One More Light | BTS √

Unausgesprochene Worte

>>

Denn in dieser pechschwarzen Dunkelheit,
scheinst du so hell.

<<

,,Warum machst du so ein langes Gesicht?", fragte Hyein und betrachtete ihre Sitznachbarin.

Da sich Chiron nicht an den Namen des Mädchens mit dem er geschlafen hatte erinnern konnte, stand dies auch nicht im Notizbuch.
Somit war Kia noch völlig unklar, dass ihre Sitznachbarin ihr nicht die Wahrheit sagte.

,,Ich denke nur nach.", meinte Kia leise und starrte auf ihr Heft in ihren Händen.
Hyein biss sich auf ihre Unterlippe, gern hätte sie ihrer Freundin von der Nacht mit Chiron erzählt.
Doch sie erfuhr erst, dass Kia seine Schwester war als sie ihren Nachnamen erfuhr und bei dem Gedenkstisch 'deine Schwester, Kia' stand.

Hyein war geschockt, dass ausgerechnet Kia die Schwester des Jungens war, der sie entjungfert hatte.
Damals dachte sie nicht wirklich darüber nach, aber sobald mehr Zeit verging desto mehr dachte sie an Chiron.
Und als er starb, konnte sie es nicht glauben und glaubte bis heute noch ihn auf irgendeiner Party wieder zu sehen.

~Die letzte Nacht hatte mir viel Spaß gemacht, ich hatte endlich meiner Wut freien Lauf lassen können und ging mit einem zufriedenen Gefühl in die Schule. Zwar hatte ich deutlich noch Alkohol im Blut, jedoch war das kein Problem solange ich nicht Auto fuhr.
Niemand sollte sich dafür interessieren was ich trank und wann ich trank.
Und bei Tae und Hobi war es sowieso wieder total was anderes. Hoseok studierte und Tae, der sein Studium vor kurzer Zeit pausiert hatte, hatte nur einen Job als Kellner in einer Bar.
Also recht viel mussten wir nicht erledigen und den einen Tag Schule würde ich schon überleben.~

,,Hast du schon ihr Auto gesehen? Die Arme tut mir so leid.", hörte Chiron flüstern, als er seine Bücher aus seinem Spind nahm, kurz grinste er in sich hinein, ehe er seinen Rucksack wieder vom Boden aufhob und Lippen leckend durch den Flur ging.

Auf dem Weg ging er an Jungkook vorbei, der sofort als er ihn sah hektisch seine Kamera in den Spind packte.
Chiron fand ihn ja schon immer eigenartig und er fragte sich, warum der Junge sich nicht einfach normal verhalten konnte.

~nicht dass ich normal wäre. Jedoch wäre der Typ doch gar nicht so hässlich und würde sicherlich einige Frauen ab bekommen, wäre er nicht so ein Freak der mit seiner Kamera schläft.~

Kurz danach kam er an Jimins Spind vorbei, die Bilder von letzter Woche waren schon alle vom Hausmeister entfernt wurden und auch die dicke Schrift war nicht mehr zu sehen.
Chiron warf einen Blick auf die Wanduhr und wunderte sich, dass Jimin noch nicht an seinem Spind war.
Dann erinnerte er sich, dass er seit mindestens einer Woche nicht mehr in die Schule kam, was er verstehen konnte.
Jimin war so sensibel, er konnte mit dem ganzen Hass ganz und gar nicht umgehen.

Als Chiron jedoch um die Ecke bog, stieß er gegen Jemanden und hunderte Zettel flogen kurzerhand durch die Luft.

,,Sorry.", murmelte er sofort, verstummte aber als er sah dass es Jimin war, sein Jimin.

Die Augen des Braunhaarigen weiteten sich und er starrte Chiron perplex an, konnte sich nicht rühren und nicht sprechen.
Beinahe wirkte es so als wäre er eingefroren und würde ewig brauchen um aus seiner Starre zu erwachen.
Dann schüttelte sich der Kleinere kurz und beide bückten sich synchron um die Zettel, die durch den Aufprall aus seinem Heft geflogen waren, aufzuheben.
Chiron drückte ihm dann seinen Pack in die Hände, worauf Jimin nur ein schüchternes 'Danke' murmelte ehe er schon wieder weg stürmte.

~klar, hätte ich mit ihm reden können. Jedoch war hier der falsche Ort und wahrscheinlich auch der falsche Zeitpunkt.
Ich sehne mich so sehr nach Jimin, wollte seine sanfte Haut berühren und einfach seine Nähe spüren jedoch war das unmöglich.
Seitdem laufe ich Jimin immer wieder über den Weg, es war kaum auszuhalten.~

Einige Tage später warteten Taehyung und Hoseok vor der Schule auf Chiron.
Sie wollten sofort danach an einen ihrer Lieblingsplätze und Chiron war schon voller Vorfreude als er die beiden auf dem Schulhof sah.

,,Da ist sie.", fauchte Taehyung als Chiron bei ihnen angekommen war und nickte in die Richtung eines Mädchens, die mit Krüken über den Pflasterweg hüpfte.
Als Chiron sie jedoch erkannte, drehte sich sein Magen um.
Kurz musste er sie nochmal fokussieren ehe er den Blick zu dem wütend guckenden Taehyung wandte.

Es war das Mädchen, mit dem Chiron auf der Party Sex hatte.
Es war Hyein, die mit ihren blauen Krüken den Weg entlang ging.
Sie entdeckte die drei Jungs nicht, worauf Chiron erleichtert ausseufzte.

Er wollte Tae die Wahrheit sagen aber wie sollte er formulieren,dass er seine Freundin entjungfert hatte?
Dass ihn seine Freundin mit einem guten Freund betrogen hatte?
Wie sollte man das Jemandem erzählen?
Er sollte auf keinen Fall seinen erst neu gewonnenen Freund verlieren und schwieg somit.
,,Kommt, lasst uns hier nicht schmollen.", sagte Hoseok und zog die beiden somit mit sich.

Am Ende dieses schönen Tages beschloss Chiron Jimin einen Besuch abzustatten, musste sich jedoch etwas Mut besorgen indem er mindestens eine Stunde davor in seiner Stammbar saß und sich von der Kellnerin Drinks liefern ließ.
Als Chiron dann fand, dass er sich nun genug Mut angetrunken hatte, stand er nach wenigen Minuten vor Jimins Haustür.
Die Klingel schon betätigt wartete der Schwarzhaarige darauf, dass sein geliebter Jimin die Tür auf machte.

Jedoch war es nicht Jimin der nach einigen Minuten am Türrahmen stand, sondern sein Vater der Chiron sofort misstrauisch musterte.
Sein Blick fiel zuerst auf die Lippenpiercings, die Chirons Mund schmückten und dann hinunter auf die Tattoos an seinem Hals.
Zwar trug Chiron einen Rollkragen-Pulli, dieser verhinderte jedoch nicht dass man die Rose und den Raben sah.

,,Wir kaufen nichts, danke.", meinte Jimins Vater, wollte gleich schon wieder die Tür schließen doch Chiron schob ruckartig seinen Fuß dazwischen.
,,Ist Jimin zuhause?", kam es dann aus ihm geschossen wie aus einer Pistole und der ältere Mann musterte ihn erneut fragend.

,,Warum wollen Sie zu meinem Sohn?"
,,Ich muss nur was klären."
Chiron versuchte freundlich zu lächeln, was bei seinem Gegenüber aber nicht wirklich überzeugend rüberkam.

,,Er ist nicht da.", antwortete er schließlich knapp, schob Chirons Fuß aus dem Türspalt und schloss die Tür.