Kapitel 10

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Mirabelle

„Ich musste mich bei ihm entschuldigen. Trotz all des Hasses und der Abscheu. Vielleicht war das der einzige Weg das Land noch zu retten.

„Danke." War das einzige, was ich Marx noch sagte, bevor ich den Raum verließ und über die Flure zu Waynes Arbeitszimmer eilte.

Die Wachen vor seinem Raum öffneten mir die Tür und ich trat ein. „Wayne." Er blickte auf und lächelte. „Ich habe beschlossen mich bei Janeik zu entschuldigen. Für alles, was zwischen uns passiert ist. Ich will nicht schuld an einem Krieg sein." „In einem Brief?" „Nein persönlich. Ich werde einen Boten losschicken, der mich ankündigt."

Er schüttelte seinen Kopf. „Aber warum nicht in einem Brief? Und warum entschuldigst du dich, wenn er dich umbringen lassen wollte?" „Es ist nicht nur das." Ich konnte es ihm nicht sagen. „Aber ich kann es dir jetzt noch nicht sagen. Bitte, ich muss einfach selbst mit ihm reden." Er zögerte.

„Aber das ist nicht sicher." „Na und? Nichts ist sicher, das sagst du doch selbst immer." „Ja, aber bei der Sache ist das einzige, was sicher ist, dass du sterben wirst! Mira, du wurdest wegen Hochverrats angeklagt, du bist auf deiner Hinrichtung vor seinen Augen geflohen. Du hast ihm vor seinem ganzen Volk gedemütigt."

Ich schüttelte meinen Kopf und wand mich zum Gehen. „Ich werde gehen, egal was du sagst."

„Dann" Ich sah, wie er sich zusammennehmen musste „muss ich es dir verbieten. Ich kann nicht zulassen, dass sie dich ermorden." „Ich bin ebenso ein Herrscher wie du!" Zischte ich und seine Augen verengten sich. „Dann gib mir einen Grund, warum du dich entschuldigen müsstest!" Meine Hand begann zu zittern und ich wollte mit schnellen Schritten davoneilen, doch Wayne verhinderte es.

„Haltet sie fest. Bringt sie in die Turmzimmer mit den Büchern und lasst sie nicht gehen. Auch wenn ihr sie mit Gewalt zurückhalten müsst!" Als ich mich umdrehte, war all sein Mitgefühl aus seinen Augen verschwunden und er sah nur noch aus, wie ein eiserner Soldat. „Wag es nicht, Wayne. Das kannst du nicht tun! Du kannst mich nicht zwingen!" ich versuchte mich aus dem Griff der Wachen loszureißen, doch es gelang mir nicht.

„Ich schwöre euch, wenn ihr mich nicht sofort loslasst, dann werde ich euch, wenn ich frei bin, hinrichten lassen!" Für ein paar Sekunden zögerten sie und blickten zu Wayne.

Was er tat, sah ich nicht, doch sie zerrten mich in eines der Turmzimmer und verriegelten die Tür.

Wut und Trotz stiegen in mir auf und ich blickte aus meinem Fenster. Es war viel zu hoch, um hinauszuklettern.

Der Raum um mich herum war riesig, doch auch verschlossen. Alles begann sich zu drehen. Schwarze Flecken träufelten in mein Sichtfeld und Stimmen kamen auf. Ein dreckiges Lachen hallte von den Wänden wider. Panik ergriff mein Herz und ich spürte die ersten Tränen auf meinen Wangen brennen.

„Nein! Wayne, das kannst du nicht tun!" schrie ich und trommelte gegen die verschlossene Tür.

„Du hattest ein Versprechen!" ich schrie wie eine Irre all meine Luft aus den Lungen und verschluckte mich. „Das könnt ihr nicht tun! Lasst mich sofort raus! Ich bin eure Königin!" ich spürte bereits, wie die Haut an meinen Händen aufplatzte.

„Lasst mich raus!" Meine Stimme wurde immer dünner und ich rannte zurück zu den Fenstern. Mit einem Stuhl zerstieß ich das Glas und kalte Luft wehte mir entgegen. Die Scherben fielen unter mir in den See.

Dunkle Wolken hatten sich über den Himmel geschoben und das Wasser tobte. Gewaltige Wellen schlugen gegen die Mauern des Schlosses.

Dennoch schien es immer sinnvoller für mich, einfach in den See zu springen. Mit meinem Ellenbogen drückte ich die letzten Glasscherben weg und schwang mich auf das Fensterbrett. Der Wind zerzauste meine Haare und der teure Schmuck klimperte an meinen Armen.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt