Kapitel 7

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Mirabelle

„Ihre kalten Augen bohrten sich in mein Inneres und ich starrte zurück. „Mirabelle Sanchéz. Verurteilt wegen Verrats, Verweigerung eines Befehls und Diebstahls. Geboren im Jahr 993 nach Blun in Geltea, Nefaria." Wiederholte ein Minister. „Und nun?" fragte ich ruhig und sah in den Raum. „Werde ich direkt hingerichtet oder lasst ihr mich in den Kerkern verwesen?" die Königin schlug ein Bein über das andere und sah mich gespannt an.

„Wenn du jetzt frech wirst wird deine Strafe noch schmerzhafter." Zischte einer der Wachen und stieß mich grob an. Ich würdigte ihn keines Blickes und sah zu dem Minister auf. „Aber was bringt es euch, wenn eine ausgebildete Magierin im Kerker bleibt? Wäre ich euch nicht anderweitig nützlicher?" „Als Hure vielleicht." Hörte ich einen Soldaten hinter mir flüstern.

„Meinst du, wir sollten dich wieder als gewöhnliche Magierin aufnehmen? Ohne jegliche Strafe?" er lachte, doch als er bemerkte, wie ernst die Königin dreinschaute stoppte er abrupt.

„Seht euch doch um." Begann ich nun mit einem harten Unterton. „Ihr nehmt Kindern ihre Eltern um sie als Soldaten sterben zu lassen. Ihr sperrt diese ein, die sich für Gerechtigkeit einsetzten und lasst ganzen Haufen Magier und Alchemisten für euch arbeiten." Meine Stimme wurde schärfer. Wann sollte ich sonst jemals wieder die Chance bekommen vor so mächtigen Leuten zu sprechen?

„Dabei seht ihr nicht, wie alle daran zu Grunde gehen, wie sie hart werden. Solange bis sie endlich entlassen werden und ihre Kinder in genau dasselbe Schicksal zwingen. Den Menschen zeigt ihr Überlegenheit, den anderen Königreichen eure Macht. Aber wie lange wird sie noch halten, wie lange..." auf ein Zeichen des Ministers, riss mich ein Soldat um und verpasste der mir eine Ohrfeige. Mein Kopf kippte zur Seite.

Blut spritze aus meiner Nase und meine Haare hingen mir ins Gesicht. Zitternd setzte ich mich wieder auf und schüttelte die Strähnen aus meinem Gesicht.

„Lasst sie weitersprechen." Forderte Königin Amaris und hinter mir trat der Soldat zurück.

„Wie lange soll ohne eine Allianz oder einen Krieg euer Gold noch reichen?" „Was wisst ihr denn schon vom Königlichen Gold?" fragte nun eine weitere Ministerin dazwischen. Ein triumphierendes Lächeln erschien auf meinen Lippen.

„Ich bin nicht blind." Erwiderte ich. „Wenn man nur hinschaut, dann ist es offensichtlich. Die untersetzten Bücher der Bibliothek nach dem Sturm. Der Schmuck der Gewänder, der immer weniger wird. Die stundenlangen Verhandlungen über die Verwendung des Goldes. Und der Süden wird es auch merken. Wie sollt ihr bloß das Volk ernähren, wenn der nächste Winter kommt?" wieder sah ich Amaris direkt in die Augen.

Auf einmal erhob sie sich. „Löst ihre Ketten, ich möchte mit ihr allein reden." Überraschung zog sich über die Gesichter der Minister und wiederwillig wurden das Seil durchgeschnitten. Um meine Handgelenke waren rote Schrammen und mein Herz pulsierte. Was gab ihr plötzlich den Grund mit mir zu reden?

Ohne jegliche Wachen folgte ich ihr durch den Flur in ein Zimmer indem zwei Sessel standen.

„Setzt dich." Befahl sie, ohne Wiederspruch zu dulden. Wir waren ganz allein in dem Raum. Ich wusste nicht, ob ich es besser fand mit ihr allein zu sprechen oder vor allen anderen. Doch jetzt, wo ich direkt neben ihr saß fühlte ich mich unglaublich schutzlos. Sie strahlte etwas aus, was mich einschüchterte

„Ich bewundere deinen Mut. Wie du für deine Überzeugungen weitergehst als andere es tun. Deshalb möchte ich dir einen Handel vorschlagen." „Worüber?" nun lächelte sie.

„Du erledigst eine Aufgabe für mich, die gleichzeitig deine Prüfung sein wird. Und dann," sie schwieg kurz und ihre violetten Augen streiften mich.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt