie vorsichtig und schlüpfte in den Raum. Das gleichmäßige Piepen kündigte die vitale Funktion des Patienten an, es schien ruhig zu sein. Taehyung, der noch dabei war die Tür so leise wie möglich, in gebückter Haltung und mit beiden Händen, zu schließen, hatte das Gefühl beobachtet zu werden.
»Hast du mich aus dem Wasser gezogen?«, krächzte eine Stimme, die für einen jungen Mann viel zu hoch klang.
Taehyung drehte sich zu der Person im Krankenbett um und man konnte direkt durch die leicht bläulichen Lippen erkennen, dass seine normale Körpertemperatur noch nicht erreicht war.
Seine Stimme zitterte.
»Ja«, sagte der Kim.
»Warum?«, fragte der Schwarzhaarige.
»Warum wolltest du sterben?«, konterte Taehyung ernst.
Der Liegende wandte den Blick ab, drehte den Kopf zur Seite und drückte ihn mehr ins Kissen. Zuerst wirkte es so, als wollte er einer Antwort ausweichen, doch nachdem der Braunhaarige näher kam, erhob der Patient seine schwache Stimme: »Ich habe es wohl verdient ...«
»So ein Schwachsinn!«, entfuhr es dem Retter harsch. Seine Beine hatten ihn neben das Krankenbett getragen. »Als ob es irgendjemand verdient zu sterben.«
»Was weißt du schon ...«, murmelte der Schwarzhaarige.
»Ich weiß eine ganze Menge.« Das Brummen mit seiner tiefen Stimme machte deutlich, wie wenig er von der Einstellung seines Gegenübers hielt. »Hör mal, warum auch immer du auf den Gedanken gekommen bist, ein Selbstmord wäre die Lösung ... dann sage ich dir: Das ist es nicht!«, stellte Taehyung klar. »Ich habe auch einen bekannten Menschen dadurch verloren und ich versichere dir, du wirst eine Menge Menschen verletzen, wenn du dein Leben beendest.«
Überraschenderweise hatte er die Aufmerksamkeit des ›Schwimmers‹ geweckt und sie hielten ziemlich lange Blickkontakt.
Die großen Augen des Geschwächten sahen ihn mit einer Mischung aus Staunen, Mitleid und Verständnis an, ehe er krächzte: »D-du hast auch jemanden verloren?«
Taehyung nickte und seine Gedanken schweiften an die verschwommenen Erinnerungen zu Pak Chiron ab. »Er war zwar nicht unbedingt der sympathischste Kerl, aber ein guter Freund meines besten Freundes. Und ... er hat mir versucht in einer Situation zu helfen«, erzählte der Kim mit gesenktem Blick. »Wie sich herausstellte, war er zwar Schuld daran, aber ich habe nie gewollt, dass er stirbt. - Vermutlich hatte er nur ziemlich viele Probleme.«
»Ich auch ...«, kratzte der schwache Ton über die Stimmbänder des Schwarzhaarigen und seine Augen füllten sich mit Tränen. »M-mein Exfreund hat sich ... das Leben genommen.«
Taehyung hob den Blick. »Und du denkst, dass du Schuld daran hast?«, fragte er und wartete lange auf eine Antwort seines Gegenübers.
Bis dieser schließlich nickte.
Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, doch schließlich legte Taehyung beide Hände auf die kalte, wesentlich kleinere Hand des Liegenden. Der Kontrast zwischen ihren Körpertemperaturen, löste eine Gänsehaut bei ihm aus.
»Du bist nicht Schuld daran«, versicherte der Kim. Und im selben Atemzug versprach er dem Jungen: »Ich bin mir sicher, dass du ein wunderbarer Teil in dem Leben dieses Menschen warst. Und wenn du möchtest ... dann helfe ich dir dabei, wieder im Leben Fuß zu fassen.«
Ihre Blicke trafen sich erneut.
Hoffnung und Schmerz wetteiferten in den Augen des Schwarzhaarigen.
Die vollen Lippen wagten ein zaghaftes Lächeln.
»Danke«, hauchte er und erwiderte den leichten Druck der warmen Hände auf seiner.
Und Park Jimin nickte.

geschrieben von zitronenreh

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geschrieben von zitronenreh

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