disappear

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,,Verdammt nochmal... Scheiß doch die Wand an", nuschelte Isami langsam und verschlafen, als sie ihren Körper schwerfällig von der mehr oder minder bequemen Matratze hob und mit leicht zusammengekniffenen Augen aus dem kleinen Fenster des Hotelzimmers sah. Wobei der Begriff 'Hotel' eigentlich schon weitaus übertrieben war. Immerhin war dieses Gebäude hier eher ein winziges Gasthaus mit einigen Übernachtungsmöglichkeiten, welches auf dieser mickrigen Insel anscheinend der einzige Ort war, an dem man als Reisender ein Bett vorfand.
Isamis Glieder schmerzten noch furchtbar vom vergangenen Tage, der sich als mehr als nur anstrengend herausstellte. Bis zum Abend war eigentlich alles ganz entspannt gewesen, doch als sie dann allerdings am Horizont die Insel erspähte, wollte sie trotz ihrer bereits fortgeschrittenen Müdigkeit nicht noch schlafen gehen, sondern warten, bis sie mit ihrer Nussschale vor Anker gehen konnte. Unglücklicherweise war jedoch beinahe komplette Windstille gewesen, sodass noch viel Zeit bis zur Ankunft verstrich. Doch als sie das Ufer erreichte, konnte sie sich dennoch nicht mal sofort eine Unterkunft suchen, sondern musste sich erst mit ein paar schäbigen Dieben und Banditen auseinandersetzen, die im Schatten der aufkommenden Nacht ihre üblen Machenschaften verichteten. Deshalb hatte sie jetzt also auch noch eine leichte Verletzung nahe ihres Schlüsselbeins.

Zu ihrer Erleichterung sahen die Straßen jetzt, wo der Tag begonnen hatte, wesentlich friedfertiger aus, als in der Nacht. Zusätzlich gab es hier in diesem bescheidenen Zimmer auch einen Spiegel, was ihr ebenfalls zu Gute kam. Sie zog ihr einst mintgrünes T-shirt aus, welches nun mit einigen Blutflecken bedeckt war.
Wie es aussah, war der Schnitt von gestern nicht sonderlich tief und würde im Gegensatz zu dieser Verletzung von vor neun Jahren, dessen Spuren sich noch heute über ihre Taille bis hin zu ihrem Bauch schlängelten, keine Narbe verursachen. Doch allzu tragisch war es des Shirts wegen nicht, sie brauchte sowieso neue Kleidung.
Nur wäre es wohl nicht von Vorteil blutverschmiert durch die Stadt zu laufen, was allerdings bedeutete, dass sie wohl oder übel ihre Jacke überziehen müsste bei den momentan hohen Temperaturen, die nicht mehr feierlich sind.

Überlegend, was die denn nun tun sollte, wanderte ihr Blick wieder durchs Fenster auf diese trostlos scheinende Stadt, dann wieder in den Spiegel und schlussendlich zu ihrem T-shirt.
,,Ach, scheiß drauf!", murmelte sie und zog sich jenes Oberteil wieder über. Dann nahm sie ihre sieben Sachen und ließ an der Theke einige Berry als Bezahlung liegen, ehe sie ging. Es war nicht mal genug Geld gewesen, aber immerhin brauchte sie noch etwas zum Einkaufen, zumal man seine Chance doch nutzen sollte, wenn schonmal der Besitzer des Gasthauses nicht anwesend ist.
Die Straßen waren beinahe leer, kaum eine Menschenseele irrte hier herum. Solche Inseln gab es halt auch. Nicht alle waren gut bewohnt mit einer guten Wirtschaft und einem vielversprechenden, guten Leben. Kein Wunder, dass Isami erstmal mit einem diebischen Überfall begrüßt wurde.
,,Guten Tag, die Dame!", wurde sie von einer runzligen Stimme willkommen geheißen, die sie kaum eine Sekunde später zu einem älteren Mann zuordnen konnte, der sie mit müden Augen anlächelte. Er war wohl der Betreiber dieses kleinen Ladens hier.

,,Einen angenehmen Tag wünsche ich auch ihnen, Sir. Ich suche nach neuer Kleidung, denn...", sie sah betreten an sich herab:,,Leider hatte ich eine unfreiwillige Auseinandersetzung mit einigen Banditen, als ich gestern auf dieser Insel angekommen bin." Sie lächelte unsicher in der Hoffnung er würde sie nun nicht als unsympathisch einstufen. Stattdessen legte sich ein entschuldigender Blick auf das Gesicht des Mannes und er meinte, dass so etwas hier dummerweise öfters passiert und einer der Gründe für die Armut hier war.
Danach zeigte der Ladenbesitzer Isami einige Oberteile und andere Kleidungsstücke.
Es war allerlei Verschiedenes dabei, sowohl Bequemes, Adrettes, Alltagsaugliches und sogar ein Dessous hing an einem der Kleiderbügel. Letztendlich entschied sie sich jedoch für zwei einfache Tank-Tops, einige Hosen, eine Jacke und auch, entgegen ihres eigentlichen Wesens, für ein orangenes Kleid. Zu ihrer Überraschung fiel der Preis für diese ganzen Sachen geringer aus, als sie vorerst erwartet hatte, sodass sie aus Freundlichkeit ein paar Berry mehr bezahlte.

Eines der Tops, es war aus braunem Stoff und wurde hemdartig vorne zugeknöpft zog sie bereits an, verabschiedete sich schließlich und verließ den Laden. Kaum stand sie nun vor eben diesem, bemerkte sie, was sie beinahe vergessen hätte. Sie kramte einen Steckbrief aus ihrer Tasche, einen, der bereits seine besten Tage hinter sich hatte und demnach schon an vielerlei Stellen Risse aufwies. Damit ging sie wieder zurück zu dem alten Ladenbesitzer, um ihm nach Auskunft zu fragen. 
Gesagt, getan, kam auch schon die weniger erhoffte Antwort seinerseits.
,,Du suchst Portags D. Ace? 'Tschuldige, aber da kann ich dir nicht wirklich weiterhelfen. Hier auf die Insel verirrt sich nicht sehr oft eine aktuelle Zeitung, außerdem interessiere ich mich nicht sonderlich viel für Piraten, ich hab andere Sorgen."
Er lächelte entschuldigend und reichte ihr den verschlissenen Zettel. Isami bedankte sich jedoch trotzdem höflich und machte sich nun endgültig zurück auf den Weg zu ihrer Nussschale, die sie tatsächlich an die Zeit erinnerte, als sie noch ein kleines Mädchen war.

Zusätzlich musste sie sich allerdings auch eingestehen, dass dieser Versuch der Fragerei nur eine weitere Lächerlichkeit war, da sie ja selber schon lange nichts mehr von den Spade-Piraten in der Zeitung gelesen hatte. Denn dies war meistens der einzige Grund, warum sie und Luffy überhaupt dieses Medium in die Hand nahmen. Oftmals blätterten sie dabei nur durch, suchten eine Überschrift, in der der Name dieser Piratenbande enthalten ist und lasen allerhöchstens noch einen Artikel über Shanks Crew, falls so etwas darin stand. Die anderen Geschehenisse der Welt, sowie sonstige Piraten waren eben meist eher uninteressant. 
Glücklicherweise kam Isami nun zumindestens ein Stück schneller voran, als am gestrigen Abend, denn die Windrichtung war günstig und trieb ihr Boot zügig über den East Blue, den sie hoffentlich bald verlassen würde. Immerhin hatte sie nun schon so einige Inseln abgeklappert auf der Suche nach Abenteuern. Welche gefunden hat sie dabei mal mehr und mal wenige.
Doch auch wenn sie bisher noch nicht mal einen Monat unterwegs war, hatte sie trotz dessen schon so einige Bekanntschaften gemacht. 

Beispielsweise erinnerte sie sich sehr gern an diese eine große, moderne Insel, auf der sie wahrhaftig eine Menge erlebte. Drei Tage war Isami nur dort gewesen und hatte es indessen  tatsächlich geschafft, das Leben einiger Menschen zu verbessern, indem sie den Besitzer einer Bar besiegte, der seine Kellnerinnen mehr als nur schlecht behandelte und entlohnte. Zugegeben, er war nicht sehr stark gewesen, hatte nur viel Geld, Macht, Ansehen besessen, doch bezahlte er seine Machenschaften schließlich mit seinem Leben. 
Und ja... Isami tötete, wollte es oftmals nicht, doch bereute es auch genauso wenig. Damals, mit ihren zarten sieben Jahren, tat sie es aus Unwissenheit, da sie ihre Teufelskräfte nicht unter Kontrolle hatte und oftmals keinen anderen Ausweg aus brenzlichen Situationen sah. Ein Wunder, dass die Marine ihr nur wenig Aufmerksamkeit schenkte, doch vermutlich hatte man einfach nie damit gerechnet, dass dieses kleine Mädchen an einem Blutbad Schuld tragen könnte, bis man sie dann in Aktion sah und ihr das Kopfgeld verlieh.

Eyes Like Blood {One Piece FF} AcexOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt