Kapitel 3

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Janeik

„Ich schüttelte mich und ging zu den Ställen, um den Karton für Mirek abzuholen. Sie war in meiner Satteltasche und eine Schicht aus Sand hatte sich darauf abgelegt.

Behutsam strich ich sie weg und bahnte mir meinen Weg zu seinem Zimmer.
Als ich gegen die Tür klopfte, bekam ich keine Antwort. Ohne weiteres trat ich ein und zog die Tür hinter mir zu.

Wie so oft lag er benebelt auf seinem Bett. Auf dem Fußboden darum unzählige Flaschen, Tinkturen und Kräuter. Nur, dass ich diesen Anblick seit einem viertel Jahr nicht mehr hatte sehen müssen.

Die Hoffnung, er hätte es geschafft verpuffte vor meinem inneren Auge. Den Karton legte ich auf einen sauberen Tisch und trat neben ihn ans Bett.

Nach einiger Zeit bemerkte er meinen Blick und sah mich an. „Janeik." Murmelte er, dann setzte er sich ruckartig auf. Schuld trat in seine trüben Augen und er blickte zu den Flaschen.

„Ich hatte es nicht mehr unter Kontrolle." Wühlte er in seinen Ausreden, doch diese hatte ich schon zu oft gehört. Wut war das erste, was ich spürte.

„Du hast es so lange ausgehalten! Und das verdirbst du dir jetzt?" ich schüttelte meinen Kopf und ging zurück zu dem Tisch.

Er schwieg betreten. „Ich wollte dir, dafür, dass du es so lange durchgehalten hattest, ein Schwert anfertigen lassen, so wie er es immer hatte." Ein Schlucken. Grob griff ich den Karton und drehte mich ruckartig zu ihm.

„Aber Arthur hat damals bereits eines für dich fertigen lassen." Nun sah er auf, sein Blick fiel auf die Kiste.

„Er hat..." Mirek beendete seinen Satz nicht. Ich gab es ihm. Mit geschickten Fingern löste er die Fäden, die kunstvoll darum gewickelt waren. Ein schwarzes Tuch bedeckte ein Schwert, daneben lag ein Brief. Als er ihn nahm und ansah, wusste ich, dass ich ihn allein lassen musste.

„Denk daran, was Arthur sich von dir gewünscht hatte." Flüsterte ich und fing seinen Blick wieder. „Danke." Murmelte er und ich ging zurück in den Flur.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem Heiler benachrichtigt, dass man Mirek bewusstlos in der Nacht gefunden hatte. Die Wut war der Sorge gewichen und ich rannte in das Zimmer, in dem man ihn untersuchte.

„Wie geht es ihm?" fragte ich den Mann, doch dann drehte Mirek sich schon zu mir und nickte mit einem blassen Gesicht. „Es geht mir gut... das war wohl gestern alles ein bisschen zu viel." Ich nickte und atmete langsam aus.

„Könnten sie uns für einen Moment allein lassen?" Der Mann nickte und verschwand. Mirek machte sich nicht einmal die Mühe sich aufzusetzen.

„Ist es das?" Ich machte eine Bewegung, die alles einschloss. „Lässt dich all das, die ganzen Erinnerungen an ihn, wieder rückfällig werden?" „Verdammt, Janeik. Ich weiß es doch selbst nicht." Er klang nur verzweifelt. Seine unordentlichen Haare ließen ihn noch jünger wirken.

„Ich habe alles versucht um dir zu helfen." Mein Blick fiel aus dem Fenster, es war bereits Mittag, doch vielleicht war sie noch nicht weit gekommen.

„Mirabelle ist gegangen." Er nickte „Ich weiß." „Weil sie all die Erinnerungen und die Hitze krankgemacht hat. Und vielleicht ist es das, was du tun solltest." „Du willst das ich gehe?" Aus seinem Ton konnte ich nichts deuten.

„Du weißt, warum ich das will." Für einen Moment trat Trotz in seine Augen, in dem anderen eine gleißende Müdigkeit. „Vielleicht hast du recht." Aber dennoch klang er nicht überzeugt.

„Ja, ich sollte gehen." „Ich werde Brick mit dir reiten lassen." Er nickte und ich ging nach draußen. Ich brachte es nicht über mich, mich zu verabschieden.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt