Epilog / Teil 3

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Santa Maria di Leuca, 2020 (n. Chr.)

Das Klackern der Schreibmaschine verstummt und sie zieht das letzte Blatt heraus. Die Tinte ist noch feucht, doch sie legt es bereits auf den hohen Stapel von Blättern neben ihr. Ein Bildschirm flackert auf. Darauf die roten Buchstaben einer Eilmeldung.

Die verschollene Insel gefunden. Atlantis lebt.

Die Bilder zeigen Menschen in weißen Anzügen, welche alte Schätze bergen. Mirabelle zuckt merklich zusammen, als plötzlich ein Palast im Bild auftaucht.

Ein Palast, der einem Tempel ähnelte, überzogen mit Algen und Muscheln. Das helle Marmor schimmert grünlich, dennoch kann die Zeit dem Gebäude nichts von seiner Imposanz nehmen.

Janeik legt seine Hand auf ihre und die Schriftstellerin presst ihre Lippen aufeinander. War sie es doch gewesen, die die Geschichte der beiden für ihre eigene Karriere ausnutzen wollte. Auf einmal wuchtet sich ein Schuldgefühl auf sie und sie reißt ihren Blick von den Beiden los.

Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie Mirabelle traurig lächelt.

Ihre Worte sind klar und kalt wie Morgenwind. „Sie fantasieren einem längst vergangenen Reich hinterher, obwohl ihre Welt im Begriff ist zu fallen. Sie bemerken nicht, dass andere Probleme kurz davor stehen zu explodieren. Ihre Erde beuten sie aus. Jeder weiß, wie schlecht es um diesen Planeten steht, doch statt die Erde wieder zu heilen rotten sie sie nur noch mehr aus. Es wird ein Planet B gesucht, doch diesen wird es niemals geben." „Aber es ist doch bereits zu spät." Flüstert die Schriftstellerin.

„Es ist niemals zu spät, wenn ihr jetzt anfangt zu handeln. Wenn ihr jetzt beginnt einen anderen Weg zu nehmen, statt euch mit belanglosen Dingen herumzuschlagen. Und an alle die, die denken, dass Klimawandel und alles andere was diesen Planeten zerstört eine Lüge ist, das diese Erde nicht fallen kann, den muss man daran erinnern dass Atlantis, ein Kontinent, der größer war als Asien und Lybien zusammen, innerhalb von einem Tag und einer Nacht untergehen konnte. Alles ist vergänglich. Selbst Nigos konnte fallen, zusammen mit all den Erinnerungen. Geschichte und Realität wird von den Mächtigen bestimmt. Und wer denkt, dass man als Einzelner nichts bewirken kann, der muss einmal mit einem Moskito in einem Raum schlafen."

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt