die Unschuld

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Bevor ihr dieses Kapitel liest, möchte ich nochmals eine Warnung aussprechen. Das habe ich bereits am Anfang der Geschichte, jedoch wird eine Szene folgen die für manche sehr verstörend wirken könnte. Please take care of yourself.

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How much pain do you have to go through until giving up is okay?

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Chirons Kindheit lief für einen Jungen, der sich mit 20 das Leben nahm, sehr glücklich.
Stets hatte er sich in seiner Haut wohl gefühlt, hatte gelacht und geweint.
Er hatte seine Schwester stets beschützt und ihr das Gefühl gegeben, geborgen zu sein.
Er hatte Burgen beklettert, natürlich nur die auf dem Spielplatz, und sich dann auf der Rutsche runter rutschen lassen.
Doch wie könnte man wissen, wenn man einen Jungen so auf dem Spielplatz beobachtete, dass es ihn in Zukunft so schlecht gehen könnte?
Wie könnte man wissen, was in dem Kopf eines solchen Jungen vorging?
In dem Kopf eines Jungen, der täglich so viele Gedanken mit sich mit tragen musste?

Wie könnte man wissen, dass es Chirons schlimmste Nacht werden würde.
Seine schlimmste Nacht begann mit diesem neuem Gefühl von Vorfreude, endete in bitterem Schmerz.

Die Augen des Schwarzhaarigen wanderten durch den Gang, trafen einige Blicke von unbekannten Mädchen und Jungs und gingen hin bis zu den Toiletten, die er seit einer Weile aufsuchte.
Er hatte schon einige Getränke hinter sich, war bei der Bar komplett eingesumpft. Weder seine Schwester,noch Jungkook oder Jimin hatte er irgendwo gesehen.
Chiron, der sich vor Schwindel an der Wand fest halten musste, blickte müde und ausgelaugt in den Spiegel.
Es kam ihm vor, als hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr in einen Spiegel geguckt, obwohl es erst einige Stunden her war. Doch Yoongi besaß zu Hause keine Spiegel.
Es war eigenartig, den verkorksten Schwarzhaarigen mit den trüben Augen in dem Spiegel zu sehen.
Erschöpft fuhr er sich durch's Haar, wurde von einigen Jungs die die Toilette betraten, blöd angeglotzt.
Seufzend versuchte er sich mit etwas Wasser wieder fit zu kriegen, seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.

Lang hatte er nicht mehr so viel getrunken und wenn er das hatte, war Yoongi immer bei ihm um ihn zu stützen.
Dementsprechend schlug der Alkohol stärker ein als gedacht, ließ ihn ab und zu Sternchen sehen und nahm ihm die Kraft zu reden.
Kein vernünftiges Wort brachte er noch aus seinem Mund, auch wenn er es versuchte.
Es war schon spät, eigentlich hätte er seine Schwester schon wieder nach Hause bringen sollen und er begab sich auf die Suche nach ihr.
Schließlich glaubte er, sie wäre dank Jungkook eh in guten Händen.
Jungkook würde sich nie an ihr vergreifen oder Dinge tun, die sie nicht wollte.

Das Gehen wurde immer schwerer, die Augen immer müder. Bald schon hatte Chiron keine Kraft mehr sich vollkommen aufrecht zu halten, stützte sich an der Wand an als sein Handy anfing zu vibrieren. Die Leute um ihn herum, die ihm teilweise fragende Blicke zuwarfen, ignorierte er gekonnt.
In der Hoffnung es wäre seine Schwester ging er ran, hörte aufgeregtes Atmen und das unerträgliche Summen seines Freundes.
,,Ch-Chiron, du musst nach Hause kommen.", stammelte Yoongi, hörte sich beinahe an wie eine besorgte Mutter.
,,Mhh.", brummte Chiron, konnte die Worte des Grünhaarigen beinahe nicht hören und lehnte seinen Kopf gegen die kühle Wand eines Korridors. Er schloss die Augen, alles drehte sich.
,,Kannst d-du.. kannst du mich hör'n?"
,,Mhh.", kam es wieder nur aus Chiron, er biss sich angestrengt auf die Unterlippe.
,,Bitte, d-du.. es geht mir nicht gut, ich brauche dich jetzt.", versuchte Yoongi seinen Geliebten zu überreden, doch dieser verstand kein Wort.
,,E-es ist sch-sch-schwer."
Ein eintöniges Summen entwischte dem Älteren erneut. Dann hustete er kurz und versuchte sich zu beruhigen. ,,Ich sch-schicke dir ein Taxi, wenn du nicht nach Hause gehen kannst."
,,Nein.", fauchte Chiron plötzlich, öffnete wieder seine schweren Augen.
Er konnte nichts mehr wahr nehmen, er konnte nicht wahr nehmen in welcher Situation sich sein Freund befand und dass er ihn nun am dringendsten brauchen würde.
Er brauchte ihn um nicht nachzugeben, um der Sucht nicht nachzugeben.

One More Light | BTS √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt