Kapitel 1

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„Doch nichts weiter geschah.

Nur der Klang des Beils, welches mitsamt dem Henker auf den Boden fiel war zu hören.

Mit dröhnenden Ohren sah ich auf. Mein Herz schlug so schnell, als würde es bald zerspringen und ich blickte mich um.

Die Rufe schienen in der Ferne zu verstummen und ich spürte, wie jemand mein Handgelenk umfasste und mich auf die Beine zog.

Mit der Berührung kehrte auch die Realität zurück und ehe ich es mich versah hielt die Person mich in ihren Armen.

Der ganze Lärm und die Rufe verstummten und die Menschen stoben erschrocken auseinander.

Ich blickte in das Gesicht meines Retters, jedoch war es mir einem silbernen Tuch umhüllt.

Erst, als die türkisenen Augen aufleuchten, wusste ich, wer er war. „Lysander." Murmelte ich. Plötzlich brannten Tränen in meinen Augen.

Die Leute schrien und stürzten zur Seite, doch hingegen Ricos Befehlen unternahm niemand etwas. Bis auf Janeik der sich von der Brüstung schwang und uns hinterher stürzte. Erst da begriff ich, dass Lysander sein Leben für meines aufs Spiel setzte, um mich zu retten und das Janeik uns umbringen würde, wenn er uns erreichte.

Das Adrenalin schoss in mir hoch und mein Herz begann wieder zu schlagen. Wir erreichten eine Mauer und Lysander hielt mich etwas höher, bevor mich jemand etwas gröber packte und meinen Körper hinaufzog.

Sofort wusste ich, dass es Nathan war, und ich sah ein Grinsen in seinen Augen. „Damit hättest du nicht gerechnet, was Mira?" ich schaffte es wieder leicht zu lächeln und schüttelte meinen Kopf.

Nathan sprang von der Mauer und zog mich auf sein Pferd. Ohne zu zögern gab er dem Tier die Sporen und ich konnte nicht anders, als mich an seinem Oberkörper festzuhalten.

Wir galoppierten in den Wald und ich vernahm noch vier andere Pferde. Eines von ihnen gehörte Lysander, die anderen konnte ich nicht erkennen. Sie waren alle in blau, silberne und weiße Tücher gehüllt. Die Farben des Nordens.

Wir ritten immer weiter, ohne die Nacht zu beachten und auch, als die Sonne wieder aufging.

In der ganzen Zeit schaffte ich es nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Alles in mir schien betäubt und ich starrte unablässig in die Landschaft, die an mir vorbeiraste.

Ich war nicht tod."

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt