Kapitel 178

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Kapitel 178

Mit Tränen in meinen Augen stürme ich aus meinem Auto, über den Parkplatz, durch die Türe ins Revier… 

„Ich möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben“ flüstere ich und schon rennen wieder Tränen über meine Wangen. 

„Folgen sie mir bitte“ antwortet der Polizist und ich folge ihm in den benachbarten Raum. 

„Was ist denn passiert?“ frägt er mich und deutet mir, das ich mich setzen soll…

„Ich war mit meiner 3 jährigen Tochter Melody auf dem Spielplatz hier in Thun. Ich habe einen Anruf bekommen und weil es sehr laut war, bin ich etwas weiter weg gegangen. Als ich dann wieder zurück kam, war sie nicht mehr da…“ schildere ich ihm die Situation und kann nicht verhindern, das weitere Tränen über meine Wangen rollen. 

„Okay… Wie heißt denn ihre Tochter?“ frägt er mich jetzt und ich antworte: „Melody… Melody Hänni“… 

„Sie muss entführt worden sein, anders kann ich mir das alles nicht vorstellen… Keiner am Spielplatz hat sie gesehen… Niemand… Aber wer macht sowas?“ füge ich noch hinzu und all die Tränen werden nicht weniger… 

Er nickt und frägt dann: „Haben sie eine Ahnung wer sie entführt haben könnte?“… 

Ich überlege, überlege lange, doch mir fällt absolut niemand ein… 

„Nein…“ flüstere ich und sehe ihn dann an… 

„Haben sie ein Bild von Ihrer Tochter?“ frägt er jetzt und ich nicke. 

Ich ziehe meinen Geldbeutel hervor und gebe ihm ein Bild von Melody. Auf diesem Bild sieht sie so unfassbar glücklich aus… 

Das Bild ist kurz nach der Geburt der Zwillinge entstanden… 

Und jetzt, jetzt ist sie weg… 

Irgendwo im Nirgendwo… 

Ich hoffe nur sehr, dass dieser schreckliche Mensch meiner kleinen Prinzessin nichts an tut… 

Ich könnte für nichts garantieren… 

Der Polizist sieht mich dankend an und dann frage ich: “Und was machen sie jetzt?“… 

„Wir geben die Vermisstenanzeige an alle Reviere hier im Umkreis weiter und auch an alle Reviere an der Grenze… Wir werden mit Hochdruck nach ihrer kleinen Tochter suchen. Mehr können wir nicht machen, Herr Hänni.“ antwortet er mir. 

„Bewahren sie Ruhe und machen sie sich nicht verrückt“ rät er mir jetzt und ich flüstere: „Das ist ganz schön schwierig…“

„Ich weiß, aber sie schaden nur sich selbst…“ sagt er jetzt und ich nicke… 

„Merciii“ flüstere ich und verabschiede mich dann… 

Ich laufe aus dem Revier, über den Parkplatz und steige in mein Auto… 

Meinen Kopf lasse ich wieder ans Lenkrad sinken… 

Und dann beginne ich zu schluchzen… 

Welcher Mensch ist denn in der Lage ein kleines Kind zu entführen? 

Als ich den Motor starte, dringt „The best thing“ in mein Ohr. 

Die Kleine hat das alles nicht verdient. 

Wieder rennen all die Tränen über meine Wangen, die ich versuchte hatte aufzuhalten. 

Es ist ihr Song. 

Der Song, den sie so dermaßen liebt. 

Und jetzt soll sie diesen Song vielleicht nicht mehr hören können? 

Nie mehr? 

Unvorstellbar… 

Es muss doch wenigstens eine Möglichkeit geben. 

Ich wische mir die Tränen aus den Augen und fahre vorsichtig nach Hause… 

Nach Hause… 

Der Platz, an dem sie sicher war… 

An dem sie aufgewachsen ist… 

Und jetzt ist sie weg… 

Wie vom Erdboden verschluckt… 

Hätte ich nur diesen bescheuerten Anruf nicht angenommen… 

Wäre ich bloß nicht so weit weg gegangen… 

Ich bin Schuld… 

An allem… 

Wieder ein Mal…

I'll be there (Luca Hänni FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt