Kapitel 13

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Mirabelle

„In der Nacht schlief ich am anderen Ende des Schlosses. Ich rannte fast schon aus den Kerkern und ging in eines der Zimmer, von denen ich den See sehen konnte.

Ein Chaos breitete sich in meinem Kopf aus, begleitet von einem stechenden Schmerz. Es war zu viel. Viel zu viel. Wie sollte ich das alles schaffen?

Doch ich musste es. Irgendwie musste ich das Land retten, Janeik zu Verstand bringen und meine Herrschaft sichern.

Ich wusste, dass ich keine Schwäche zeigen durfte, doch ich war allein. Niemand würde es sehen. Die Tränen schienen meine Probleme nicht zu lösen und trotzdem befreiten sie mich ein Stück. „Was kann ich für euch tun?"

Ich zuckte zusammen und drehte mich ruckartig um. Nevis. Natürlich, ich war nie allein. Schnell strich ich mir die Tränen weg und nickte ihm mit einem knappen Lächeln zu. „Mir geht es gut, danke." „Ihr musst es nicht vor mir verbergen. Den General, Major Nathan und das Volk könnt ihr vielleicht täuschen, aber mir gegenüber müsst ihr euch nicht verstellen." „Es ist alles gut. Wir schaffen das, da bin ich mir sicher." Ich nickte, aber leider nicht so zuversichtlich, wie beabsichtigt.

„Es ist nur manchmal zu viel." Nevis schien meine geflüsterten Worte zu verstehen und nickte verständnisvoll. „Janeik kann besser reden als ich. Ich wünschte, dass wenigstens er wieder zu Verstand kommen würde. Aber..." ich schüttelte meinen Kopf.

„Meine Königin." Er sah mich ruhig an, doch seine Stimmlage verriet, dass es ihn große Überwindung kostete, das zu sagen, was er nun sagte: „Meiner Schwester ging es genauso, als wir jemanden verloren, der uns sehr wichtig war. Der Wahnsinn nahm in ihrem Kopf überhand, ich ging vom einem Arzt zum nächsten, niemand konnte ihr helfen." Eine Last senkte sich auf mich nieder.

„Doch dann kam ich zu einer Heilerin, sie lebte ganz abgeschieden im Osten von Oves. Sie hat es geschafft, dass sie wieder zu klarem Verstand kam." Leicht lächelte ich. „Danke, Nevis. Würdest du dich darum kümmern, dass sie herkommt?" er nickte lächelnd und verschwand.

Am nächsten Morgen war ich nicht mal angezogen, als Nathan bereits in mein Zimmer kam. Eine meiner Zofen sah ihn wütend an, während sie weiter mein Kleid zuknöpfte.

Er schien außer Atmen zu sein, doch ließ sich nicht von den bösen Blicken abwimmeln. „Mira. Es gibt einige Probleme." „Geht es um Janeik?" „Unter anderem." Ich drehte mich zu ihm und flocht mir selbst einen schnellen Zopf.

Dann folgte ich ihm in das Beratungszimmer und General Yoasch und Nordas Oberst Katleena kamen nur kurz nach uns in den Raum. „Es hat sich eine Seuche ausgebreitet." Sagte der General so atemlos, wie Nathan vorhin gewesen war. Seine Haare waren noch vom Wind zerzaust und er vergaß es vollkommen, sich zu verbeugen.

Oberst Katleena verneigte sich kurz. „Eure Majestät, es wurden immer mehr Tode durch Fieber und Schwäche gemeldet, ganz so wie Mio Firo es prophezeit hat." Ich verkniff mir einen Fluch. „Wo genau?" Oberst Katleena schien beunruhigt. „Wir haben heute Morgen die Berichte von Meridione erhalten, doch auch in Norda scheinen es bereits viele zu sein." „Und alle, die Mia Arwen untersucht haben, sind daran bereits ebenfalls verstorben." Warf der General ein.

„Also ist es anstecken. Das können wir jetzt ganz und gar nicht gebrauchen." Ich sah die Beiden an. „Ihr müsst umgehend alle, die auch nur Symptome der Krankheit zeigen an einen Ort bringen, wo sie andere nicht anstecken können. Vermeidet jeglichen Kontakt mit ihnen, verstanden?" Die Beiden nickten „Nevis, ich möchte bitte, dass du mir den Gefangenen bringst." Ich drehte mich zu Nathan und jemand sagte. „Bei allem Respekt, meine Königin, Nevis ist gestern Nacht nach Oves geritten, ich soll seitdem seinen Dienst übernehmen." Mein Gesicht wurde rot und ich nickte, ohne mich zu ihm zurück zu drehen. „Ja, Entschuldigung, also bitte bring mir den Gefangenen." Die Tür hinter mir wurde geschlossen.

AbluvionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt