FIFTYFIVE

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Wir saßen alle gemeinsam im Wohnzimmer. Während Elijah und Anthony sich prächtig unterhielten, saß ich still auf dem Sessel und lies die bisherigen Ereignisse sacken.

Aideen hatte Elijah zwar um Hilfe gebeten, jedoch hatten beide sich danach ein wenig gestritten. Natürlich war die kleine 'Entführung' das Thema. Auch Anthony hatte nicht so viel Glück, denn auch er bekam Aideens Wut zu spüren. Zu recht.

Nun saß Aideen mir gegenüber auf dem anderen Sessel und beäugte mich hin und wieder. Ich hoffe ihm war klar das ich mehr als wütend auf ihn war. Klar war ich froh das er wieder in meiner Nähe war, aber das hieß noch lange nicht, dass ich alles vergessen würde.

Mir ging das alles auf die Nerven. Diese Menschen in diesem Raum gingen mir auf die Nerven. Wem konnte ich hier überhaupt noch vertrauen? Anthony hatte mich angelogen, Elijah hatte mich angelogen und selbst Aideen, der, dem ich am meisten vertraute, hat mich angelogen und das schlimmste ist, das es die größte Lüge war.

"Ich gehe nach oben. Ihr geht mir alle auf die Nerven. Stört mich einfach nicht."

Das Gespräch verstummte von beiden als ich meinen Satz ausgesprochen hatte.

"Madison-" fing Elijah an doch selbst das brachte mich zur Weißglut.

"Nein, lass mich in Ruhe. Du hast es für heute deutlich vermasselt."

Ich verließ den Raum und ging die Treppen hinauf. Natürlich merkte ich Aideens blicke auf mir. Starre Blicke.
Konnte der Junge das nicht einmal lassen?! Das machte mich verrückt!

Oben im Zimmer angekommen, schmiss ich mich aufs Bett und ließ meine Wut, durch schreien ins Kissen, aus.

Ich wollte einfach nur noch schlafen und am liebsten alles hier hinter mir lassen.

Neben mir lag eine Fernbedienung, da kein Fernseher in meinem alten Zimmer war, war natürlich auch hier kein Fernseher. Deshalb konnte ich davon ausgehen, das die Fernbedienung für die Rollos waren.

Ich ließ die Rollos ganz runterkommen, sodass es komplett dunkel im Zimmer wurde. Ich kuschelte mich in die Decke ein und schloss die Augen, ehe ich einschlief.

"Mama! Elijah hat mich getreten."

Ich rannte ins Wohnzimmer, weg von Elijah, hin zu meiner Mutter. Diese drehte sich verwirrt um.

Elijah kam wie erwartet direkt nach mir im Wohnzimmer an.

"Elijah? Stimmt das?" Fragte meine Mutter ihn.

"Nö. Madison ist einfach nur doof."

"Gar nicht."

"Doch."

"Genug."

Sofort verstummten Elijah und ich.

"Elijah hör auf deine Schwester ständig zu Treten und du Madison, Versuch nicht immer gemein zu deinem Bruder zu sein."

"Tu ich doch gar nicht." Protestierte ich.

"Madison." Ermahnte sie mich, weswegen ich meinen Mund zu einem schmollenden verzog.

"Den Schmollmund wirst du wohl ewig beibehalten." Sagte sie und lachte kopfschüttelnd.

"Ewig." Flüsterte ich leise bevor mein Körper so langsam erwachte. Ich liebte und hasste die schönen Träume mit ihr.

Sie waren so schön, warm und herzlich. Die Realität jedoch war komplett anders, kalt, dunkel und traurig.

"Hattest du einen schönen Traum?"

Erschrocken sprang ich vom Bett auf, sodass ich kurzerhand neben dem Bett lag.

"Au.." murrte ich, bevor zwei starke Arme mich hoch hoben. Seine starken Arme.

"Aideen?" Sagte ich noch ein wenig müde.

"Ja ich bin es."

Er setzte mich zurück aufs Bett und schaltete das Nachtlicht an.

Nun konnte ich sein schönes Gesicht wieder erblicken.

"Gott wie sehr ich dich vermisst habe."

"Es waren doch nur ein paar Stunden." Versuchte ich locker zu sagen. Ich war schließlich immer noch sauer.

"Ja aber selbst da vermiss ich deine wunderbaren Lippen."

Er setzte an mir näher zu kommen, doch ich lehnte mich deutlich zurück.

Verwirrt lehnte er sich wieder zurück und musterte mich.

"Hab ich was falsch gemacht?"

"Weiß nicht. Wie fühlt man sich eigentlich so wenn man seiner Freundin vorgaukelt, dass man ihren Bruder ja überhaupt nicht kennt? Den Bruder, den sie so lange nicht gesehen hat."

Etwas überfordert schaute er mich an. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet.

"Ich wusste der Tag würde kommen."

Etwas empört verschloss ich meine Arme ineinander.

"Wann hattest du vor es mir zu sagen? An meiner Beerdigung? 'Hey, jetzt wo du Tod bist wollte ich dir übrigens sagen das ich deinen Bruder kenne. Konnte ich dir nie sagen aber jetzt wo du so unter der Erde liegst hatte ich beschlossen es dir zu sagen.' Glaubst du so wäre es abgelaufen?"

"Nein natürlich nicht. Ich- Dein Bruder hat mir verboten Dir überhaupt irgendwas zu sagen und am Anfang wusste ich gar nicht das er dein Bruder ist. Mit 17 sah er noch anders aus. Ich hab ihn erst gar nicht erkannt. Alles hat sich nach und nach zusammengefügt und irgendwann wusste ich es eben. Ich wusste nicht wie es dir sagen sollte. Ich hätte es dir bestimmt gesagt wenn du nicht mehr in Gefahr gewesen wärst. Nur der Augenblick war einfach unpassend."

Ich atmete aus. Das musste alles erstmal sacken.

"Ok." Sagte ich ein wenig zu trocken.

Aideen schaute mich mit seinem entschuldigenden Blick an. Gott seine Augen, seine Nase, sein Mund, sein Gesicht! Einfach alles war so perfekt!

"Brauchst du ein Tuch oder wischt du dir deinen Sabber so ab."

Empört schlug ich gegen seinen Arm.

"Du arroganter idiot."

Er lehnte sich ein wenig nach vorne, sodass er nah an meinem Ohr war.

"Dein arroganter idiot."

Leicht lächelnd zog ich sein Gesicht vor mein Gesicht.

"Und dafür mag ich dich viel zu gern."

Provozierend kam er mir näher.

"Wie gern?"

"So gern?-" er küsste meinen Hals, was mich schwer ausatmen ließ.

"Oder So gern?-" nun küsste er entlang meines Kinns.

"Vielleicht-" er hielt inne und entfernte sich kurz von mir bevor er anfing zu grinsen.

"So gern."

Der Moment war gekommen. Er legte seine wunderschönen und weichen Lippen auf meine und ließ mich so mit ihm verschmelzen. Zumindest schmolz ich unter seinen Berührungen nur so hin.

Langsam griff ich nach seinem Tshirt bevor ich anfing es langsam hoch zu ziehen und darunter seine Bauchmuskeln anzufassen. Ich strich entlang der Einkerbungen und konnte mir so sein sixpack vorstellen. Auch wenn ich es schon gesehen hatte, war die Vorstellung immer wieder schön.

Gerade als ich dabei war es ihm fast auszuziehen, verließen seine Lippen meine und alles stoppte.

„So gerne ich das weiter machen würde aber leider sitzen Anthony und dein Bruder da unten und ich möchte ungern das die beiden uns hören. Nicht nur weil dein Bruder mir wohl dann das Genick brechen wird sondern auch weil ich möchte das es was besonderes wird. Es soll das erste mal sein, an das du dich wirklich richtig erinnern kannst."

Gerührt und gleichzeitig geschockt blinzelte ich mehrmals.

„Wie soll ich da bloß wiederstehen."

Dear BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt