Kapitel 8

41 6 11
                                    

Mirabelle

„Ich spürte seine Berührung an meinem Rücken. Er zog mich zu dem Spiegel und ich betrachtete mich. Die Ringe unter meinen Augen waren verschwunden und die Schnitt an meiner Wange war nur noch eine Narbe.

So wie die Wunde, die Janeik in meinem Herzen hinterlassen hatte. „Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Stoff an einem einzelnen Menschen gesehen." Wayne lachte und drehte mich zu ihm. Es war, als schien er vergessen zu haben, was zwischen und passiert war. Aus meiner Frisur löste er ein paar Strähnen, die mein Gesicht weich umrandeten.

„Ich auch nicht." Murmelte ich und strich über den ewig langen Rock. Ein Meer aus den Nationalfarben.

So genäht und gestickt, dass das Kleid wie ein Ozean aussah, mit Ornamenten der Blume und einem Hirsch.

Ich strich über seine Tracht, die verglichen mit meinem Kleid kahl aussah. Er grinste. Er wirkte viel zu Fremd für die kalten Farben.

Mit seinen brünetten Haaren und den lindgrünen Augen.

„Hast du Angst?" er schüttelte seinen Kopf, doch seine blasse Haut sagte etwas Anderes. Der Minister betrat den Raum.

Ausdruckslos sah er zwischen uns hin und her. „Es ist nun bereit." Leise Musik drang an mein Ohr. Wayne umfasste meine Hand mit königlicher Manier und die Tore vor uns wurden geöffnet.

Wir schritten den Flur entlang. Gefolgt von Generälen, Ministern, Magiern und Waynes Eltern.

Er lächelte matt. „Ich werde mein Versprechen halten, wenn du deines hältst." Sagte er halblaut. „Ich werde dir all den Freiraum geben, den du brauchst. Du wirst regieren, solange ich den Ozean erkunden kann." „Wir werden dieses Land gemeinsam zu seiner alten Größe bringen." Er nickte.

Der Thronsaal war nur noch einige Schritte von uns entfernt und ich spürte doch ein wenig Aufregung in mir aufbranden.

Seine Berührung begann zu brennen und alles um mich herum verblasste. Ich sah nur noch Wayne, den Priester und das Kind mit dem Kissen, auf dem die beiden Kronen ruhten.

Wir gingen den Gang entlang, bis wir kurz vor dem Priester stoppten. Er sah mich an und ich löste mich von Wayne, um vor zu treten.

Vor ihm kniete ich mich auf ein Polster und spürte den Blick aller auf mir ruhen.

„Möge die Kraft der Götter eure sein, Königin Mirabelle. Mögen Liebe, Gnade und Gerechtigkeit euch führen." Als hätte man die Krone für mich geschmiedet, schmiegte sie sich auf meinen Kopf.

Ich sah auf.

Kraft durchfuhr mich. Eine so gewaltige Kraft und Stärke, wie ich es noch nie gespürt hatte. Alles, was ich getan hatte fühlte sich plötzlich richtig an.

Jeder Schritt. Ich erhob mich und drehte mich zu meinem Volk um. In all ihren Augen glimmte Respekt. Ehrfurcht.

„Lang lebe die Königin!" hallte es von den Wänden wieder und ich schritt zu meinem Thron. Das Weißgold auf meiner Haut war kalt, auf meinen Lippen spürte ich ein triumphierendes Lächeln.

Dorians Tod sollte nicht umsonst gewesen sein. Ich würde ihn rächen und alle, die Unrecht getan hatten.

Nun war es an Wayne, der sich hinkniete. Es wurde wieder still, sodass nur die Worte des Priesters erklangen.

Und vielleicht war ich die Einzige, die seine Angst sah. Die Leere in seinen Augen. Er drehte sich um, lächelte schmal und ließ sich auf den Platz neben mir sinken.

Wieder sprach der Chor: „Lang lebe der König." Und Fanfahren erhalten.

Ich legte meine Hand auf seine. Erst zuckte er zusammen, doch dann lächelte er steif. Unser Blick traf sich.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt