Kapitel 6

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Janeik

„Durch die versteckten Gänge im Schloss hatte ich es geschafft Sylvian zu den Kutschen zu schleusen und ihn in einer zu verstecken. Die Kutscherin kannte ich gut und ich vertraute ihren Fähigkeiten, doch vor allem ihrer Verschwiegenheit.

All die Gedanken hatten mich nicht schlafen lassen. Ich musste Rená loswerden, ich musste den Glauben auf meiner Seite behalten.

All die Fetzen wirbelten nur noch wirr in meinem Kopf umher. Als ich den Speisesaal betrat sah ich, wie mein Vater mich misstrauisch beäugte.

Das Essen verlief schweigend und mit jedem Bissen wurde ich immer müder. Woran es lag wusste ich selbst nicht, vielleicht waren es all die Sorgen.

Mein Kopf schien schon völlig benebelt, als mein Vater auf einmal sagte: „Komm her." ruhig und schwenkte sein Glas, sodass die Blutrote Flüssigkeit darin fast über den Rand lief.

Ich blinzelte und erhob mich zögerlich. „Warum?" Seine Augen blitzen auf. „Warum nicht?" er betrachtete die Flüssigkeit und sah mich dann an.

„Stell dir vor, man würde den Rand eines Glases vergiften." Worauf wollte er hinaus?

„Was hältst du davon?" „Es ist dumm, warum sollte man nicht einfach den Wein vergiften?" Ich setzte mein lockeres Lächeln auf, obwohl mein Magen rumorte.

„Dumm? Ich denke eher, dass es eine der genialsten Art und weisen ist, einen Menschen unbemerkt zu beseitigen. Leider bin ich nicht so ideenreich."

Er schnitt sich ein Stück von dem Fleisch auf seinem Teller ab, spießte es auf und betrachtete es. Sofort stellte ich fest, dass es eine ganz andere Farbe hatte, als das, welches ich gegessen hatte.

„Aber, wenn schon der Sohn versucht den Vater zu vergiften, warum sollte es dann nicht andersherum sein?" er biss ab und sein Blick bedeutete so viel wie: Ich weiß alles, Janeik. Also versuche nie wieder mich zu hintergehen. Gegen mich wirst du immer verlieren.

Ein Schauer überlief mich und in meinem Mund konnte ich Schaum schmecken. Auf einmal fühlte sich meine Kehle wie zugeschnürt an. „Du, du hast..." ich musste husten und kippte auf den Boden. Rico sah zu mir hinunter und aß gemächlich weiter. Mein Atem wurde flach, meine Gedanken wirbelten durch einander. Ich sah nur noch wie meine Mutter sich auf mich stürzte und ihn anschrie, doch was, bekam ich nicht mehr mit.

In dem Moment dachte ich, dass ich sterben würde. Doch ich wachte in meinem Bett wieder auf. Mein Körper schien betäubt und mein Hals war kratzig. Ich musste husten und zuckte zurück, als ich meinen Vater erblickte.

Sein Lächeln war zu stolz, zu übertrieben sanft. „Was hast du getan?" „Das ist deine Erste Lektion; wende dich niemals gegen deine Familie." Ich schnappte nach Luft und spürte den kalten Schweiß in mir aufbrechen, seine Stimme wurde bedrohlicher:

„Wenn du versuchst dich noch mal gegen mich zu wenden, dann werde ich alle umbringen die du Liebst. Deine Mutter, Dorian, alle. Hast du das verstanden?" Keinen einzigen Gedanken konnte ich wirklich fassen. „Hast du das verstanden?" schrie er und funkelte mich hasserfüllt an.

Schnell nickte ich. „Und noch etwas. Bringe das Volk nicht gegen seinen König auf. Sonst wird es ihnen nur Schmerz bringen. Deine Wachen sind bloß deine Wachen und niemals Freunde." Er blickte mich direkt an.

„Wo ist Sylvian?" Rico begann sich durch den Bart zu streichen. „Wo ist er?!" meine Stimme überschlug sich.

„Schade, dass du drei Tage lang geschlafen hast. Er hätte dich sicherlich gerne bei seiner Hinrichtung gesehen." „Nein." Ich versuchte aufzustehen, es gelang mir nicht.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt