in your face

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Das Frühstück war gegessen und die Kombüse sah aus, als wäre ein Tornado durchgefegt.
Und wem wurde all die Arbeit aufgehalst? Thatch.
Es kam äußerst selten vor, dass sich andere Piraten an dieser Aufräumaktion beteiligten. Zwar musste Thatch nicht den ganzen Speiseraum von Grundauf durchputzen, sodass alles immer bis in die kleinste Ecke blitzblank und rein ist, doch war es ebenso eine Heidenarbeit zumindest die Tische und Stühle soweit abzuwischen, dass man bei der nächsten Mahlzeit nicht mehr in den Essensschlachtresten der Vorherigen sitzt.
Komplett gereinigt würde dieser Raum hier wohl nur selten werden, zumal es dann die Aufgabe irgendeiner Division wurde, die Reinigungskraft zu spielen.

Man konnte sich also denken, wem Isami ihre Hilfe als allererstes im Konkreten anbot. Immerhin hatte sie auch bei den Elenora-piraten immer wieder zusammen mit Lika dem Koch ausgeholfen, da war es doch recht naheliegend, dass sie auch hier nun versuchen würde, Thatch ein wenig unter die Arme zu greifen. Denn es war eine Sache, jemanden für eine Weile auf seinem Schiff zu akzeptieren, aber eine andere, ihn oder sie auch mit Essen zu versorgen. Und letzteres taten definitiv nicht Ace oder gar Whitebeard, auch nicht Marco oder sonst jemand war dafür verantwortlich. Es war lediglich Thatch, der sich um die Versorgung hier kümmerte und genau deshalb war sie ihm mehr als nur dankbar.
Als alle anderen nun ihren Tätigkeiten nachgingen, ist sie also hier geblieben und half ihm nun dabei, alles wieder halbwegs auf Vordermann zu bringen.
Auch wenn sie, nebenbei bemerkt, echt nicht gern die Putze spielte.
Doch würde sie in nächster Zeit auch beim Kochen generell helfen und auch die ein oder andere Missetat ausbaden, die Ace verzapft hat. Selbst hielt sie sich ja an jegliche Regeln hier. Jedenfalls glaubten das die meisten.
Denn während die Piraten mal wieder irgendeine dumme Idee hatten und Scheiße bauten, konnte sie sich immer auf sonderbarer Weise rausreden, als hätte sie nie irgendetwas verbrochen.
Doch auch musste man dazu sagen, dass sie nicht allzu oft in solch Unsitten mitverwickelt war, da sie immerhin die meiste Zeit eher arbeitete und half. War sie nicht bei Thatch half sie meistens lediglich den Leuten der zweiten oder vierten Division, da sie die Kommandanten der anderen Divisionen natürlich so gut wie gar nicht kannte.
Heute war es mal wieder soweit, dass Ace sich kurz zu ihr gesellte, während sie in seiner Kajüte saß und an irgendwelchen Listen über die Aufgabenverteilung der Nachtwache herumschrieb.
Marco hatte sie darum gebeten, dass für ihn zu erledigen, da es eigentlich Ace' Aufgabe war, dieser sie allerdings nicht wirklich tat.

Er sah sie freudestrahlend an und wollte sie dazu überreden, einem Crewmitglied der achten Division einen Streich zu spielen. Sie hatte nur am Rande mitbekommen, dass dieses wohl letztens erst ein paar Piraten der Zweiten hinters Licht geführt hat und sie reinlegte. Nun hatten sie wohl ihren Kommandanten um Unterstützung gebeten, der wiederum Isami zum Mitmachen überreden wollte.
Sie fühlte sich beinahe schlecht dabei, diesem Spaß zu entsagen, zumal sie nicht sehen wollte, wie Ace dieses erheiterte Grinsen verlor, wenn sie mal wieder ablehnte. Trotzdem schüttelte sie den Kopf, sah ihn kurz an und schrieb wie selbstverständlich an der Liste weiter.
,,Ach komm schon! Früher warst du doch auch für jeden Scheiß zu haben!", grummelte Ace nun entnervt. Kurz war sie sogar erschrocken darüber, dass sein bisheriger Gesichtsausdruck nicht nur schnell verflog, sondern gleich einem beinahe Wütendem glich.
,,Ace...", sie sprach seinen Namen mit ruhiger, heller Stimme gar demütig aus. Sie wusste, dass ihre sogleich folgenden Worte keineswegs ihrem sonstigen Wesen entsprachen und doch hatte sie keine Wahl:,,Ich muss das noch fertig machen. Marco will das diese Lis-"
,,Ach Marco will so vieles wenn der Tag lang ist. Diese Liste hat er noch nie pünktlich zurückbekommen!"
,,Ja, weil das ja auch eigentlich deine Aufgabe ist und du die nie rechtzeitig erfüllst. Aber wenn ich schon auf diesem Schiff bleiben darf, sollte ich zumindest das an Arbeiten aufholen, was du oft versäumst. Ich will dir keine Vorwürfe dafür machen, doch ich bin das dieser Crew schuldig."
,,Du bist dieser Crew schon längst nichts mehr schuldig, Isami! Selbst ich hab schon gemerkt,wie viel du hier getan hast."
Er sah sie ernst an. Etwas Bedrückendes hat die Atmosphäre erobert.
Während ihrer Rede gerade hat er nur an der Wand gelehnt, sich an die Stirn gefasst und angespannt zugehört, doch nun war es ihm genug:,,Verdammt nochmal, Isami! Vor ein paar Tagen war ich echt froh, dich endlich wiederzusehen... Nein, ich war sogar mehr als froh! Und jetzt bist du nicht mehr das draufgängerische Mädel, was ich so mag, sondern benimmst dich wie ein Arbeitssklaven!"
Das hat gesessen.
Sehr sogar.

Sie wusste, er war temperamentvoll. Sie wusste, ihr Verhalten war nicht gewöhnlich. Sie wusste, Ace konnte auch ausrasten, wenn er Grund genug dafür hatte. Doch letzteres kam meist nur bei Kämpfen vor, wenn er wütend war und anfing, seine Gegner zu beleidigen.
Aber diese ehrlichen Worte brannten sich ein wie ein frisch geschmiedetes Schwert in ein Leib, nachdem es auf dem Amboss verarbeitet wurde.
Das war sie von Ace nicht gewohnt. Wirklich nicht.
Und doch wusste sie, wie recht er hatte, doch sie wusste auch, wie sehr sie schon wieder auf den Kosten anderer lebte, jedenfalls dachte sie es und hasste es auch.

Sie wollte doch schon damals, als sie so jung losseegelte nur zeigen, dass sie eigenständig sich um sich kümmern konnte, dass sie zwar vielleicht Freunde an ihrer Seite brauch, doch ebenfalls allein Dinge regeln konnte!

Sie nahm fremde Hilfe auch an, doch gab es einen Punkt, bei dem es irgendwann zu viel wurde und in letzter Zeit war dieser Punkt bei ihr schon weit überschritten wurden. Sie ließ sich von einer Crew über den East Blue schippern, die sie vorher nicht mal kannte, nur um diese in Gefahr zu bringen. Aus den Fängen ihres Bruders wurde sie genauso von anderen gerettet und durfte nun sogar dort bleiben. Noch dazu für eine ganze Weile, denn auf der Grandline gab es nicht alle paar Seemeilen eine Insel. Bis der Eternalport einen zu der Insel führte, auf die er gerade zeigte, können mehrere Tage bis Wochen vergehen.
Und jetzt war sie immer noch hier auf der Moby Dick und sah den sauer gestimmten Ace an, der vor ihr stand.
Noch schlimmer wahren allerdings diese kurzen Phrasen in seiner Schimpftirade, die sie zum Überlegen brachte.
Mehr als froh, sagte er.
Dass ich so mag, sprach er.
Er mochte sie. Doch was war mit den herabwürdigenden Blicken, die sie von manchen Crewmitgliedern zugeworfen bekam, auch wenn es nur recht wenige waren?
,,Ich-...", fing Isami zwar an, doch konnte seinem Blick nicht mehr standhalten oder auch nur mit ihm in einem Raum sein. Wie sollte sie bloß diese Nacht hier schlafen, nebenbeibemerkt auch noch im selben Bett neben ihm, was ihr manchmal sowieso schon Unbehagen bereitete. Wie sollte sie überhaupt noch mit ihm reden können.
Sie dachte nochmal kurz nach und merkte, wem sie in Wahrheit das Meiste, -bis auf das Essen vielleicht-, zu verdanken hatte. Nicht Thatch, nicht Marco oder Whitebeard. Nein.
Es war Ace.

Und sie konnte nicht weiterreden. Sie stand auf, nahm sich den mittlerweile stumpfen Bleistift und die Listen und ging einfach hinaus. Floh wieder still und wortlos.
Vollkommen in Rage merkte Ace gar nicht, dass sich mittlerweile seine Teufelsfrucht ebenfalls an seiner Gefühlslage beteiligte. Kleine Flammen züngelten sich scharf seinen Rücken entlang, leuchteten immer wieder kurz auf, versprühten die Funken seines Zorns.
Dieses Mädchen brachte ihn zur Weißglut, Verwirrung und Besorgnis, doch trotzdem löste ihre Art in ihm ein nicht zu bändigendes Glücksgefühl aus, sodass er es noch weniger mit ansehen konnte, wie sie sich selbst immer mehr verlor und sich verausgabte. Vermutlich bemerkte dieser kleine, idotische Blauschopf nicht mal, dass manche hier sie schon viel schneller akzeptiert und sich an sie gewöhnt hatten, als man denken würde.
Ace vergrub seine Fingerspitzen in seinem schwarzen Haar, nachdem er seinen Hut vom Kopf schob.
Was machte sie nur mit ihm...

Indessen saß Isami in einem Vorratsraum in der Kombüse. Tatsächlich war es beinahe schon ein Privileg, dort zu sein, denn vielen verfressenen Piraten war es untersagt, sich dort aufzuhalten. Es gab dort außerdem einen kleinen Hocker, auf dem sie saß und die restlichen Listen ausfüllte. Es waren nicht mehr viele und würde sie sich beeilen, könnte sie vielleicht doch noch etwas spaßiges mit den anderen unternehmen. Oder aber sie könnte auch noch weiter die Crew entlasten und noch irgendeine Aufgabe übernehmen, doch so schnell, wie dieser Gedanke kam, so schnell schob sie ihn weit beiseite. Ace würde sie meucheln, würde sie das tun.
Also stand sie auf, warf einen kurzen Blick auf die Blätter in ihrer Hand und überflog das Geschriebene. Mit großen Schritten beeilte sie sich dann zu Marcos Kajüte, der sie verdutzt ansah, als er sie, nachdem sie angeklopft hatte, hereinbat:,,Bist du schon fertig?"

Eyes Like Blood {One Piece FF} AcexOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt