Kapitel 18

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Mirabelle

„Ein älterer Mann und ein etwas jüngerer betraten das Zelt und Marla kniete sich vor den Alten, nahm seine Hand und legte sie gegen ihre Stirn. Dabei murmelte sie etwas Unverständliches.

Unschlüssig sah ich zu ihr und deutete schließlich eine Verbeugung an. Fenn erhob sich wieder und gab mir zu verstehen, dass ich besser still sein sollte.

Die Stimme des alten Mannes war so melodisch, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Jedoch beeilte Fenn sich ihm eine der Flaschen zu zeigen und dann auf ein paar weitere Aufforderungen in die Wanne zu gießen.

Aus einer Tasche ihrer Hose holte sie einen Beutel und schüttete den Inhalt ebenfalls in das Wasser. Sie getrockneten Blüten rieselten auf die Wasseroberfläche.

Der andere Mann gab dem Alten einen Stock, mit dem er auf den Boden klopfte. Fenn kam zu mir und zog mich auf den Boden.

Wir alle, bis auf den Alten, knieten nieder und lauschten seinen Worten und dem Klang des Wassers, durch welches er mit seinem Stab fuhr.

Nur vereinzelt verstand ich die Namen der Götter. Dann erhoben wir uns und Fenn zog mich behutsam nach draußen.

„Das" begann sie, während wir zwischen den Zelten hindurch bahnten. „war der Älteste und einer der Jäger. Er darf als einziger um die Kraft der Götter bitten. Er hat alles vorbereitet und um die Heilung Dorians gebeten. Jetzt werden sie ihn baden." „Es ist wundervoll, dass ihr uns so helft. Ohne uns zu kennen. Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll." Sie nickte und sah sich um.

Dann blickte sie direkt in meine Augen „Liebst du Dorian?" „Was?" fragte ich, überrascht über den schnellen Themenwechsel. „Liebst du ihn?" ich begann eine Strähne um meinen Finger zu wickeln und sah mich um. Sie konnte wohl nicht locker lassen.

Ein wenig zittrig atmete ich ein, dann nickte ich. „Ja. Ich denke schon." Sie nickte lächelnd. „Ich habe es doch gewusst! Weißt du, dass du so ein Funkeln in den Augen hast, wenn du von ihm sprichst? Das ist wirklich niedlich." Sie lachte und umarmte mich.

„Huch." Entwich es mir und sie trat einen Schritt zurück. „Tut mir leid. Ich werde immer so schnell so direkt. Wenn dich das stört, dann muss du es nur sagen." „Kein Problem." Sie grinste. „Weißt du, dass er deinen Namen gesagt hat, als er geschlafen hat? Oh, wenn er wieder wach ist und die anderen Frauen sehen, dass ihr nicht nur Freunde seid, werden sie vor Eifersucht glühen. Er sieht aber auch wirklich aus wie ein Prinz." Ich verschluckte mich und musste husten.

Sie strich mir beruhigend über den Rücken und ich schaffte es wieder normal zu atmen.

„Kommst du noch mit an das Feuer? Die Jäger sind wieder zurück, dann wir es meistens Lustig." „Danke, aber ich denke, dass ich schlafen gehen sollte." „Ach, Mirabelle, komm schon. Sonst verpasst du wirklich etwas!"

Also ließ ich mich von ihr zu dem Feuer zerren und sie hatte Recht. Die Stimmung war munter und erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich die bedingungslose Gesellschaft, vermisst hatte.

Nach einigen Stunden verschwand Fenn und ich saß allein auf einer der Bänke. Die Männer, sowie die Frauen sangen Lieder und mein Blick verlor sich in dem Feuer.

Ich war mir sicher, dass wir längst wie geräucherter Fisch riechen mussten, so lange, wie wir uns nicht gewaschen hatten und bei all den Lagerfeuern, die Tag und Nacht lang brannten. Doch vielleicht war es auch genau das, was meine Seele so vermisst hatte. 

Diese Freiheit, die hier in jedem Wort lag. Die nähe zum Wald. Das kacken der Äste, die von den Flammen verschlungen wurden. Das Rauschen der Blätter um uns herum.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt