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Schlafen konnte ich in der letzten Nacht nicht viel, da mir immer Damon im Kopf herumschwirrte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelte. Thomas war sogar extra mit mir aufgestanden, um sich zu vergewissern, ob ich auch wirklich alles habe und er mich beruhigt alleine lassen konnte.

Ich hörte, wie Thomas im Flur Damon die Tür aufmachte, denn ich war gerade noch dabei meine Prothese anzuziehen, doch als ich damit fertig war und in den Hausflur trat, konnte ich schon wieder meinen Blick von Damon nicht abwenden. Er sieht immer so extrem gut aus. Ich will das auch können. Er hatte seine braunen Haare nur leicht gestylt und trug dazu einen schwarzen Hoodie mit einer grauen Jogginghose.

Ich ging zögerlich auf ihn zu und wusste nicht, wie ich ihn begrüßen sollte, denn Thomas sollte auf keinen Fall mitbekommen, dass etwas zwischen uns ist. Doch Damon nahm mir die Entscheidung ab, indem er einfach auf mich zu lief und mich einmal kräftig in den Arm nahm.

Nachdem ich mich von Thomas verabschiedet hatte, fuhren wir dann auch schon los.

Ich hatte das Glück, dass ich vorwärts fahren durfte, so saß also Damon mir gegenüber, was die Sache dann doch ein wenig angespannt hatte, Niklas, der mein Arzt war neben mir und der Platz gegenüber wurde von einem anderen, etwas älteren Arzt namens Josef eingenommen. Fahrer und Beifahrer waren Jochen und Alex, ich kannte aber ihre Funktion noch nicht.

Die zwei Ärzte neben mir fachsimpelten über irgendein medizinisches Wunder, wobei ich eindeutig nicht mitkam. Doch Damon neben mir, starrte mich einfach an. Es war keine aufdringliches starren, sondern sogar eher eines, bei dem man sich wohl fühlte. Ich starrte aber auch genauso intensiv zurück. Irgendwann wurde mein Kopf schwer, weswegen ich ihn an die Fensterscheibe lehnte. Damon beobachtete immer noch alles haargenau, was er sich wohl gerade dachte?

Allmählich wurde es mir auch ein wenig kalt, was wahrscheinlich die Folge meines Schlafmangels war, also zog ich meinen Hoodie, den ich von Thomas bekommen hatte weiter hoch und stülpte mir die Kapuze über. Um das Ganze noch abzurunden kuschelte ich mich tief hinein, so dass ich das Ultimatum an Wärme hatte.

Damon schaute auch bei diesem Prozess zu. Er hatte noch immer nicht seinen Blick von mir gewendet. Unter anderen Umständen wäre es mir wahrscheinlich unangenehm gewesen, von jemandem einfach so direkt angestarrt zu werden, aber bei Damon war alles anders. Ich fühlte mich fast schon ein wenig wohl unter seinem Blick.

Ich merkte aber trotzdem, wie meine Augenlider allmählich immer schwerer wurden und es immer anstrengender wurde dagegen anzukämpfen, weshalb ich irgendwann einschlief.

„Hey Lara, aufwachen. Wir machen jetzt ein wenig Pause", wurde ich geweckt. Doch wer mich kannte, wusste ganz genau, dass es bei mir mit ein paar einfachen Worten nicht getan war. Weshalb ich mich müde weiter in den Sitz sinken ließ und mich noch tiefer in meinen Hoodie kuschelte.

„Ernsthaft?! Du sollst aufstehen und es dir nicht noch bequemer machen. Glaub mir die frische Luft macht dich sofort wach", textete mich Damon voll.

Von mir kam noch immer keine Reaktion, weshalb er mir nun drohte, dass er mich auskitzeln würde, wenn ich nicht aufstand. Dies ließ ich mir nicht zweimal sagen und stand so schnell auf den Beinen, dass mir im gleichen Zug ein wenig schwindelig wurde, was natürlich in einem VW-Bus nicht ganz so vorteilhaft war. Schnell hielt ich mich im Rahmen des Autos fest und wartete einen Moment.

„Ist dir schwindelig Lara?", fragte Damon sofort. Ich nickte einfach, da sich in meinem Kopf gerade alles zu stark drehte. Sofort konnte ich Hände auf meiner Hüfte bemerken, die mich fest hielten. Langsam ließ der Schwindel nach und übrig blieb nur noch ein stechender Schmerz im Kopf.

„Es geht wieder", beruhigte ich Damon, als nun der ganze Schwindel wieder weg war.

„Gut, weißt du was wir dagegen machen?", fragte er mich lächelnd, als er meine Hüfte los ließ und wir nun endlich aus dem Wagen stiegen.

„Essen, Niklas hat uns heute Morgen schon Lunch Pakete gemacht", erklärte er mir.

Wenig später saßen wir an einem kleinen Tisch, der im Freien vor einer Raststätte stand. „Wow Niklas, du hast mir wirklich mein Leben gerettet", lobte ich ihn.

„Haha, kein Problem. Ich mache so etwas gerne", nahm er mein Lob an. Damon und ich schenkten uns nur einen wissenden Blick, da auch Damon wusste, dass ich dringend Essen braucht, nicht dass mir erneut schwindelig wird.

Wir unterhielten uns noch ein wenig, bevor Damon die Initiative ergriff und mich fragte, ob ich mit ihm ein paar Schritte gehen würde. Dabei musterte er mich mit einem Blick, der keine Wiederrede zuließ.

Wir liefen eine Weile nebeneinander her, bis wir schließlich ein wenig entfernt von den Anderen waren.

„Bereust du es?", fragte mich Damon nun ganz offen.

„Nein, auf keinen Fall. Ich fühle mich nur unwohl dabei", gab ich zu. Ich war schon immer ein Mensch, der seine Gefühle und Bedenken meistens zugab und offen darüber redete.

„Wie meinst du das?", fragte Damon mich. Wir beide liefen immer noch nebeneinander her.

„Ich weiß nicht, ich fühle mich in deiner Nähe wohl. Ich merke es jedes Mal in meinem Bauch wenn er beginnt zu kribbeln, mit dir kann ich alles vergessen, aber gleich zeitig fühlt es sich so falsch an, du bist einige Jahre älter als ich, stehst mit beiden Beinen fest im Leben und könntest jede Frau haben, so charmant und gut aussehend du bist. Ich hingegen, bin eine Behinderung. Bin nebenher emotional total unberechenbar und ich weiß auch nicht", gab ich ihm zu.  

Alle für Einen (DFB FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt