Kapitel 1

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Atlantis, 6706 (v. Chr.) / 1017 (n. Bl.)

Janeik

„Der Lärm erfüllte die Gassen von Tuski. Die Hämmer schlugen auf das heiße Eisen. Wenn man darüber nachdachte, fast schon eine merkwürdige Art und Weise, den schönsten Schmuck des Landes herzustellen.

Als ich wieder zu Mira blickte, konnte ich mich immer noch nicht mit dem Bild anfreunden; das weiße Mädchen des Nordens auf den trockenen Wüstenstraßen von Meridione.

Ihre wachen Augen überflogen die Straße, dann landeten sie auf mir. „Janeik." Ihre Stimme war leise. Ein fast schon verspieltes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

„Ich werde jetzt zurück in die Burg reiten. Den Rest erledige ich dort, du kannst gehen." Sie nickte noch einmal und ritt dann, gefolgt von den Wachen, in eine Seitenstraße.

Ich sah ihr noch einen Moment nach, dann sprang ich von meinem Pferd ab und bog in eine Gasse.

Brick folgte mir und ich drückte ihm meine Zügel in die Hand. „Ich werde gleich zurück sein." „Lass dir Zeit." Ich nickte ihm dankbar zu und verschwand hinter einer Ecke.

Ich hatte Arthur immer um seine edlen Waffen beneidet. Seine Schwerter, welche immer wunderschön und dennoch tödlich scharf gewesen waren. Die er immer so sauber hielt, wie seine Kleidung. Selbst, als er im Tode, blutend vor mir lag.

Die Erinnerung fühlte sich wie ein Schlag in meine Magengrube an. Ich sah ihn wieder vor mir. Die Schreie hallten noch in meinem Kopf.

Firo war entkommen. Er und einige Gefangene hatten es geschafft die Gitter zu sprengen und hatten die Soldaten überwältigt. Es war eine Hektik im Schloss ausgebrochen und ich rannte zu den Kerkern. Ich musste aufpassen, dass ich nicht stolperte, als ich über die Stufen flog. Ich konnte das Blut bereits riechen.

Firo und seine Komplizen mussten Panik bekommen haben, als einer von ihnen gestanden hatte, dass sie für den Mord an Carlee und Gareth verantwortlich waren.

Ich hatte mich schon damals verflucht, dass ich ihm nicht einfach so im Kerker die Kehle durchgeschnitten hatte.

Ein Schluchzen gellte durch die Flure und ich musste über die unzähligen Soldaten und ihre Blutlachen springen. Nach einer Abbiegung erkannte ich plötzlich Mirek und Arthur.

Bei meiner überstürzten Reaktion hatte ich mir bloß mein Schwert und die Tasche eines Heilers schnappen können, bevor ich wie ein Irrer losgerannt war.

Ich ließ mich auf meine Knie fallen und begann die Kräuter und Tinkturen aus dem Beutel zu kramen. Ich konnte zu dem Zeitpunkt noch keine so großen Wunden mit Magie heilen.

Verzweifelt versuchten Mirek und ich die Blutung zu stillen.

Das einzige, worum Arthur die ganze Zeit bat, war es nicht, dass die Schmerzen aufhören sollten oder er nicht sterben wollte. Er wollte einzig und allein, dass wir sein Gesicht abwischten und sein Schwert sauber hielten.

Eines der letzten Dinge, die er uns sagte, waren der Schmied, bei dem er immer seine Waffen fertigen ließ. Ein Jahr hatte ich nicht mehr daran gedacht, doch nun war es mir wieder eingefallen.

Mirek war seit seinem Tod in eine tiefe Trauer gefallen. Obwohl er früher nichts getrunken hatte, begann er plötzlich den Alkohol aufzusaugen. All die Pflanzen und Tränke, mit denen er nun rumprobierte machten ihn zu einem anderen Menschen.

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