Die Kajüte hatte sie seit einer guten halben Stunde nun bereits verlassen und befand sich mittlerweile in Ace' seiner.
Er hatte sie ihr gezeigt, nachdem sie erfolgreich versuchte, die Küche zu finden.
Dort traf sie auch auf den von Whitebeard erwähnten Thatch, ein bärtiger Geselle, dessen helle, rötlich braune Haare zu einer Tolle hinaufragten. Er hatte ein sympathisches Lächeln, wie sie fand, redete selbst ein paar Worte mit ihr, stellte sich eben vor. Dann entließ er Ace für einige Minuten, damit dieser Isami nicht ganz unbeholfen stehen ließ und ihr seine Kajüte zeigen konnte. Er meinte, sie könne sich dort ausruhen, wenn sie denn wöllte, ansonsten stände es ihr frei, was sie nun erstmal tun würde.
Doch anstatt erstmal das Schiff zu erkunden und auch nur ansatzweise zu versuchen, so etwas abwegiges wie einen Orientierungssinn hier zu entwickeln, wollte sie einfach nur in diesem Zimmer bleiben.Sie wollte wissen, wie Ace lebte, wie er sich eingerichtet hatte und war kein bisschen überrascht, als sie den dämmrigen Raum betrat.
Immerhin war es mittlerweile mitten in der Nacht, der schicksalhafte Kampf lag nur wenige Stunden zurück, sodass nur eine Kerze auf dem Nachtschränkchen, dessen Lackierung schon etwas abgeblättert war, glimmrig vor sich hin flackerte.
Weißes Wachs rannte an der Seite der Kerze hinunter.
Auf dem Holz unter dieser sah man bereits so einige Stellen, an denen jenes Wachs schon kleinere, pfützenartige Flecken bildete, die sich nun weißlich von der eigentlich braunen Farbe abhoben.
Sie spendete wenig Licht, doch war es trotzdem genügend, um die verstaubte Öllampe zu sehen, die dort gleich neben ihr auf dem Boden stand. Just hob Isami diese auf und wischtesie mit ihrem Unterarm ab. Ihr Zustand war kein Wunder.
Ace benötigte sie garantiert nicht, bedachte man seine Teufelsfrucht und apropos, diese Information musste sie ja auch erstmal noch verdauern. Zwar hatte er nie etwas Negatives über solch Früchte geäußert, doch hatte Isami beim beten Willen auch nicht erwartet ihn umgeben von wild lodernden Flammen zu erblicken, die ihn vorantrieben, seine Kampfeslust nur zu gut zum Ausdruck brachten. Vermutlich sorgte er durch ein kleines Feuer in seiner Hand selbst für etwas Licht in der verschlingenden Finsternis.Die nun selbst leuchtende Lampe sorgte für etwas mehr Helligkeit im Raum, als Isami sie in eine andere Ecke des Zimmers stellte. Mit musterndem Blick sah sie sich nun ein wenig gezielter hier um. Einige Klamotten lagen herum, manche davon sahen nicht mal getragen aus und lagen teils eingeklemmt in der Schranktür, verlassen auf dem Dielenboden.
Sie setzte sich auf eine Ecke seines Bettes.
Eine erdrückende Dunkelheit zog sich mittlerweile über das weite Meer, doch trotz der tiefen Nacht war Isami nicht müde. Sie fühlte sich beinahe, als wäre es helllichter Tag, als hätte sie gerade erst gefrühstückt, als wäre das Heutige noch nicht vorbei, als Bestände ihr noch einiges bevor, ehe sie in die realitätsferne Welt des Traumes verschwinden konnte.
Die Hände legte Isami auf ihrem Schoß ab, während sie immer wieder mit ihren Fingern über den feinen Stoff ihrer Hose fuhr.
Sie konnte die Gedanken ihres Verstandes nirgends zuordnen.Vermutlich hatte sich Ace früher fast genauso gefühlt. Damals, an jenem Tag, kurz bevor er das verräterische Knacken eines Astes gehört hatte und Isami vom Gehen abhielt. Genau in diesem sonderbaren, wenn auch kurzen Augenblick verspürte er nichts als einen Sturm von Gedanken und Zweifel, von Erinnerungen und Melancholie, von Ideen und Träumen, die er nicht verarbeiten konnte, nicht fassen konnte, einfach nur diesen strömenden Fluss in seinem Kopf zuließ, während die Stille der Nacht diese bizarre Gefühlslage unterstrich.
So saß auch Isami da.
Unschlüssig, was sie denn nun tun sollte. Die einzige Sache, die sie definitiv sicher wusste, war, dass sie sich wünschte, müde zu sein. Sie wollte zu so später Stund nicht noch das Schiff erkunden oder gar Crewmitglieder der Whitebeard-Piraten noch nerven, auch wenn die meisten dieser wohl ihrer Nachtruhe nachgingen. Doch auch würde sie jetzt nicht schlafen können, schon gar nicht in diesem Bett.
Aber hatten sie damals nicht auch immer zu dritt, beziehungsweise zu viert nebeneinander geschlafen?
Und nun zierte sie sich davor in seinem Bett zu schlafen.
Solch Verhalten fand sie nichts als kindisch, doch war sie das nicht auch noch? Ein Kind?Es gab kaum etwas furchtbareres, als mit seinen Gedanken allein gelassen zu werden, einsam mit ihnen in einem stälernen Käfig zu stecken, von ihnen geplagt und verwirrt zu werden. Es war eine gar verworrene Tortur, der keiner entkam. Denn dann müsste man aus seinem eigenen Verstand entkommen.
Und so harmlos ihre Gedanken gerade eigentlich auch waren, so nebensächlich und belanglos, so größer war der Tornado, der da wütete.
Der Tornado, dessen Ursprung durch zu viele zeitgleiche Gefühle geschaffen wurde.
Könnte sie sich doch wenigstens auf ein was konzentrieren! Nur einen kleinen Einfall wollte sie haben, und sei es eine Überlegung, wie das morgige Frühstück wohl schmecken würde oder, ob das Wetter in diesem Gebiet der Grandline stürmisch oder sonnig war!
Doch es war vergebens.
Sie merkte nicht mal wirklich, als die Tür geöffnet wurde, wobei man sagen musste, dass Ace versuchte, besonders vorsichtig und leise zu sein, da er dachte, sie würde bereits schlafen. Umso überraschter war er, als er das Mädchen dort einsam auf dem Bett sitzen sah, angespannt und nachdenklich. War das wirklich Isami? Das passte doch gar nicht zu ihr!
Ace ging schweigend an ihr vorbei, nur um seinen Cowboyhut auf das Beistelltischchen zu legen, zog sich dann die schwarzen Stiefel von den Füßen, ehe diese achtlos in der Ecke liegen blieben. Es grenzte an ein Wunder, dass einer tatsächlich auf der Sohle stehen blieb.
,,Du hast dich verändert, Isami", meinte er, entgegen seines ersten Eindrucks von ihr vorhin, bevor er sich neben ihr fallen ließ. Die Matratze senkte sich ein wenig und die Kerze flackerte aufgrund des Luftzugs für einen kurzen Augenblick etwas mehr als vorher. Schnell beruhigte sie sich wieder und sorgte sogleich für den warmen, wenn auch schwachen Schein auf Isamis Gesicht. Diese aber blickte nun leicht lächelnd zu einem ihm herüber und antwortete:,,Du dich auch. Aber ich nicht wirklich."Daraufhin zog ihr Gesprächspartner nur ungläubig die rechte Augenbraue hoch, konnte gar nicht zu Wort kommen, als sie schon weiter erklärte:,,Nachdenklich im halbdunklen Raum zu sitzen ist nicht meine normale, alltägliche Beschäftigung." Sie grinste kurz frech zwischen ihren Worten
,,Und wenn du mal nur kurz dein kleines Spatzenhirn anstrengen würdest, hättest du dich auch daran erinnert, das sowas hier damals auch schon vorgekommen ist", neckte sie ihn, als sie auch schon einen kleinen Schubs von der Seite bekam, begleitet von einem kleinem Lachen, sowie von einem empörten:,,Hey!"
Er lachte, sie ebenfalls, doch trotzdem verstummte es sogleich wieder.
,,Und wie soll ich mich verändert haben?", fragte er nach einer kurzen stillen Zeit und blickt zu ihr rüber. Solche ernsten Gespräche waren für beide unüblich, doch irgendwie ist es bereits ein paar mal passiert, dass sie trotzdem schon über tiefgründigere Themen philosophierten, wenn auch ungewollt.
,,Du bist fröhlicher, wirkst nicht mehr so unglaublich misstrauisch."
Sie lächelte.
,,Das zeigt, dass du diese Leute hier ins Herz geschlossen hast, vielen von ihnen auch vertraust."Er blieb vorerst stumm, antwortete nicht. Hat er sich wirklich so sehr verändert? Ihm kam dieser Augenblick immer bizarrer vor.
Isami bemerkte seine zögerliche Reaktion und redete demnach direkt weiter. Sie wollte diesen Moment nutzen, um gleich das zu sagen, was ihr mittlerweile im Kopf herumschwirrte. Wer weiß, wann sie wieder die Chance haben wird, mit Ace zusammen so einsam einfach nur dazusitzen und zu reden.,,Und...", auch sie zögerte kurz.
,,...Ich wollte dir noch sagen, dass ich echt froh bin, dich endlich wiederzusehen, nachdem ich dich so lang gesucht hab!"
Ein kleines, verhaltenes Lachen entfloh ihr, während ihre Wangen sich erhitzten. Nun hob auch Ace wieder den Kopf an, blickte zu ihrer Silhouette, die dunkel hervorstach, während im Hintergrund die Lampe auf dem Nachttischchen flackerte und Isamis Umriss mit warmen Licht umspielten.
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Eyes Like Blood {One Piece FF} AcexOc
ФанфикFran Isami... Ob man sie nun als eine einfach Abenteurerin ansehen will, oder auch so, wie die Marine sie sieht, als ein bedrohliches Gör, das weggesperrt gehört, oder aber als das Mädchen was Ace' Leben und das seines Umfelds veränderte, ist jedem...