Kapitel 22

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Mirabelle

„Auf meinen Händen klebte Blut. Genauso wie auf meinem Kleid und meinem Gesicht. Die Hitze die von all den Runen, die mit Kohle auf die Felswand gemalt wurde, machte mich schwach. Mein Herz pochte in meinen Schläfen.

Wenn ich doch wenigstens sein Blut abwaschen könnte. Doch ich würde es ewig an meinen Fingern kleben haben.

Der Schwindel, die Müdigkeit und die Hitze übermannten mich. Ich driftete immer weiter ins Schwarz.

„Weil ich dich liebe." Sagte er mit kehliger Stimme. „Es tut mir so leid." „Was?" Er sah mich schmerzerfüllt an und dann auf den Boden. „Dass ich dieses Feuer entfacht habe. Dass wir es nicht geschafft haben." „Wir können es immer noch schaffen." Mit einer Hand fuhr er über das Blut an seinem Bauch und hob die Hand dann so hoch, dass es an seinem Arm hinabfloss. Ein Schluchzer entfuhr mir und er sah mir wieder in die Augen. „Vergib mir bitte." Flüsterte er und küsste mich.

Ich sah wieder seine Augen vor mir, den See und das Blut, welches sich im Wasser ausbreitete, mein ganzer Mund schmeckte danach und wieder schien mein Herz vor Schmerz zu explodieren.

Ich presste meine Hände auf seine Wunde und meine Tränen benetzen sein Gesicht. Seine Stimme verwehte im Wind. „Du bist das schönste, was man mir geben konnte."

„Nein!" drang ein Schrei, tief aus meinem Inneren, und ich spürte wie sich alles in mir zusammenzogt.

Eisen. Ich riss meine Augen auf, der ganze Raum war erfüllt von einem Geruch aus Eisen und Kohle.

Die Hitze hinterließ Brandspuren auf meiner weißen Haut. Ich schloss meine Augen und spürte wie mein Herz das Blut durch meine Adern pumpte. „Komm zurück." Wisperte ich.

„Komm zurück." Meine Stimme so hauchdünn.

Ich spürte seine Berührungen auf meiner Haut und eine Träne löste sich und rann über meine Wange. Und ich spürte eine ewige Kälte... eine ewige Leere, die sich in mir ausbreitete

Schritte erklangen, doch ich hielt meine Augen geschlossen. Sollten sie mich doch umbringen. Vielleicht wäre es sogar besser, als die Folter zu ertragen.

Doch es war nicht die harsche Stimme eines Soldaten, oder die von Arthur. Es war Bricks Stimme.

Und er kam immer näher. Ich öffnete meine Augen.

Er war gewachsen und hatte breite Schultern bekommen. Seine Haare waren noch ein Stück dunkler geworden und er schien nicht viel davon zu halten sie zu kämmen. Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte kniete er sich vor mich.

Die Kraft zurückzuweichen besaß ich längst nicht mehr, also blickte ich in seine wilden Augen. „Mirabelle." Flüsterte er und lächelte kurz. „Das wir uns so wiedersehen."

Ich schluckte. „Wie lange bin ich schon hier?" Meine Kehle war trocken und ich musste husten. Ein Hustenkrampf schüttelte mich und er wartete geduldig, bis ich mich erholt hatte.

Dann gab er mir eine Flasche, welche ich in einem Zug austrank.

„Seit zwei Tagen." „Danke." Ich gab ihm zitternd die Flasche zurück und blickte direkt in seine Augen.

Es dauerte nur einen Augenblick, dann sah er weg. Er hatte diese direkten Blicke schon immer gehasst. „Und wie lange muss ich noch bleiben?"

„In vier Tagen sollst du hingerichtet werden." „Hingerichtet also. Wie?" „Vor den Augen des ganzen Volkes. Enthauptet." Er zögerte.

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