Nachdem ich gestern aus meinem Trauerkoma erwachte, raffte ich mich auf die Ballett-Videos, die ich von mir auf dem Handy meiner Mutter gefunden hatte an Damon zu schicken. Danach ging ich zu Thomas und Lisa auf die Couch und nahm dabei erst einmal Lisa in den Arm. Ich musste nämlich schon wieder beginnen zu weinen. Auch Thomas strich mir behutsam über den Arm.
"Hey Lara, wie geht's?", fragte mich Damon. Als ich mich mit ihm vor dem Eingang der Säbener Straße traf. Thomas hatte mich gefahren, da er jetzt auch Training hatte.
"Gut und dir?", fragte ich zurück. Natürlich war meine Antwort gelogen. Mir ging es immer noch nicht gut.
"Richtig gut. Ich habe mir gestern deine Videos angeschaut", sagte er. Ich fühlte mich unangenehm wenn er über die Videos redete. Ich schämte mich sogar ein wenig dafür. Nicht dass ich auf den Videos schlecht getanzt hätte, ganz im Gegenteil. Ich war sogar richtig gut. Aber wenn man mal das Ballett mit Fußball vergleicht, ist das eine ganz andere Wellenlänge. Ich habe in den Tanz all meine Emotionen gesteckt.
"Ich kann natürlich keine Beurteilung in Sachen Technik machen, aber ich muss sagen, dass deine Haltung seit dem Unfall komplett verloren gegangen ist.
Ich lief nur schweigend neben ihm her, da es schon sein konnte, dass ich durch den Unfall viel an Haltung verloren hatte.
"Okay ich würde sagen wir trainieren in nächster Zeit überwiegend deinen Rücken und deine Schultern", ordnete er an, als wir oben in dem großen Trainingsraum angekommen waren, indem auch ein riesiger Spiegel war.
"Schnapp dir eine Matte und wir beginnen mit dem Aufwärmen", befahl er mir.
Ich hatte sogar daran gedacht mir enger anliegende Klamotten anzuziehen. In den letzten paar Trainingseinheiten hatte ich nämlich immer nur weite Sachen an. Ich wusste jetzt auch wieder warum. Ich mochte es nicht, mich so im Spiegel zu sehen. Man konnte genau sehen, wie der Unfall an mir nagte. Man konnte die Prothese natürlich sehen, aber ich fühlte mich nicht nur wegen der Prothese unwohl. Ich hatte ein eingefallenes Gesicht, glanzlose Haare, weswegen ich sie zusammen band und ich hatte auch ziemlich viel abgenommen.
"Aufwärmen wie letztes mal", holte mich Damon wieder aus meinen Gedanken.
Gemeinsam machten wir die Übungen und er korrigierte mich dabei ab und zu.
"Wenn dir etwas unangenehm ist musst du es sagen lara, ich weiß dass du kein Fan von Aufmerksamkeit bist, aber ich bitte dich jetzt trotzdem einfach mal mit mir auf den Spiegel zu zugehen und mir danach sagst, was deine Haltung von meiner Haltung unterscheidet", wies er mich an.
Gemeinsam gingen wir auf den Spiegel zu. Ich verstand die Aufgabe von ihm nicht ganz so.
"Und?", fragte er mich.
"Naja ich bin ein Krüppel und du nicht", schlussfolgerte ich.
Damon hatte ich wohl mit der Aussage aus dem Konzept gebracht, denn sein Mund klappte kurz auf, doch er fing sich wieder recht schnell.
"Okay, ich hätte wissen müssen, dass das bei dir nicht klappt. Schade, aber dann machen wir halt anders weiter", sagte er enttäuscht und jagte dabei mir ein schlechtes Gewissen ein. Ich war mir nicht sicher, ob er das mit Absicht sagte, oder ob er es wirklich nicht wusste.
"Sitz bitte mal hin", bat er mich.
Ich ließ mich langsam auf den Boden nieder, dabei blieb er allerdings stehen.
"Blick in den Spiegel"
Ich wendete mich ein wenig, damit ich meinen Kopf nicht drehen musste um in den Spiegel zu schauen. Nachdem ich abwartend Damon durch den Spiegel musterte, spürte ich die Spannung, die sich zwischen uns stand.
Langsam kniete er sich nun hinter mich und zwickte mich in den Rücken. Was war das bitte von ihm. Ich hätte in dem Moment mit allem gerechnet nur nicht damit, dass er mich in den Rücken zwickte.
"Jetzt sitzt du aufrecht, siehst du?", sagte er hinter mir. Dabei lief mir ein schauer über den Rücken.
"Ich denke, dass du so früher immer gesessen bist. Deshalb möchte ich, dass du dir mindestens im Sitzen angewöhnst aufrecht zu sitzen", erklärte er mir.
"Achte dabei, dass du aber kein Hohlkreuz machst, sonder lediglich aufrecht bist", wies er mich an.
Ich weiß nicht, woher die plötzliche Dominanz von Damon kam, doch ich fand es nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Ich mochte es, dass er mich nicht so wie alle anderen im Moment wie aus Glas behandelte.

DU LIEST GERADE
Alle für Einen (DFB FF)
Fanfiction"Hör mal Lara, wir wissen, dass wir nie deine Familie ersetzen können und das wollen wir auf keinen Fall. Aber wir möchten dir einfach nur helfen aus dieser Situation das beste zu machen. Und ganz ehrlich besser kann es nicht werden. Du hast einer d...