Kapitel 13

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Mirabelle

„Ich erschrak auch Dorian in dem Raum zusehen. Man hatte ihn an einen Stuhl gefesselt und auch mich banden sie fest. Eine junge Soldatin in goldener Rüstung mit eingravierten Sonnensymbol stellte sich vor uns.

„Nachdem wir hörten, dass Königin Amaris einen Nachfolger sucht haben wir mit unserer Suche begonnen. Wir haben alle Adeligen und bekannten Magier abgesucht, doch niemand von ihnen schien es zu werden. Doch dann hörten wir von einem flüchtigen, talentierten Mädchen. Eines, welches gestellt wurde und zur Strafe zu Verhandlungen in den Süden geschickt wurde. Eine merkwürdige Strafe nicht wahr?" sie sah Dorian prüfend an und fuhr fort: „Wir haben uns nicht weiter dafür interessiert, bis der Prinz begann ein Auge auf sie zu werfen. Von Gesprächen der anderen Abgesandten erfuhren wir mehr über ihr wirkliches Wissen und ihre wirkliche Macht. Mehr über ihren Ehrgeiz. Zum Glück konnten wir dich schnappen, du kleine Hexe, bevor du seinen Antrag annehmen konntest." Ich spürte Dorians entsetzten Blick auf mir.

Sie sah zu den anderen im Raum und machte eine kurze Pause. „Doch wirklich spannend begann es erst zu werden, als das Mädchen plötzlich bei einem Kuss gesichtet wurde. Und zwar mit dem Bastard-Prinzen, Dorian. Und dann wurde uns alles klar: die Absicht der beiden den Kronprinzen zu stürzen und sowohl im Norden, als auch im Süden gekrönt werden. Jeder Thronfolger aus Norda muss eine Prüfung bestehen, war das deine, Mirabelle Sanchéz? Den Prinzen zu verführen? Man wird euch beide vor ein Gericht bringen, vorausgesetzt, ihr überlebt die Folter. Also, sprecht und ihr habt vielleicht noch eine Chance zu überleben."

„Alles was mich angeht stimmt." Sagte ich nun mit ruhiger Stimme. „Doch er hatte nichts damit zu tun. Es gab nie einen Plan, denn wir kannten uns vorher nicht. Ich versuchte auch ihn zu verführen, um an noch mehr Informationen zu gelangen, doch es gelang mir nicht. Er stieß mich weg." Sie betrachtete mich und in ihren Augen spiegelten sich Spott und Belustigung. „Sicher. Welch ehrenhafte Absichten du doch hegst, aber deinen Liebhaber wirst du damit nicht beschützen können. Ihr habt euch für den falschen Prinzen entschieden." Nun sah Dorian auf.

„Ich möchte mit Janeik sprechen." Sie lächelte und ich kannte dieses Lächeln. Das Gefühl zum ersten Mal Macht zu haben. Macht über sonst so mächtige Menschen. Erinnerungen kamen in mir auf.

Wieder war ich am nordischen Hof, endlich hatte ich es geschafft und wurde höhergestellt. Statt einem Lehrling war ich nun eine eigenständige Magierein, immer noch der Königin verpflichtet, doch musste ich nun nicht mehr von einem Meister lernen. Ich hatte es geschafft mich anzupassen und so zu sein wie sie. Mithilfe von Magie durfte ich endlich die Gefangenen verhören, indem ich mich in ihre Gedanken mischte. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl Macht zu besitzen. So lange hatte ich gelernt und endlich ich konnte es, selbst die hoch gestellten Magier und Alchemisten bewunderten mich. Nein, sie bewunderten meinen Ehrgeiz, doch über die Tatsache, dass ich ein Nefarier war, konnten sie nicht hinwegsehen. Ich merkte nicht, wie sie mich ausnutzten.

Dann der Moment indem ich merkte, wie ich einen Teil meines Selbst verlor. Wie alles in mir zusammenbrach und ich beschloss zu fliehen, alles aufzugeben und hinter mir zu lassen.

„Ihr habt keine Forderungen zu stellen. Vor Gericht habt ihr – vermutlich eure letzte – Gelegenheit mit ihm zu sprechen." Ein brennen erfüllte einen Teil meines Kopfes und ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Zitternd versuchte ich mich zu beruhigen, doch das Bedürfnis nahm überhand.

Plötzlich war ich fest davon überzeugt, dass es keinen anderen Weg gab. Ich hätte niemals das Spiel mit Magie beginnen dürfen.

Die Luft war von einem Prickeln erfüllt und ich spürte sie. Konnte plötzlich ihre Wünsche und Gefühle deutlich vor meinen Augen erkennen.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt