suspicion

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Zwar durchzog sofort ein wohliges Gefühl Isami, als sie sich etwas weiter nach hinten lehnte und Ace' sanfte Wärme genoss, jedoch änderte dies nichts an ihrer momentanen Laune, die in der dunklen, doch sternenklaren und ruhigen Nacht sogleich etwas Gedankenverlorenes annahm.
,,Ace?", fragte sie leise und etwas zögerlich. ,,Mhh?", brummte er daraufhin nur fragend, das Gesicht in ihrem Haarschopf vergraben. Isami wandte ihren Blick nostalgisch zu dem sich leicht bewegenden Wasser, das mit seinen seichten Wellen etwas hypnotisch Beruhigendes an sich hatte.
,,Meinst du, ich seh eines Tages meine Eltern?" Ein kurzer Augenblick der Stille verstrich beinahe unbemerkt. Noch bevor Ace allerdings zu einer Antwort ansetzen konnte, sprach das Mädchen bereits weiter:,,Also... nicht, dass ich sie wirklich bräuchte. Immerhin gibt es mittlerweile so viele Menschen, die ich zu meiner Familie zähle. Und einen großartigen Vater haben wir alle noch dazu. Doch denkst du, sie sind noch immer Piraten? Segeln sie noch immer über's Meer? Zusammen mit ihrer Crew?"

Die leuchtenden Sterne beobachtend stellte sich eine weitere Frage: Ob ihre Eltern just in diesem Moment wohl den gleichen Sternenhimmel ansahen, wie sie? 
Da hob auch Ace den Kopf an und verstärkte seinen Griff um ihre Taille noch ein wenig. ,,Vielleicht schon, wer weiß. Ich glaub, ich kann dir das am wenigsten beantworten, doch wenn sie noch umhersegeln wirst du sicherlich früher oder später auf sie treffen, Isa."
Die Piratin gab daraufhin nur ein leises, resignierendes Geräusch von sich und lauschte dem, was Ace im nächsten Moment noch hinzufügte:,,Zumal du es ja bereits selbst erkannt hast: Du hast bereits sehr viele Menschen um dich herum, die du deine Familie nennen kannst", er wartete kurz ehe er weitersprach:,,Und außerdem... hast du ja mich."
Er flüsterte das so nah an ihrem Ohr, dass sie seinen Atem an ihre Haut spüren konnte.

Dies bewirkte, dass ein angenehmer Schauer ihren Körper durchfloss und Isami drehte ihren Kopf so, dass sie ihn ansehen konnte. Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln als Dank dafür, dass er einfach nur da war und schloss schließlich genießerisch die Augen, als er einen federleichten Kuss an jener Stelle hinter ihrem Ohr platzierte. Immerhin waren seiner Worte sogar mehr als nur wahr. Sie war so unfassbar dankbar, dass sie so jemanden wie ihn um sich hatte und spürte sich dabei so unverletzlich, unangreifbar, als würde Portgas D. Ace sie vor allem Grauen, dass diese gigantische Welt zu bieten hatte, beschützen. Und das würde sie bei ihm auch so tun.
Denn sie wusste schon sehr lange, schon bevor er sie überhaupt richtig leiden konnte, wie sehr sie immerzu in seiner Nähe sein wollte, ihn nie missen wollte. 
Das alles machte diesen unscheinbaren Moment der Zweisamkeit so unglaublich wertvoll, unvergesslich und vor allem so viel wichtiger als alles, was zuvor war.

Sachte platzierte sie ihre Hände auf den seinen, nur um sich schließlich sanft aus seinem Griff befreien zu können. Sie löste sie kurz von ihm und stand auf. Doch kurze Zeit später setzte sie sich wieder auf seinen Schoß, nur diesmal so, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Ganz von allein schlich sich das glücklichste Lächeln, dass sie überhaupt zustande bringen konnte, auf ihre Lippen. Nun spürte er, wie er ihr leicht über den Stoff, der ihren Oberkörper bedeckte, strich. Genau an der Stelle, an der ihre Narbe aus Kindertagen prangte.
Ace wurde kurz darauf von einem Schwall von Erinnerungen durchflossen, als er das blutige Rot ihrer Augen vor ihm sah, die selbst in der tiefdunklen Nacht noch so leuchtend und lebendig wirkten. Sie spiegelten das Lächeln wieder, das sie trug und wirkten auf einmal ganz anders, als in jenem Moment, als beide sich das erste Mal trafen und sie ihn scheinbar am liebsten hatte umbringen wollen.

Im Gegensatz dazu erinnerte sich Isami lieber an all die Zeit danach, die Abenteuer, die sie zu viert erlebten und auf einmal erschien ein Bild jener Nacht in ihrem Kopf, in der sie mit Ace am Baum geredet hatte. Er hatte ihr Vorwürfe gemacht, meinte, sie wisse nicht, was für furchtbare Dinge auf der Welt geschehen. Sie weiß noch ganz genau, wie sie ihm daraufhin erzählte, was ihr in frühesten Kindertagen geschehen ist und wie sie ihn belehrte, dass man sich nicht sein ganzes Leben von sowas runterziehen lassen darf. Sie sah nach vorn. Das erklärte sie ihm.
Wenn Isami Ace aber jetzt so ansah, schien er zumindest etwas weniger verbittert gegenüber anderen zu sein, als damals.

Langsam schlang sie nun ihre Arme um seinen unbedeckten Oberkörper und drückte ihr Gesicht an seine starke Brust, während sie ihn so fest umarmte, wie ein kleines Kind, das mit seinem liebsten Plüschtier kuschelte. Keiner sagte daraufhin was. Sie blieb einfach stumm, bewegte sich kaum einen Millimeter, derweil Ace seine Arme fest um sie schloss und sie einfach nur festhielt, weil er ganz genau wusste, dass sie das gerade brauch... das sie ihn gerade brauch. 

Alles andere vergaßen sie und verschwendeten keinen Gedanken an die Dinge, die sonst auf dieser verquerten Welt geschahen. Sie dachten nicht an die Party und ihre Nakama, dachten nicht an ihre Herkunft, dachten nicht an die Marine und die ganzen Gefahren die sonst noch da draußen lauerten und dachten auch nicht an alles andere, was vergangen war und noch auf sie zukommen mochte.

,,Isa", sagte er ruhig mit rauer, doch sanfter Stimme:,,Hey, sieh mich an.", forderte er und schob sie ein paar Zentimeter von sich weg, damit das Mädchen ihren Kopf anheben konnte und ihre Blicke sich abermals trafen. Ace schenkte ihr ein schiefes Lächeln und Isami konnte gar nicht anders, als dieses leise kichernd zu erwidern. Dieses Kichern allerdings wurde rasch unterdrückt, da er anfing, sie mit Küssen zu übersähen. Sofort erwiderte sie diese mit all der Liebe, die sie in sich trug und bemerkte mal wieder einmal, dass es oftmals besser war, sich nicht in seinen eigenen Gedanken zu verlieren, sondern lieber den Moment mit all seiner Glückseeligkeit zu schätzen.
,,Ich wünschte, alles könnte auf ewig so wunderbar sein, wie jetzt.", erklärte sie zwischen zwei Küssen und legte schließlich ihre Wange an seine, ehe Isami einen weiteren Kuss auf diese drückte.

Doch beide wussten, dass es niemals für immer so sein wird.

Zwar kannten sie nicht den genauen Lauf der Dinge, jedoch war ein Leben ohne Komplikationen schier unmöglich. So war es nur knapp möglich, Thatchs bevorstehenden Tod zu verhindern. Isami mochte es, Nachtwache zu halten und bekam gerade noch rechtzeitig von Marshall D. Teachs nächtlichen Plänen mit. Der Missetäter floh, doch Thatch würde dank ihr und ihrer Teufelsfrucht dem Tod entfliehen können. Die darauffolgende Zeit verlief nur noch ereignisreicher, als Ace Rache am Verräter üben wollte und Isami ihm entgegen seines Willens begleitete. Allerdings hätten die beiden nicht gedacht, dass Teach sich mit der Marine zusammentun würde, nur um Ace zu besiegen und auszuliefern, damit er sich mit dem Titel eines Shichibukais rühmen kann. Doch noch viel weniger hätte einer von ihnen erwartet, dass ausgerechnet Fran Tomy sich einmischen und Blackbeard seine Hilfe anbieten würde.

Mit dem Hintergedanken, seine Schwester doch noch überzeugen zu wollen, schaffte es Tomy, sie abermals auf seinem Marineschiff festzuhalten, während Blackbeard Ace besiegte und dieser schließlich in Impel Down, dem gewaltigsten Gefängnis, das je erbaut wurde, landete.

Ace und Isami.
Beide wussten, dass es niemals für immer so sein wird. 
Beide wussten, die  Glückseeligkeit könne nie unendlich sein.
Beide wussten, sie waren nun ihrem Schicksal ausgeliefert.

Außer aber, sie kämpften dagegen an.

Eyes Like Blood {One Piece FF} AcexOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt