Wenn es eine Sache gab, die den schlanken Mann mit dem roten Haar schon immer faszinierte, dann war es der Nachthimmel mit seiner simplen Farbpalette, die nur aus Schwarz und Dunkelblau bestand.
Wenn man wie er mitten in einer Hauptstadt wie Seoul wohnte, sah man nur wenig vom Himmelsvlies. Zu sehr wurde die schöne Natur von den abertausenden Lichtern der Großhäuser, Firmen, Fabriken und ähnlichem beeinträchtigt, nahmen den Sternen dadurch das schöne Funkeln.
Nur wenn man sich auf höhere Ebenen traute, konnte man dieses wunderschöne Gemälde vollkommen auf sich wirken lassen.Sowie der Rothaarige, der auf der Dachterrasse eines heißbegehrten Lokals saß und in das Himmelszelt über sich blickte. Die Terrasse war nicht überdacht, war indes stets den Witterungen ausgeliefert.
Es waren schon Sonnenschirme vorhanden, doch die wurden über Nacht zusammengespannt und lehnten nun neben der schicken Bar, die mit neonfarbenen LED-Lichtern aufgerüstet wurde. Hinter der hübschen, blauhaarigen Barkeeperin türmten sich die dutzenden Flaschen und Gläser auf, die das Leuchten der bunten Farben widerspiegelten.
Jung Hoseok kam sehr gerne in diese Bar, auch wenn er die meiste Zeit seines faden Lebens über keine alkoholischen Drinks zu sich nahm. Er war viel lieber wegen der Atmosphäre hier, besonders wenn sich der Vollmond über den Himmel ausbreitete und die Terrasse in ein frostiges, nahe zu eisiges Licht tauchte.
Es wirkte wie ein gemaltes Bild, das die verschiedensten Erinnerungen und Gefühle der milliarden Menschen festhielt und für immer wahrte, denn dieser leuchtende Himmelskörper kehrte jedes Mal zurück.
Immer wieder konnte man ihn mit bloßem Auge sehen, außer es war Neumond – denn dann versteckte er sich gerne vor den Augenpaaren, als wäre er schüchtern, nur um dann in seiner vollen Pracht zurückzukehren.
Ein ernüchtertes Lächeln schlich sich auf die schmalen Lippen Hoseoks, auf die er sich verträumt biss. Mit der rechten Hand hielt er seinen Martini Bianco fest, schwenkte die vierzehnprozentige Flüssigkeit nachdenklich hin und her. Die linke Hand stützte sein ovales Gesicht, das auf die Hauptstadt Seoul gerichtet war.
Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, was erneut ein Schnaufen aus ihm lockte. Jedes Mal, wenn er den Mond sah, tauchte ein Portrait eines vertrauten Mannes vor seinem geistigen Auge auf, und jedes Mal, wenn das geschah, überschattete Kummer seine schlanke Gestalt.
Er war nicht der einzige, der den verstorbenen Zwanzigjährigen mit dem Himmelskörper assoziierte.
»Ok, das ist mein Letzter für heute.«
Die mürrische Stimme von Min Yoongi riss Hoseok aus seiner Gedankenwelt und dezent schmunzelnd sah er den Minthaarigen an, der glucksend in sein halb leeres Whiskeyglas blickte.
Wohl angemerkt, dass eine der hübschen Kellnerinnen erst vor ein paar Minuten bei den zwei Koreanern war und die frischen Getränke brachte. Es wunderte den Rothaarigen nicht.
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One More Light | BTS √
Teen FictionEs ist nie nur eine Perspektive bestimmter Umstände und je nach Person, Gemütszustand, können die Ansichten abweichen. Was Kia bleibt, sind die Ansichten ihres Bruders Chiron in einem Notizbuch, jenes sie leider erst findet, als sie ihn gar nicht m...