One More Light | BTS √

Ausnahmen

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We sometimes think we want to disappear, but all we really want is to be found.

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Mit einem kräftigen Ruck drückte Kia die schwere, leicht knarksende Tür auf um ins Innere der Bar zu kommen.
Es war am späten Nachmittag, somit hockten da nur einige Arbeiter mit ihrem Feierabendbier in den dreckigen Händen.
Ein langer Blick durch den ganzen Raum verriet Kia, dass er nicht da war.
Der Junge mit den mintgrünen Haaren müsste doch auffallen zwischen all den älteren Herren.
Kia seufzte, hockte sich dennoch auf einen der kleinen Hocker am Tresen.
Es fühlte sich eigenartig an, vor Monaten hatte Chiron auf einen dieser Hocker gesessen, hatte mit Yoongi einen Irish Bomb getrunken.
An seinem Geburtstag und an so vielen Nächten danach.
Kurz schauderte es Kia, als sie über das morsche Holz des Tresens fuhr, sich Chirons Gesicht ins Gedächtnis rief.

Es schmerzte und sie räusperte sich.

,,Einen I-Irish B-bomb, bitte.", versuchte die 18-jährige Koreanerin aus sich heraus zu quetschen und kurz herrschte Stille.
Sie war nicht volljährig, es war nicht Mal erlaubt unter 21 Alkohol zu trinken und für ein Mädchen ihres Alters war es auch nicht üblich hier in dieser Bar zu sitzen zwischen den vielen, gierig blickenden Männern.

,,Bitte?", fragte der Barkeeper, als hätte er sich verhört und hörte kurz auf das Bierglas in seiner Hand zu putzen.

,,Einen Irish Bomb hätte ich gern!"
,,Bist du nicht etwas zu jung um Alkohol zu trinken, um diese Uhrzeit?"
Kias Herz rutschte ihr in die Hose, natürlich war sie auf Parties immer irgendwie an ein süßes Gesöff gekommen. Doch da waren die Gastgeber nicht mal selbst volljährig, hatten meist ältere Geschwister darum gebeten.
Sie mochte Alkohol nicht mal, sie wollte nur wissen wie dieser Drink der Freundschaft wohl schmecken würde.
Wie sich der Schaum an ihren Lippen anfühlen würde und ob der Nachgeschmack wirklich so bitter war.

,,W-wie alt schätzt du mich denn?", versuchte sie Selbstsicherheit vorzutäuschen, setzte sich beinahe unnatürlich gerade auf diesen Hocker um größer zu erscheinen.
,,Du gehst höchstwahrscheinlich noch in die Schule. Außerdem.. warum willst du ein Getränk, das dir ohnehin nicht schmecken würde.", meinte der Barkeeper.
Sein Haar war nach oben gegelt, dunkel aber glänzte in dem unnatürlichen Licht der gedimmten Lampe über ihnen.
Sein Gesicht war markant, er sah wie ein typischer Barkeeper aus.

,,Woher willst du das wissen?", fragte sie, runzelte ihre Stirn.

,,Es gibt nahezu keinen der sowas bestellt. Es ist nicht wirklich lecker oder aufregend oder irgendwas. Ne Limo kann ich dir anbieten, Kleine."
Der große Mann Mitte dreißig grinste frech, Kia fühlte sich unwohl.
Warum war sie bloß hier her gekommen?
,,Dann nehme ich eben eine Limo.", brummte sie genervt, kramte in ihrer Tasche während der Ältere den Inhalt einer Flasche in ein Glas schüttete.
Als er fertig war, stellte er es mit einem Knall auf den Tresen, sodass Kia kurz aufschreckte und das Notizbuch herausholte nach dem sie gesucht hatte.

Kurz blätterte sie, er war schon gegangen und hatte eine andere Bestellung aufgenommen.
Sie blieb an der Skizze von Yoongis Gesicht hängen, ein Versuch war es wert.
Sie entfernte die Skizze vorsichtig mit spitzen Fingern aus dem Büchlein, klappte dieses zu und verstaute es sicher in ihrer Tasche.

,,Hey!", flüsterte sie harsch, der Barkeeper hörte es jedoch und kam sofort wieder auf sie zu.
,,Noch ne Limo?"
,,Kennst du diesen Jungen?", fragte sie, seine Frage ignorierend, und hielt ihm das Blatt vor die Nase.

Sein Blick wurde prüfend, grübelnd blickte er auf die Zeichnung als er dann sanft zu lächeln begann.
,,Hast du das gezeichnet?"
,,Kennst du ihn?"
,,Klar, er ist nahezu Stammkunde."
Sie schluckte, ein Stein fiel ihr vom Herzen, sie war erleichtert. Endlich ging etwas voran.

,,Aber wenn du den sehen willst, musst du viel später kommen. Tut mir leid, Kleine."
,,Wann? Wann soll ich kommen um ihn zu sehen?"
Ein überraschter Ausdruck schlich sich auf das Gesicht des Älteren und er sah Kia entgeistert an, als wäre sie völlig durchgeknallt.

,,Ich dachte Min Yoongi hat keine Freunde."

~Diese Bar war miefend, doch ich nahm davon eh nichts mehr wahr. Es war gut, ich fühlte mich gut. Der Abend war anders als andere.~

,,Ich mag es."

Yoongis Körper war inzwischen in die Lehne gesunken und beinahe möchte man meinen er würde jeden Moment einschlafen.
Es war dunkel, sie saßen in einer dunklen, nein in der dunkelsten Ecke dieser Bar.
,,Ich auch, auf eine unerklärliche Art und Weise."
,,Ey.", fauchte Yoongi, setzte sich auf um Chiron böse anzufunkeln, dieser lachte nur.
,,Ich bin froh, dass es dir heute gefallen hat.", sagte er dann, wechselte vollkommen Thema, doch das konnte er immer schon gut.
,,Ach.", lachte Chiron ,,Sei nicht so.."
,,Wie?"
Die Stirn des Älteren, die durch die teils grün, teils blonden Strähnen verdeckt wurde runzelte sich.

,,Na, so cheesy." Yoongi verdrehte die Augen, ließ sich wieder zurück in das gemütliche Sofa sinken.
Die Bar bestand sonst nur aus alten Stühlen und Sesseln nur in der linken Ecke, ganz hinten versteckte sich der gemütlichste Platz.
,,Du musst noch viel lernen, mein Junge.", seufzte Yoongi, nahm erneut einen Schluck seines kühlen Getränkes ,,außerdem bin ich angeheitert, ich darf also Cheesy Dinge sagen."

,,Dann ist also alles erlaubt, wenn man betrunken ist?"
,,Red keinen Mist.", brummte Yoongi, schnippste dem Jüngeren gekonnt gegen die Stirn.
,,Wie lange ist dein letzter Alkohol-Rausch her?"
Yoongis Augen glitten in die Luft, er schien nachzudenken. Die Antwort fiel ihm leicht, er erinnerte sich sofort.
,,Seit ich aufgehört hatte zu trinken."
Chiron lachte, es war mehr ein heiseres, leises Lachen.

,,Deswegen trinkst du nun auch mit mir."
,,Es gibt eben Ausnahmen.", meinte Yoongi, unterstrich diese Aussage mit einer schwenkenden Handbewegung.  Fast so als würden alle seine Aussagen sich eh bald in Luft auflösen und vollkommen vergessen werden.
Chirons Geburtstag war auch schon eine Ausnahme gewesen, doch darauf ging der tätowierte Junge nicht ein.
Viel eher wollte er Yoongi den Spaß gönnen und wenn er trinken wollte, war's eben so.

Sie hatten sich ja schließlich nicht die Birne weg gesoffen, oder?