Beomgyu wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers das Blut von seiner Unterlippe. Und schniefte. Sein missmutiger Blick hing an den vorbeigehenden Leuten, die nichts von dem vorherigen Ereignis mitbekommen hatten und es dementsprechend gleichgültig war, ob ein Junge mit blutender Lippe auf dem Klettergerüst eines Kinderspielplatzes saß.
Niemand interessierte sich für die Probleme anderer.
Menschen waren so egoistisch.
Die Bevölkerung war nur auf ihren eigenen Profit aus.
Ebenso wie diese Gruppe von Jungs, die sich daran erfreuten, mehr Macht aus ihren Schikanen ziehen zu können. Leider war Beomgyu einer dieser Zielpersonen und wie man an der anschwellenden Unterlippe deutlich erkennen konnte, war Minkyun und seine Bande sehr erfolgreich damit.
Der junge Schüler, mit den haselnussbraunen Haaren, kannte diese Demütigung schon sehr lange. Er hatte mit Minkyun zusammen den Kindergarten besucht und war seit jeher ein Dorn im Auge des Größeren. Und Choi Beomgyu wollte sich dies nie bieten lassen.
Allerdings hatte er mit dieser Sache allein zu kämpfen. Seine Mutter, eine alleinerziehende Frau, hatte kaum Zeit für die Probleme ihres Sohnes. Im Gegenteil schien sie kein anderes Ziel zu haben, als auf ihren Sprössling herum zu hacken.
Eines war dem Jungen definitiv bewusst. Seine Mutter interessierte sich nicht für ihn.
Und Freunde hatte er auch keine.
Es gab niemanden für ihn auf dieser Welt.× × ×
Mit klopfendem Herzen kam er nach Hause.
Ein kleines, schmächtiges Apartment, in der gerade mal Platz für eine Person war. Leider aber lebte er nicht alleine hier und schon nach dem Eintreten und den Geräuschen von klirrendem Geschirr, wünschte sich Beomgyu, dass er alt genug wäre, um alleine zu wohnen.
Seine Mutter stand in der viel zu kleinen Kochnische und spülte das Geschirr ab. Und allein an ihrem Gesichtsausdruck konnte Beomgyu erkennen, dass ihr Tag - wie sonst auch - nicht so rosig verlaufen war. Als alleinerziehende Mutter hatte sie es schwer, das konnte der Junge verstehen, was er jedoch nicht verstand, war ihre fehlende Zuneigung ihm gegenüber.
So leise wie möglich, versuchte sich der Junge an seiner Mutter vorbei zu schleichen, doch in ihrem Zustand war sie wachsamer als eine Spinne. Ihr Kopf schnellte in seine Richtung und ihr eisiger, emotionsloser Blick, mit der sie ihn immer wieder strafte, förderte die Gänsehaut in seinem Rücken.
»Was ist mit deinem Gesicht passiert?« Mit einer Geste deutete sie auf die aufgeplatzte Lippen und dadurch, dass ihm die Stelle über seinem rechten Auge schmerzte, wusste Beomgyu, dass sich ein blauer Fleck gebildet hatte.
»I-ich ...«, begann der Junge zu stottern.
Er kam nicht mal zu einer Erklärung ...
»Kannst du nicht einmal was richtig machen!?«, schallte Frau Choi's Stimme durch den Raum, holte aus und ihre breite Handfläche traf die Wange ihres Sohnes, gefolgt von einem lauten Klatschen.
Der junge Braunhaarige verlor durch die Wucht sein Gleichgewicht und torkelte zur Seite. Seine Wange schmerzte, die Unterlippe platzte wieder auf und Tränen des Zorns stiegen in ihm auf.
Er war nicht Schuld daran, dass er sich geprügelt hatte!
Trotzdem machte seine Mutter ihn dafür verantwortlich, schlug ihn, schrie ihn an. Und Beomgyu konnte nichts dagegen tun, außer seinen Schmerz und seine Wut zurückzuhalten und ihr einen wütenden Blick zuzuwerfen.
»Sieh mich nicht so an! Das hast du dir selbst eingebrockt! Du bist genauso widerlich, wie dein Vater!«, zeterte die Frau mittleren Alters und hob ihre Hand, um nochmal zuzuschlagen.
Das reichte aus, damit der Braunhaarige auf dem Absatz kehrtmachte und aus der Wohnung lief.
Wäre er doch einfach nicht nach Hause gegangen.
Als ob sich seine Mutter dafür interessierte, ob er überhaupt zu Hause war.
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One More Light | BTS √
Teen FictionEs ist nie nur eine Perspektive bestimmter Umstände und je nach Person, Gemütszustand, können die Ansichten abweichen. Was Kia bleibt, sind die Ansichten ihres Bruders Chiron in einem Notizbuch, jenes sie leider erst findet, als sie ihn gar nicht m...