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Die Jungs hatten uns nach dem Spaziergang doch tatsächlich ein Stück Pizza übrig gelassen. Danach haben wir eigentlich nur noch miteinander geredet und sind nun anschließend schlafen gegangen. Wir hatten es uns unten in der Wohnung bequem gemacht. Dabei schliefen Thomas und Lisa auf der Couch nebeneinander. Auf dem Boden vor der Couch lagen Manu und Mats, da sie dort ihr Beine ausstrecken konnten. Damon und ich lagen links neben der Couch, direkt neben der Terrasse.

Wir sind eigentlich schon vor länger wie einer Stunde schlafen gegangen, doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich merkte die ganze Zeit, wie mein Körper schmerzte. Es brannten plötzlich alle Wunden vom Unfall. Mein Bein fühlte sich an, wie wenn es eingeschlafen wäre und ich musste total schwitzten, obwohl es nicht warm war.

Dabei flogen mir die ganze Zeit Bilder in den Kopf, wie meine Eltern mich anschrien, wenn wir uns stritten, oder wie enttäuscht sie waren, wenn ich nicht übte. Doch es war kein Alptraum. Ich war bei Bewusstsein. Ich konnte die Uhr im Wohnzimmer leise ticken hören und die Straßenlaterne von draußen sehen.

Ich erschrak, als ich plötzlich etwas an meiner Schulter rütteln spürte. Sofort verschwamm mein Bild vor Augen, genauso wie bei dem Unfall.

"Lara, hey, ich bin es nur", nun war ich zum Glück im hier und jetzt. Ich konnte Damon im schwache Licht erkennen, der sich über mich beugte.

"Lara, ganz ruhig", redete er auf mich ein und strich mir dabei weiter über die Schulter.

Ich merkte gar nicht, wie begonnen hatte schneller zu atmen. Mein Puls war genauso auf 180.

"Okay, ich hole dir kurz etwas zu trinken. Danach gehen wir kurz raus, frische Luft schnappen. Schaffst du es solange auf mich zu warten?", fragte er mich nun als ich mich ein wenig beruhigt hatte.

Ich konnte nur ein kurzes Nicken zustande bringen.

Wenig später stand Damon auch schon mit einem Teller und einer Flasche Wasser vor mir. 

Ich stand mühevoll auf, während mich Damon stützte, denn ich war ein wenig wackelig auf einem Bein unterwegs.

"Heyyy, shhhhh. Gehen wir raus. Da bemerkt es niemand", tröstete er mich leide, während er mich in die Richtung der Terrasse führt.

Als wir hinaustraten, kam mir augenblicklich ein Schwall voller Kälte entgegen. Ich konnte es nicht vermeiden mit zittern zu beginnen.

"Okay setze dich am besten hin. Ich bin nochmal kurz drinnen und hol uns eine Decke.

Ich konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen. Mir gingen die Bilder einfach nicht aus dem Kopf. Direkt nach dem Unfall konnte ich mich an gar nichts erinnern, aber jetzt plötzlich hatte ich den Unfallhergang direkt vor meinen Augen.

In diesem Moment öffnete sich dann die Terrassentür und Damon kam mir zögerlich entgegen. Er schien kurz zu zögern, doch dann setzte er sich neben mich und legte davor noch kurz eine Decke über meine Schultern.

Wir saßen beide im Gras. Es war zum Glück noch nicht nass mit dem Tau. Allgemein war es eigentlich eine sehr schöne Nacht. Man konnte in dem klaren Himmel die Sterne perfekt erkennen und ein ganz leichter Wind wehte.

"Trink am besten etwas. Ich hab dir auch noch eine Kleinigkeit zu Essen mitgebracht", unterbrach nun Damon meine Gedanken.

Er streckte mir eine Flasche Wasser entgegen, nachdem er sie geöffnet hatte und einen kleinen Teller, auf dem ein paar Trauben und ein Nutellabrot lag. 

"Danke", antwortete ich nachdem ich einen Schluck getrunken hatte und ein Stück von dem Nutellabrot gegessen hatte.

"Kein Problem. Ist dir noch kalt?", fragte er mich fürsorglich.

Ich hatte mich noch nie so vertraut wie jetzt Damon gefühlt. Ich hatte keinen Zwang zu reden. Er merkte, dass ich zuerst einen Moment brauchte um meine Gedanken zu sortieren. Er ließ auch den nötigen Abstand zu mir und doch fühlte ich mich nicht alleine.

"Danke Damon", unterbrach ich die Stille und lächelte ihn an.

"Dafür musst du dich nicht bedanken. Hast du irgendwelche Schmerzen oder willst du darüber reden?", fragte er mich zaghaft zurück.

Ich nahm mir die Decke von meinen Schultern und ließ mich nun mit dem Rücken ins Gras fallen.

"Ich weiß selber nicht, was gerade passiert ist. Plötzlich war alles so real", antwortete ich ihm. Er ließ sich nun ebenfalls ins Gras fallen und schaute mich dabei intensiv an, indem er seinen Kopf auf meine Seite drehte.

 "Das schlimmste sind nicht die Schmerzen. Das schlimmste ist, dass ich sie nie mehr sehen werde", fügte ich noch hinzu.

"Ich werde meinen Vater nie wieder hören, wie er mir etwas vorspielt. Ich werde auch nie wieder meine Mutter tanzen sehen. Ich habe so Angst", meine Stimme wurde immer noch verzweifelter. Ich konnte in Damon seinem Blick erkennen, dass er mir gerne zuhörte. Plötzlich merkte ich, wie Damon meine Hand nahm, die vor mir lag. 

Wie bei unserem konnte ich wieder den Größenunterschied erkennen, wie meine kleine zarte Hand in seiner großen starken, aber dennoch starken Hand lag.

"Wovor hat du Angst?", fragte er nun.

"Vor allem. Ich habe keine Ahnung, wem ich vertrauen soll, wem ich meine Geheimnisse anvertrauen kann. Ich fühle mich wie wenn mich niemand auf der riesigen Welt versteht. Ich habe Angst, dass ich meine Eltern vergesse. Ich habe Angst los zulassen. Ich habe Angst vor allem. Ich habe selbst Angst vor dem Laufen Damon", schrie ich fast schon.

Nun konnte ich Schock in seinen Augen erkennen. Wahrscheinlich hatte er nicht so abrupt mit meinen Gefühlen gerechnet.

Er rückte mir wieder ein Stück entgegen und ehe ich mich versah, fand ich mich in seinen Armen wieder. Er hatte die Decke gehoben und mich einfach in den Arm genommen, sodass mein Kopf auf seiner Brust lag und ich seinen Atem an meiner Kopfhaut spürte.

"Du brauchst keine Angst haben. Du bist stärker, als du glaubst", flüsterte er mir zu.

"Ich will aber nicht stark sein. Ich will zu meinen Eltern. Meine Mutter umarmen und mich von ihr trösten lassen und nicht als beschissener Krüppel herumlaufen", schrie ich ihn nun an und schlug mit meiner Faust auf seine Brust. 

Damon tat es nicht weh, aber er hielt meine Faust trotzdem fest, um sie zu lockern. 

"Shhhh. Ganz ruhig", probierte er mich zu beruhigen. In dem Moment änderte sich meine Stimmung schlagartig von wütend auf traurig. Es flossen nun mehrere Tränen meine Wangen hinunter, die anschließend in dem Pulli von Damon versickerten.

Seine Reaktion war es mich noch fester zu umarmen. Er fuhr mit einer Hand sanft über meinen Rücken. Mit der anderen Hand hielt er immer noch meine Hand. Ich fühlte mich ein bisschen geborgen. Ich konnte mich fallen lassen.



Alle für Einen (DFB FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt