Kapitel 5

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Janeik

„Ist das dein Ernst?" Sie drehte das teils verbogene, teils zersplitterte Schwert in der Hand. „Das ist, als würdest du einen Hühnerbraten zu einem Heiler bringen und ihn fragen, ob man es noch wiederbeleben könnte." Ich lachte und sah sie an.

„Gibt es also keine Hoffnung mehr dafür?" „Ich kann es versuchen. Wie dringend brauchst du es denn?" „Lass dir so viel Zeit wie du brauchst." „Jetzt sieht man dir an, dass du kein einfacher Bürger bist. Hast du so kein Aufsehen erregt?" Ich sah an mir hinunter und auf die wertvolle Jacke, die ich trug, ich hatte bei all dem Chaos völlig vergessen mich umzuziehen.

„Bisher noch nicht. Mein Angebot mit dem Ball steht immer noch." „Nein." Erwiderte sie knapp und hob mein Schwert hoch. „Ich muss hier noch etwas für einen wichtigen Kunden fertigmachen." „Ich bin also ein wichtiger Kunde?" Sie biss sich auf die Lippe und drehte sich von mir weg.

„Verrat mir, warum du es nicht einmal in Erwägung ziehst, nicht mit mir zum Ball zu gehen." „Ich kenne dich nicht, Rojan. Woher soll ich wissen, ob du wirklich der bist, der du vorgibst zu sein und kein einfacher Gauner?" „Ich kann dir versprechen, dass ich kein Gauner bin." Ich trat näher zu ihr und lehnte mich gegen die Arbeitsfläche.

Als sie wieder zu mir sah und merke, wie nah ich war, schreckte sie zurück und stolperte rückwärts.

Mit einem leisen Aufschrei stürzte sie zu Boden und ich war schnell bei ihr, um ihr aufzuhelfen. Selbst durch die dicken Handschuhe, die sie trug, spürte ich das Prickeln unserer Berührung.

Doch bevor ich sie hochziehen konnte, drehte sie meine Hand so, dass sie meinen Siegelring erkennen konnte. „Candela? Ist das dein Ernst?" Sie riss sich los, doch als sie versuchte aufzustehen, brach sie wieder zusammen und fluchte.

Ich wollte ihr aufhelfen, doch sie zog sich nur weiter von mir weg. „Auf eine gewisse Weise verwand mit der Königin." äffte sie mich nach. „Dass ich nicht lache." „Arwen" begann ich, doch sie fauchte: „Jetzt tu doch nicht so! Ich will, dass du auf der Stelle verschwindest!" „Und dass ich da einfach auf dem Boden liegen lasse?" „Geh! Ich schaffe das schon allein!" „Was habe ich dir genommen, dass du mich so sehr hasst, ohne mich zu kennen?" Ihre Augen funkelten und sie begann ihren Stiefel aufzuknöpfen und ihren Handschuh auszuziehen. Das, was daraus hervor schien funkelte im Schein des Feuers.

Ich schluckte. Die erste Prothese diente als Hand und reichte bis zu ihren Ellenbogen. Die zweite, an ihrem Bein, vom Fuß bis zum Knie. „Arwen." Ich kniete mich vor sie, doch diesmal wich sie nicht zurück. „Vergib mir." „Es waren du und dein Vater, die mich in den Krieg gezwungen haben!" Würde ich ihr versuchen zu erklären, dass ich nicht dafür verantwortlich war, dann würde es bloß wie eine billige Ausrede klingen.

Sie sank schwach gegen die Wand hinter ihr und schloss atemlos ihre Augen. „Jetzt geh." „Ich kann dich so nicht zurücklassen. Wer soll dich finden?" Sie öffnete ihre Augen, angriffslustig.

„Wenn du es genau wissen willst; mein Mann." Ich schnappte nach Luft und sah sie entgeistert an. „Was?" Ihr tonloses Lachen drehte mir den Magen um.

„Du bluffst." „Wenn ich sonst keinen Weg finde dich loszuwerden." Sie schloss ihre Augen wieder und ihr Kopf sank zur Seite. Dann bewegte sie sich nicht mehr. „Arwen." Ich versuchte sie wachzurütteln. Ihr Puls schlug wie verrückt und ich hob sie in meinen Armen hoch. Ich wusste, wie merkwürdig es für viele Menschen aussehen musste, wenn ich sie den ganzen Weg durch die Stadt und in die Burg bringen würde, deswegen wickelte ich sie in einen dunkelbraunen Umhang und hievte sie auf Aragon.

Durch das Metall, welches ihre Hand und ihren Fuß ersetzte wog sie fast doppelt so viel, wie andere Frauen mit ihrem Körperbau.

Doch ich schaffte es sie zu dem Heiler in die Burg zu bringen und sie dort versorgen zu lassen.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt