Kapitel 11

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Janeik

„Wie auch immer sie es geschafft hatte. Was auch immer sie gesagt hatte. Sie hatte ihr Versprechen gehalten.

Ich hatte es nicht geschafft zu atmen, als Gareth begann zu verkünden, wer der beiden gewählt worden war. Erst als er ihren Namen, gefolgt von Johlen, aussprach, bekam ich wieder Luft.

Carlee begann zu strahlen. Und obwohl ihr Lächeln ein bisschen Irre war, sah sie ziemlich niedlich aus. Sie fiel mir um den Hals und zuckte aber schnell wieder zurück, als ihr bewusst wurde, was sie da tat und setzte wieder ihr überhebliches Grinsen auf.

„Habe ich es nicht gesagt?" „Das hast du." Sie öffnete die Türen und trat auf die Bühne, mich zog sie gleich mit sich.

Plötzlich trat Stille ein und fast jeder ging auf die Knie. Sie hielten ihre Blicke gesenkt und sogar die Kinder waren still. So blieb es fast eine Minute, bis sich ein Mann von ihnen erhob. Er drängte sich durch und trat zu uns auf die Bühne. Sein Schwert klapperte bei jedem seiner Schritte. Er musste ein Soldat sein. Wenn nicht sogar eine Leibwache, so edel, wie sein Gürtel aussah. Aber warum musterte er mich nicht angewidert?

Jedoch ging er vor uns auf die Knie, nahm unsere Hände und legte seine Stirn kurz darauf. Es war ein altes Zeichen der Treue.

Dann erhob er sich, würdevoll und hielt unsere Hände hoch. „Mögen die Götter unsere Erlöser beschützen. Lang leben Carlee Cameron und Janeik Rojan Candela!" Als er meinen Namen aussprach machte mein Herz einen Satz. Bewusst ließ er Ricos Namen aus.

Doch ganz unerwartet begannen die Menschen zu jubeln. Ich warf einen Blick zu Carlee, welche jedoch triumphierend in die Menge schaute.

Ihr Blick wanderte zu Rozà. Ihre dunklen Augen sahen uns hasserfüllt an. Sie warf ihr schwarzen Haare zurück und verschwand. Gareth folgte ihr.

Der Mann ließ unsere Hände los und Carlee sprang von der Bühne, zu den Menschen. Sie wurde umringt und bewundert.

Ich war mir unschlüssig, was ich tun sollte. Ich wollte ihr nicht die ganze Zeit, wie ein Hündchen hinterherrennen, doch ebenso wenig wollte ich zu Gareth und Rozà.

Also stieg ich ebenfalls ab und versuchte in der Menge zu verschwinden. Jedoch machten meine Haare es mir, wie immer, unmöglich. Ich war eben niemand, der sich versteckte.

Stehen bleiben und kämpfen.

Eines der ersten Dinge, die ich gelernt hatte. Ich konnte mich nicht verstecken, das hatte ich noch nie getan, also warum sollte ich jetzt damit anfangen?

Also tat ich, was ich immer tat, wenn ich unter Menschen war. Ich begann mit ihnen zu reden, zu scherzen. Mit den Mädchen zu flirten und mit den Männern zu trinken. Es wurde zu einem Fest und je mehr der Alkohol wirkte, desto offener wurden die Menschen mit mir.

Ihre letzte Missgunst verflog und die Anerkennung war das Beste, das ich seit langem gespürt hatte.

Ich hatte diese Abende, die ich vorher nur mit Dorian hatte, vermisst. Ich wusste, dass diese Leute mir die Treue geschworen hatten. Dass ich sie eines Tages anführen würde. Doch in ihnen floss auch dasselbe Blut, wie in mir. Sie waren, genauso wie ich, Meridioner. Menschen mit Leidenschaft, Herz und impulsiven Entscheidungen.

Auf einmal erkannte ich Carlees helle Haare und drängte mich zu ihr. Sie saß auf einer Bank du redete mit einem Mann mit einem langen Bart, als sie mich erkannte, wank sie mich zu sich und ich quetschte mich neben sie.

Sie stellte mich dem Mann vor, dessen Namen ich allerdings in der Lautstärke nicht verstand und sie redete weiter.

Die Stimmen wurden etwas leiser, als plötzlich Musik einsetzte. Carlee drehte sich zu mir und grinste, mit einer Hand zog sie mich hoch und auf die Bühne, auf der bereits vereinzelte Menschen tanzten.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt