»Mister Park? Sie können nun gehen«, teilte ihm der Mann im weißen Kittel mit, nachdem er sich gründlich um die Verletzungen gekümmert hatte. Sein Gesicht fühlte sich an, als hätte man ihn durch den Fleischwolf gedreht und deshalb war sich Park Jimin nicht sonderlich sicher, ob er wirklich schon dazu bereit war, das Krankenhaus zu verlassen. Aber der Doktor hatte ihm Schmerzmittel verabreicht und ein Rezept für medikamentöse Behandlung gegeben, damit er über dieses Gefühl hinweg kam.
Die Begegnung mit diesem jungen Mann war …
… einprägsam gewesen.
Und hatte dem Hellhaarigen wieder vor Augen geführt, was für ein Feigling er doch gewesen war. Wie wenig er sich für Chiron, seinen damaligen Freund, eingesetzt hatte.
Dieser junge Mann hatte guten Grund gehabt …
Müde, leer und erschöpft rutschte Jimin von der Liege und stellte sich auf seine wackeligen Beine. Sein Körper zitterte. Die Schuldgefühle, die er so lange verdrängt hatte, überkamen ihn.
»Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung«, schickte der Arzt dem jungen Mann hinterher, nachdem der Park sich mit kleinen Schritten zur Tür begab. Was der Mann im Kittel gesagt hatte, hörte er nicht mehr, sondern betätigte die Klinke und verließ den Raum.
Und das Krankenhaus.
Die kühle Luft war ein weiterer Schlag ins Gesicht, obwohl er durch die leichten Schmerztabletten kaum noch was spüren sollte.Er hatte keine Ahnung, wie er es nach Hause geschafft hatte. Aber sobald die Wohnungstür hinter sich zugefallen war, führte der Weg ihn nur noch zurück ins Bett.
And I
Just wish that I didn't feel
Like there was something I missed
In den nächsten Wochen fühlte sich Jimin nicht besser.
Der Winter brach in Seoul herein. Die Stadt hüllte sich in Kälte.
Genau wie Park Jimin.Sein sonst so helles Haar hatte er sich schwarz gefärbt und die Tanzschule hatte er geschmissen. Die wenigen Freunde, die er dort gehabt hatte, meldeten sich nicht mehr, aber es überraschte ihn auch nicht.
Hatte er es nicht verdient, nachdem er das Leben eines Menschen auf dem Gewissen hatte?
Wie in den letzten Tagen auch, lag er auf dem Boden unterhalb des geöffneten Fensters. Spürte die Kälte, die in Form einer leichten Brise hereinwehte und ihn fühlen ließ, dass er noch am Leben war.
Sein Festnetz klingelte, doch der ehemalige Tänzer zeigte keine Reaktion.
Es interessierte ihn nicht.
Vielleicht musste er sich aber bewegen. Musste raus und die kalte Luft am eigenen Leib spüren.
Der Anrufbeantworter ging an und eine weibliche Stimme war zu hören:
»Jimin, Schatz, ich bin es … d-deine Mutter. Bitte ruf mich zurück, w-wir sollten Reden ...«
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One More Light | BTS √
Teen FictionEs ist nie nur eine Perspektive bestimmter Umstände und je nach Person, Gemütszustand, können die Ansichten abweichen. Was Kia bleibt, sind die Ansichten ihres Bruders Chiron in einem Notizbuch, jenes sie leider erst findet, als sie ihn gar nicht m...