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I didn't want you to paint me this way.
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Seine Wohnung war klein, beinahe war sie die kleinste Wohnung die Kia je gesehen hatte.
Kleiner als Jimins, der konnte sich zumindest einen kleinen Tisch vor seiner Couch leisten.
Die Wände waren kahl, ab und zu hing da ein Post-It mit einer krakeligen, geschwungenen Schrift drauf.
Auf dem Schreibtisch stand ein Laptop, mehr staubig als benutzt.
Einige zerzauste, zerissene Zettel lagen neben dem Laptop, einige ragten aus der kleinen Schreibtisch-Schublade. Wahrscheinlich war diese so voll bepackt mit Zetteln, dass sie sich nicht mehr schließen ließ.Was Kia jedoch am meisten verwunderte war, dass sich kein Bett in der Ein-Zimmer-Wohnung befand, jediglich eine Auszieh-Couch stand in der Ecke des kahlen Zimmers.
Eine dünne Decke und ein kleines, ungemütlich aussehendes Kissen lag auf der viel zu kleinen Couch.Dekoration war ein Fremdwort für Min Yoongi und die kleine, zierliche Küche sah unbenutzt aus. Einige Brotkrümel lagen noch auf dem kleinen Tischchen, wo nicht Mal ein Stuhl stand. Der junge Mann aß nicht viel, er brauchte keinen Stuhl auf dem er sitzen konnte während er aß.
,,Ich weiß was du denkst.", ertönte die kratzige Stimme des Älteren, genau die die Kia so zahlreich durchs Handy gehört hatte.
Chirons Smartphone hatte sie schon schnell wieder in ihrer Tasche verschwinden lassen doch sein Notizbuch hielt sie noch fest in den Händen.
,,Nämlich?", fragte sie, schloss die Tür hinter sich. Der Blonde seufzte kläglich, nur eine kleine Lampe an der Wand spendete Licht.
Er biss sich auf die Lippen, blickte auf seine Finger, die noch immer zitterten als wäre ihm kalt.,,Warum ich dir nicht gesagt hab, dass ich es bin."
Kias Mund öffnete sich, sie wollte antworten doch ihr fiel keine plausible Antwort ein.
Stattdessen nickte sie nur, warf noch einmal einen kurzen Blick durchs Zimmer.
Es roch nach Kerzenwachs.
,,Warum hast du überhaupt sein Handy eingeschaltet?", fragte er plötzlich ernst, setzte sich auf den Schreibtischstuhl und Kia runzelte die Stirn. Sie erwartete sich eine Erklärung von seiner Seite, stattdessen klang es wie ein Vorwurf.
Min Yoongi war undurchschaubar.,,Eh..", stammelte die Jüngere, suchte nach einer guten Antwort ,,ich war eben.. ich wollte Chirons Tod.. verstehen. Ich konnte es nicht so sein lassen, ich wollte mehr wissen.", erklärte sie ehrlich, ging auf die einzige, freie Sitzmöglichkeit zu. Vielleicht würde sie das Gespräch mit Chirons letztem Kumpel ja umhauen.
Er wippte nervös mit seinen Beinen, zupfte an der Jogginghose, die er trug.
,,Du wolltest ihn verstehen?"
Sie nickte, kaute auf ihren rosa Lippen.
,,Wie weit bist du überhaupt?", brummte er, blickte ihr misstrauisch ins Gesicht, spielte auf das Notizbuch an.Allein sein Blick ließ ihr Blut zu Eis gefrieren, es machte ihr Angst.
Sie fühlte sich unwohl, dennoch war sie froh endlich mit ihm reden zu können. Von Angesicht zu Angesicht.
Sie streckte ihre Hand aus, hielt ihm somit das Notizbuch entgegen.
Als hätte sie ihm ein Todesurteil gereicht, blickte er auf das kleine Buch in ihren Händen. Wieder zersprang sein Herz in tausend Stücke, seine Fassade fiel.
So viel steckte in diesem Buch, so viel Leid und Ungerechtigkeit. Gute Dinge auch, das war wahr. Doch Chirons Gedanken waren nicht einfach.
Sie waren nicht einfach zu verstehen, nach zu vollziehen.
Sie waren schwierig, kompliziert und ergaben manchmal sogar keinen Sinn wenn es nach Yoongi ging.
Es war länger her, dass er dieses Unheilsstück in den Händen gehalten hatte und als er es nun wieder tat, kamen Erinnerungen zurück.
Es schmerzte, auch wenn er Chirons schwer lesbare Schrift sah; wenn er die Skizzen von sich selbst sah und seinen Namen in der Schrift seines verstorbenen Freundes.Er wurde ermordet, von seinen eigenen Gedanken.
Einige Seiten blätterte er durch bis er es schweren Atems wieder schloss. Er wollte es aus seinem Leben verbannen, er wollte die Depression los werden.
Und nun hockte ein entscheidender Punkt vor ihm, wartete auf eine Antwort seinerseits.
Doch er hatte keine, er hatte keine kluge Antwort für sie parat wie am Handy. Am Handy konnte er Jemand sein, den sie nicht kannte. Er konnte sich an die Maske klammern, die er selbst aufgebaut hatte.
Sich dahinter verstecken und so tun als wäre es okay, als wär er nicht derjenige der er war.,,Du bist langsam.", brummte er, als er es ihr wieder in die Hand drückte ohne ihr dabei in die Augen zu sehen.
,,Das liegt daran, dass ich mit den Menschen rede, die darin vor kommen. Es war mein Bruder, ich kann dieses Buch nicht einfach so überfliegen.'', sprach sie bestimmt und starrte ihn dabei an, wie er im Raum herum sah. Wie er versuchte, nicht zu schreien.
Er biss sich erneut auf die trockenen Lippen, verzog sein Gesicht zu einem schmerzvollen Ausdruck.~Lieber würd ich meinen Abend wo anders verbringen und nicht auf einem behinderten Abschlussball. Ich hatte besseres zu tun.~
,,Ein Abschlussball? Das ist doch deine Schule, nicht?'', fragte Yoongi, grinste und stubste dem Schwarzhaarigen in die Seite.
,,Na und?'' Chiron zuckte nur mit den Schultern ,,ich geh eh nicht hin.''
,,Warum?'', fragte Yoongi, warf den Flyer, den er eben erst von der Wand gerissen hatte, in eine Mülltonne.
Überall wurden diese Flyer verteilt: in der Stadt, in den Bars und Clubs und einige klebten auch an Wänden.,,Das ist eine echt behinderte Frage, sieh mich doch mal an.'', brummte Chiron genervt, erntete einen prüfenden Blick von seinem Kumpel. Dann grinste dieser.
,,Du siehst doch gut aus, was ist dein Problem?'', fragte Yoongi, zupfte seine Beanie zurecht ,,ich bin mir sicher es gibt n paar Girls in deiner Schule die auf einen Badboy wie dich stehen.''
,,Das ist nicht das Problem, ich gehe nicht auf solche Veranstaltungen weil sie scheiße sind.''
Wenn Yoongi nur wüsste, dass Chiron keine Einladungen von Mädchen annehmen würde.
,,Wenn du noch nie auf einer warst, kannst du es nicht wissen.'', protestierte der Grünhaarige, versuchte mit allen Mitteln dem Jüngeren zu widersprechen.
Langsam begann es Chiron aber eher zu nerven, er seufzte grummelnd.
,,Ich müsste mir Meth und Ecstasy zugleich reinziehen um auch nur irgendwie amüsiert zu sein.'', sprach Chiron, die beiden bogen in eine Seitengasse ein, steuerten auf Yoongis Stammbar zu.,,Quatsch, ich besorg' dir ne geile Schnitte und dann sind dir alle neidisch.'', scherzte Yoongi, der nicht einmal weibliche Freunde besaß.
,,Für dein Alter bist du echt nervtötend kindisch.'', brummte Chiron, boxte seinem Kumpel gegen die Schulter.
In der Bar angelangt setzten sie sich an einen Tisch, bestellten sofort ihre Getränke.
Draußen schien die Sonne, doch sie hatten besseres vor.,,Außerdem können mich diese Gören mal.'', fügte Chiron hinzu, Yoongi schien ein Licht aufzugehen.
Er weitete seine Augen, lehnte sich zurück und zog sich seine Beanie vom Haar.
,,Okay, dann geh mit mir hin.''
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One More Light | BTS √
Teen FictionEs ist nie nur eine Perspektive bestimmter Umstände und je nach Person, Gemütszustand, können die Ansichten abweichen. Was Kia bleibt, sind die Ansichten ihres Bruders Chiron in einem Notizbuch, jenes sie leider erst findet, als sie ihn gar nicht m...