fünfte Phase

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Die 5. Phase der Trauer ist die Zustimmung.
Der Verstorbene ist im Inneren des Hinterbliebenen ein Begleiter geworden, dessen Bild sich aber, und das ist wichtig, immer wieder wandeln darf und hinterfragt wird.
Dennoch zieht sich der Trauernde in eine eigene Welt zurück, ist nur schwer wieder in die Realität zurück zu holen. Oft kommt es auch vor, dass der Trauernde sich dem Verstorbenen anschließen möchte, das gleiche erleben und ausführen.

Sein mintgrünes Haar war schon längst rausgewaschen, es war nur noch eine Mischung aus einem trockenen Grasgrün und einem Strohblond

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Sein mintgrünes Haar war schon längst rausgewaschen, es war nur noch eine Mischung aus einem trockenen Grasgrün und einem Strohblond. Das dunkle Naturhaar schien durch den grünen Schimmer und einige blonde, dünne Strähnen hingen ihm ins Gesicht.
Die schwarzen Augen schienen wie Knöpfe in seinem Gesicht zu hängen, leblos und ohne Lust.

Lang hatte er keine richtige Mahlzeit zu sich genommen, nur das Brot am Morgen, das er gezwungenermaßen aß um nicht an Hungertod zu sterben.
Der Mantel, der an der Lehne hing, war zerzaust und wahrscheinlich eh viel zu groß.

Sie spürte wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, wie die Gänsehaut über ihren Körper strömte.
Mit zitternden Beinen setzte sich die junge Schülerin auf einen Hocker, etwas weiter weg von dem Jungen mit dem unglaublich leeren Blick und den tiefen Augenringen.
Ein kurzer Blick verriet ihr, dass er starr auf sein Getränk blickte.
Irish Bomb, der Drink der Freundschaft.

Kia fühlte sich furchtbar, was tat sie hier eigentlich? Warum war sie hier her gekommen?
Warum ließ sie Min Yoongi nicht einfach in Ruhe? Er brauchte seine Zeit, damit er das mit Chiron verarbeiten konnte.
Wieder schielte sie zu ihm rüber, er legte seine zitternde Hand auf den Tresen, stützte seine Stirn daran ab als würde er Kopfschmerzen haben.
Er spürte Kias Blick auf ihm liegen, er spürte dass sie ihn beobachtete und als er seinen Blick auf sie wandte, blieb ihm das Herz kurz stehen. Sie hatte die selben Augen, sie hatte die selben Lippen. Diese dunklen,tiefen Augen die einen verunsicherten, gleichzeitig ein Gefühl von Wärme ausstrahlten. Es war grauenhaft.

Schmerzerfüllt biss sich der junge Mann auf die trockenen, spröden Lippen, fuhr sich durchs Haar. Er legte einige Won-Scheine auf den Tresen, obwohl das Glas noch fast voll war.
Mit schnellen, zitternden Fingern ergriff er seine Jacke und steuerte mit schnellen, hastigen Schritten direkt auf den Eingang zu.
,,Shit.", fluchte Kia kaum hörbar, blickte ihm nach und hüpfte sofort vom Hocker.
Es glich einem Katz- und Mausspiel. Min Yoongi floh und Kia verfolgte ihn.
Als er die Bar verlassen hatte, der Barkeeper ihr noch ein 'Viel Glück' nachrief, stieß sie die Tür auf, blickte sofort auf das Fahrrad.
Sie ließ es stehen, ging stattdessen dem Älteren nach der schon längst die Straße überquert hatte und dabei war in eine Gasse zu fliehen.

,,Warte!", rief sie ihm nach, er ignorierte es. Um die Ecke entdeckte sie einen kleinen Platz an dem viele Menschen standen. Es war Ausgehzeit, die Studenten feierten.
Kurz blieb er stehen, überlegte ob es eine gute Idee war sich durchzudrängen. Er hasste Körperkontakt, doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Das war immer noch besser als mit Kia reden zu müssen. Am Ende der Verfolgungsjagd befand sich Kia in einem Gebäudekomplex, der ziemlich herunter gekommen wirkte. Min Yoongi war in seine kleine Wohnung gestürmt, hatte die Tür vor ihrer Nase zu geknallt und nun stand sie da.
Völlig außer sich und wusste nicht was sie tun sollte.
Dieser Plan war definitiv schief gegangen, sie fühlte sich wie eine Kriminelle die einem Menschen seine Privatsphäre stiehl.
Es war keine gute Idee. Wie war Kia nur auf diese Schnapsidee gekommen?
Natürlich würde er nicht mit ihr sprechen, sie war eine Fremde.
Wie konnte sie sich erwarten mit ihm reden zu können nur weil sie die Schwester seines verstorbenen Kumpels war?
Wahrscheinlich sprach er wirklich mit keinem mehr, wie der Barkeeper es sagte.

Kia seufzte kläglich, sie war müde und ausgelaugt. diese ständige Suche nach Chirons Freunden machte sie fertig. Das Thema rund um den Tod ihres Bruders wird sie nie los lassen.
Erschöpft ließ sie sich auf die Treppen neben Yoongis Wohnung fallen, legte den Kopf auf die Knie.
Sie holte das Notizbuch aus der schweren Tasche, schlug es auf und starrte auf die Skizze die Yoongis Gesicht darstellte.
Er war es definitiv.
Min Yoongi musste ihr doch helfen können.
Mit zittrigen Buchstaben war klein 'light' in die Zeichnung gekritzelt.
Und dann traf es Kia wie ein Blitz, hektisch zückte sie Chirons Handy, starrte lange auf den Bildschirm und rief schließlich den unbekannten Anrufer an, den sie öfters angerufen hatte.
Sie musste sicher gehen ob ihre Vermutung richtig war, hüpfte auf ihre wackeligen Beine und lauschte an der Wohnungstür von Min Yoongi. Während sie das Handy gegen ihr Ohr hielt, hörte sie ein dumpfes Klingeln im Inneren der Wohnung. Ihre Vermutung war bestätigt.
Ein zu großer Zufall wäre es gewesen, wäre Yoongi in diesem Moment, mitten in der Nacht angerufen worden.
Min Yoongi hatte keine Freunde.
Keine Freunde mehr.

Dumpfe Schritte, das unruhige Atmen des jungen Mädchens und die Tür wurde aufgerissen.
Der selbe Junge stand vor ihr, den sie den ganzen Abend lang verfolgt hatte.
Er stand vor ihr mit seinen zerzausten blond-grünen Haaren, den leeren Augen und den hängenden Schultern.

Sie schluckte schwer, sein Blick ließ ihr Herz stehen bleiben. Wie ein Felsen stand sie vor dem Älteren, wusste weder was sie sagen sollte noch was sie tun sollte.
Oder ob sie überhaupt etwas tun sollte.
Sein Blick schweifte hinunter zu ihrer Hand, in der sie immer noch Chirons Notizbuch hielt. Dann blickte er ihr wieder in die Augen und sie hatte das Gefühl all den Schmerz und die Trauer der vergangenen Monate in seinen Augen zu sehen.

,,Ihr ähnelt euch sehr.", kam es mit brüchiger Stimme aus dem Blonden, Kia nickte betrübt. ,,Das höre ich öfters."

One More Light | BTS √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt