FORTYONE

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„Nie wieder!"

Aideen grinste nur vor sich hin.

"Das war die schlimmste Demütigung meines bisherigen Lebens!"

"Ach komm der Film war doch ganz lustig."
Er packte mich an meinem Arm und zog mich zurück zu sich.

"Total. Ich lasse mich gerne von einer 5 Jährigen auslachen! Das ist richtig lustig!"

Augenverdrehend ging er weiter.

Ich dacht ja der Film könnte ganz lustig werden. Früher habe ich Biene Maja geliebt und niemand konnte mich je von einer Folge abhalten aber das heute.... das hat mir den Rest gegeben. Nie wieder Biene Maja!

Alles hatte sogar recht gut angefangen. Aideen und ich sind zusammen zum Kino gelaufen, da dies gar nicht so weit entfernt war wie wir eigentlich dachten. 10-15 Minuten zu Fuß und dann war man auch schon da.

Wie dem auch sei, als wir uns die Tickets geholt hatten, hatte der Kassierer schon fragwürdig geschaut, was mich aber nicht wirklich interessiert hat. Als wir dann in im Kinosaal Platz genommen haben, setzte sich eine etwas proportionale Frau mit, wahrscheinlich, ihrem Kind, neben uns.
Erst schien alles völlig in Ordnung zu sein, der Film fing an und ich war schon darauf gespannt wie der Film wird. Als diese Nervensäge sich zu uns umzudrehen und völlig verblüfft zu schreien:,, SCHAU MAL DAS SIND JA GROSSE KINDER, SIND DIE AUCH MUTIERT?!"

Aideen machte das überhaupt nichts aus, aber ich fand es ein wenig diskriminierend von einem kleinen Kind, als ‚Mutiert' bezeichnet zu werden.

„Jetzt hab dich nicht so. Der hat bestimmst zu viel von diesen Mutierten Schildkröten gesehen."

„Immer noch kein Grund uns so zu beleidigen."

„Du bist doch nur sauer weil er dich als etwas übernatürliches bezeichnet hat."

„Ja! Findest du das nicht schlimm?!"

Aideen grinste daraufhin und legte einen Arm um mich.

„Anders zu sein ist nicht schlechtes. Im Gegenteil- es ist schön, weil du umso einzigartiger bist. Der junge hat Dir quasi ein Kompliment gemacht."

Ich verdrehte die Augen.

„Du bist unglaublich! Du versuchst mich zu manipulieren!"

„Eigentlich-„ er setzte kurz eine theatralische Pause ein.

„ - Versuch ich dich von der Wut auf diesen armen kleinen Jungen ab zu bringen."

Arm und klein, genau.

„Vielleicht bist du auch einfach zu selbstverliebt, sodass es dich gar nicht interessiert, weil du sowieso zu viel vom Dir hälst." Sprach ich meine Gedanken aus und sah in ein Gesicht mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ich und selbstverliebt? Das glaubst auch nur du."

„Achja und damals? Ich zitiere: Fertig mit starren oder soll ich mich nochmal anders hinstellen?"

Beeindruckt hob er die Augenbrauen.

„Daran kannst du dich erinnern?"

„Ist ja nicht so als wäre das vielleicht ein paar Wochen her."

„Zeit vergeht ganz schön schnell." sagte er wie in Trance.

„Alles gut?" wollte ich mich vorsichtshalber absichern.

„Ja, ich bin nur ein wenig in Gedanken."

Ich schmunzelte kurz.

„Das sehe ich, nur warum?"

Aideen atmete aus und schüttelte den Kopf. War wirklich alles gut mit ihm?

„Vergangenheit- ist nicht so wichtig." sagte er nur und ließ mich damit direkt ins kalte Wasser springen.

Vergangenheit? Was soll das heißen? Was war in seine Vergangenheit was ihn so zum grübeln brachte? Um ehrlich zu sein, wusste ich sowieso nicht so viel über Aideen wie er von mir. Ich kannte nichts von ihm. Überhaupt gar nichts. Wieso? - Er erzählte nie was, darum wusste ich nichts, aber wieso erzählte er nichts?

Es scheint mir so als würde er seine Familie vergessen.

Ich hatte auch nicht die beste Familie, gewiss nicht, aber ich verleugnete sie nicht. Aideens Familie konnte doch gar nicht so schlimm sein. Bestimmt waren sie genauso normale Menschen wie wir.

Zuhause angekommen, legte ich mich erschöpft in mein Bett. Aideen kam ein paar Minuten später zu mir und legte sich neben mich.

"Darf ich dich was fragen?" Sagte er so vorsichtig, als würde er gleich ein frage stellen die mich vielleicht sauer machen würde.

"Ich ahne böses."

Aideen lachte kurz nervös auf und räusperte sich.

"Damals, da habe ich die Bilder auf deiner Kommode gesehen. Mir ist sowieso aufgefallen das ihr ziemlich windig Bilder hattet, aber was hatte es mit den zwei Frauen auf sich? Also wenn ich das fragen darf.

Ich seufzte auf. Ich hatte mir gewünscht er hätte die Bilder nicht gesehen. Er hätte nie gefragt.

"Die Frau, die alleine auf einem Bild ist, war.. meine Mutter."

Ich erinnere mich noch gut an den Tag. Wir waren auf den Malediven und Dad schoss das Foto von ihr...

"Die andere Frau, die mit mir und meinem Dad auf dem anderen Foto zu sehen ist, ist die Schwester meiner Mutter... und die.. die neue Frau meines Vaters."

Aideen schaute mich geschockt an, auch wenn er versuchte es zu verstecken.

"Sie ist kurz gefasst eine bitch."

Aideen bedrückte anscheinend noch etwas, das spürte ich sofort.

"Und deine andere frage? Sag schon- ich beantworte sie Dir." Sagte ich kurz zögernd und stellte mich schon auf die Frage ein, die mir glaube ich am meisten Angst machte.

"Wer- wer war der junge neben dir?"

"Das- Das war Elijah. Elijah ist mein- mein Bruder. Ich war damals ca 14, Elijah 17. Es war kurz bevor er- er weg war."

Aideen schaute bedrückt nach vorne. Er schaute mich nicht mehr an. Seine wärmenden blicke waren weg.

"Elijah lief weg. Briana- meine Tante nutzte den Verlust und seine Verletzlichkeit aus um sich an ihn ran zu machen und als Segen zu gelten. Sie wollte sowieso nur an sein Geld und war immer neidisch das Mom ihn bekommen hatte und nicht sie. Das ging 9 Jahre so. Elijah hatte sie gehasst. Abgrundtief. Sie benahm sich wie unsere Mutter nur das sie uns dazu noch schlug. Elijah konnte es nicht ab zu sehen wie ich von ihr geschlagen wurde, bis er dann mit 17 abhaute und mich mit dieser Furie alleine ließ. Seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört, das ist nun ca 4 1/2 Jahre her."

"Wieso habe ich sie nicht gesehen? Ich war ja schließlich bei euch."

Ich lachte kurz auf.

"Sie war in Paris. Hat sich vergnügt. Auf Dad's Kosten."

"Wieso hast du nie von ihm erzählt und wieso hatte ich den Eindruck das du Einzelkind warst."

"Weil ich es bin. Elijah war nicht da als ich ihn brauchte. Er war einfach weg gegangen. Er ist nicht mein Bruder. Nicht mehr."

Dear BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt