tell me something

829 34 3
                                    

Dass dieses Wunder bald schon kommen würde, hätte sie zwar nicht gedacht, doch war das Wörtchen 'bald' auch relativ zu verstehen.
'Bald' konnte in einigen Stunden eintreffen, doch würde es je nach Kontext auch Tage, Wochen oder gar Monate dauern können. Doch auch wenn Isami gerne die Hoffnung gehabt hätte, um an ein schnelles Wunder zu glauben, schien ihr solch etwas einfach schlichtweg zu unrealistisch, obwohl sie sonst doch auch kein Pessimist war. Aber hinsichtlich dieses Problems dachte sie, dass sie da wohl wirklich von alleine herauskommen müsste.
Und wenn sie ihnen eine Lüge vorspielen müsste, um sie so lange manipulieren zu können, bis sie die Chance hatte, abzuhauen, dann würde sie auch das tun müssen!
Trotzalledem hoffte sie inständig, dass sie vorher die Möglichkeit haben würde, zu fliehen, denn sie wollte diesen Idioten nun wirklich keine Smypathie, wenn sie auch nicht ernst gemeint ist, gegenüberbringen.

Tomy war mittlerweile gegangen und ließ sie allein mit diesem elendigen Stück Seestein, welches sich unbarmherzig um ihren Halt herum wandt, so als würde sie es nie wieder loswerden. Isami saß mit dem Rücken zur hölzernen Wand neben dem ranzigen Bett, verschränkte die Beine zu einem Schneidersitz und ließ ihren Blick einfach weiterhin durch den Raum schweifen. Viel Besseres hatte sie ohnehin nicht zu tun und vielleicht hatte sie ja solch seltenes Glück und fand einen hilfreichen Gegenstand, der sie aus dieser unerfreulichen Situation befreien könnte.
Doch lediglich eine Scherbe konnte sie finden. Warum auch immer lag sie unscheinbar, teils versteckt unter dem Bett. Sie schien ebenso alt zu sein, wie der Rest in dieser komischen Abstellkammer des Schiffes. Verstaubt war sie zudem auch noch. Trotzdem konnte Isami ihr Gesicht in dem mit Schlieren verdreckten Spiegel erkennen, was sogleich so viel trostloser schien, als sonst. Ihr Haar fiel ihr noch mehr ins Gesicht als so schon, denn für gewöhnlich hatte
sie meist lediglich mit einer widerspenstigen Strähne zu kämpfen. Da brachte nicht mal ihr grünes Tuch etwas, was sie sich schon als Haarband in ihre blaue Mähne gebunden hatte, um diese zu bändigen.

,,Verdammt nochmal, jetzt sitz' ich wirklich tief in der Scheiße", fluchte sie mal wieder vor sich hin. So höflich Isami oftmals auch war, so viel fing sie an, zu schimpfen und zu meckern, sobald sie nur ansatzweise mal aleine war, oder, wie in diesem Moment gerade auch, in einer sehr unvorteilhaften Situation gelandet war. Sie lehnte ihren Hinterkopf an die fleckige Wand, versuchte wenigstens auf diese Weise irgendwie Zuflucht zu finden. Wenn sie schon nicht physisch fliehen konnte, musste sie es eben psychisch tun und hoffen, so nicht komplett die Nerven zu verlieren. Doch egal, wie oft sie ihre momentane Lage überdachte und reflektierte, sie kam zu keiner guten Lösung.
Denn:

Erstens saß sie auf einem Marineschiff fest, auch noch eines angeführt von Tomy.

Zweitens war sie nicht in der Lage ihre Teufelskräfte zu nutzen und sah auch bei diesem Problem keinen möglichen Lösungsweg.

Drittens befanden sie sich nebenbei bemerkt nicht weit weg von der Redline, über die sie zur Grandline gelangen würden. Nur ungefähr vier Tage hätten sie und die Elenora-piraten noch benötigt, um dorthin zu segeln, doch daraus würde wohl nichts mehr werden.

Ein leises, beinahe zaghaftes Klopfen riss sie aus ihrer verworrenen Gedankenwelt.
,,Cinner?", mutmaßte Isami mit dem Blick zur Tür. Ein kleines Lachen entfuhr dem Angesprochenen, als er tatsächlich hinein trat und so ihre Vermutung bestätigte.
,,Woher hast du gewusst, dass ich es bin?"
,,Weder ein Marinesoldat, noch dieses eingebildete Sackgesicht von Bruder würden hier so vorsichtig und leise an die Tür klopfen. Du warst schon immer abwartend und hast dich lieber vorsichtig an jegliche Dinge herangetastet, um keine Fehler zu machen."
Diese Situation war Cinner schon etwas unangenehm, aufgrund von ihren noch vorhandenen Erinnerungen von Damals. Er kratzte sich geniert am Nacken und blickte zur Seite:,,Dass du all das noch weißt, ist echt bemerkenswert. Auch wenn ich dieses Verhalten lieber ablegen würde, es hat so einige Nachteile, weißt du?"
Beiden entfuhr wieder ein Lachen. Sie verstanden sich damals schon ganz gut und anscheinend hat sich das bis zum heutigen Tage hin auch noch nicht geändert. Außerdem lockerte er diese trostlose Situation wenigstens ein bisachen auf.

,,Aber schweifen wir nicht ab, ich bin wegen etwas anderem hier", meinte er nun mit einer Stimme, die weitaus ernster klang, als das Geplänkel von gerade. Isami fragte gar nicht erst nach, was genau er denn wollte, wusste sie immerhin, dass er es eh gleich sagen würde.
,,Du wirst vermutlich versuchen zu fliehen, hab ich recht? Ich will dich nicht davon abhalten, doch will ich dich davor warnen, dass in dem letzten Jahrzehnt dein Bruder um einiges stärker wurde. Und ich will nicht mal sagen, dass du dich nicht ebenfalls verbessert hast, aber-..."
Seinen Monolog unterbrach Isami nun allerdings:,,Hey Cinner, das ist mir durchaus bewusst, zumal er bestimmt auch immernoch stärker ist, als ich. Doch ich werd' das schon schaffen, glaube mir, ich hab bis jetzt alles irgendwie geschafft,... Ob nun alleine oder mit der Hilfe von meinen Freunden!"
Sie lächelte aufmunternd, legte den Kopf leicht schief, während ihre Hand auf Cinners Schulter lag. Ihr kam die Situation irgendwie etwas skurril vor. War sie nicht diejenige, die man sollte trösten? Immerhin ist auch sie diejenige, die hier gefangen ist.
Und ebenfalls ist sie diejenige, die sich in einem permanenten Zustand der Schwäche und der Ermüdung befand. Denn dieser garstige Seestein entzog ihrem Körper nicht nur die Macht über die Hāto Hāto no mi, sondern auch einen Teil ihrer Kraft generell.

Und doch saß sie hier und versuchte gerade grundlos einen alten Bekannten aufzuheitern, der sich nun um sie sorgte, auch wenn er ein stolzer Marinekapitän ist, der für die Gerechtigkeit kämpfen will. Das bedeutete aber nicht, dass er dafür war, Isamis Piratendasein zu beenden, denn das wäre auch nicht gerecht, oder?

,,Außerdem glaube ich nicht, dass er mir wirklich etwas antun würde... Jedenfalls hoffe ich es inständig."
,,Isami, sag mir eins. Denkst dir wirklich, die Marine hätte Tomy nicht verändert? Sein Charakter hat sich gewandelt, ich bin mir nicht sicher, ob er vor sowas noch zurückschrecken würde."
Cinner erhob sich, ließ Isami dort sitzen.
,,Wir erreichen bald die Grandline. Erst danach wirst du frühestens die Möglichkeit erhalten, zu fliehen, doch sage nicht, ich hätte dich nicht zumindest gewarnt."
Auch Isami stand nun auf und stellte sich vor ihm hin, ehe sie ihren Kopf hob, um ihn ins Gesicht zu sehen. Dann lächelte sie ihn selbstsicher an, nur um gleich zu antworten:,,Wie gesagt, mach dir keine Sorgen um mich, aber trotzdem danke! Es ist schön, jemanden von der Marine zu sehen, der auch was von dem Begriff 'Gerechtigkeit' versteht."
Auch er schenkte ihr noch ein Lächeln, nickte zustimmend, ehe er auf der Türschwelle kehrt machte und sich wieder seinen alltäglichen Aufgaben widmete.

Tatsächlich erreichten sie sogar etwas früher als gedacht die Grandline, zu der sie mithilfe der Redline kamen. Isami ging in dieser Zeit eigentlich kaum bis gar nicht aus dieser Abstellkammer hinaus. Sie konnte es nicht ertragen, ständig daran erinnert zu werden, auf was für einem Schiff sie sich gerade befand.
Dementsprechend nur Nachts verließ sie diese Erbärmlichkeit eines Raumes, damit sie zumindestens nicht ständig die Marinesoldaten erblicken musste. Doch als sie nun an den riesigen, roten Felsen und Klippen der Redline ankamen, konnte auch Isami es sich nicht nehmen lassen, sich dieses Spektakel anzusehen. Immerhin hatte sie diese aufregende Erfahrung noch nicht gemacht und war somit, im Gegensatz zu ihrem Bruder, das erste mal auf der Grandline geseegelt.

Das war auch der erste Moment hier, in dem sie sich so ausgelassen und frei wie sonst auch fühlte.
Der Moment, in dem sie an der Reling stand, ihre Finger das Holz umklammerten und sie lachend und staunend dieses faszinierende Ereignis genoss, würde noch ewig in ihren Erinnerungen herumschwirren. Leider hielt ihre Freude nicht sehr lange an, denn spätestens, als sie wieder ruhig seegelten und alle ihren Arbeiten nachgingen, verzog sie sich wieder in die stickige, kleine Kammer, die nicht mal ein Bullenauge besaß.

Eyes Like Blood {One Piece FF} AcexOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt