04. Dezember 2018

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04. Dezember 2018

Eomma wollte mich heute Morgen unbedingt zur Schule bringen. Habe ihr versucht das auszureden aber es war zwecklos. Meine neue Schule ist ein hässlicher grauen Betonklotz, aber wenigstens komme ich mit dem Fahrrad in fünf Minuten dort hin. Die Schuluniform ist grau in grau. Grau Hose, grauer Bläser, weißes Hemd und eine graublaue Krawatte. Damit passt sie perfekt zu dem hässlichen Schulgebäude. Eomma und ich saßen dann im Zimmer des Direktors. Er erklärte mir die tollen neuen Schulregeln und versäumte nicht, ständig zu sagen, dass es hier in Oedong ein bisschen anders läuft als in Seoul. Wahrscheinlich. Alles ist super ordentlich und spießig. Ich will zurück nach Seoul.

In meiner neuen Klasse sind siebenundzwanzig Leute mit mir. Natürlich muss ich neben so einem dicken hässlichen Mädchen mit strähnigen Haaren sitzen. In der Pause hat sie mir die ganze Schule gezeigt. Was wirklich cool ist, dass es eine Sternwarte auf dem Dach gibt. Obwohl Siyeon die ganze Zeit geredet hat, scheint sie ganz nett zu sein. Von den fünfzehn Jungs sind höchstens vier ganz okay. Einer, Taehyung, hat in der Stunde immer mal wieder zu mir rübergeguckt. In der zweiten großen Pause haben wir uns dann sogar länger unterhalten. Obwohl, eigentlich habe ich die meiste Zeit geredet. Von ihm weiß ich bisher nur, dass er Klavier spielt und seine Eltern einen Bauernhof haben. Was wirklich nervig ist, dass ich den ganzen Leuten ständig erzählen muss, wo ich herkomme und wieso wir nach Oedong gezogen sind. Wie es in Seoul so ist, was man da macht, was für Klamotten man da trägt und und und. Irgendwie sind sie alle echt uncool aber wenigstens ganz nett.

Der Unterrichtsstoff unterscheidet sich nicht viel, von dem an meiner alten Schule in Seoul aber hier sind alle viel aufmerksamer als in meiner alten Klasse und ich habe noch keinen einzigen gesehen, der während des Unterrichts eingeschlafen ist. Ja ist tatsächlich alles ein bisschen anders hier. Siyeon und ich haben fast den gleichen Heimweg, jedenfalls das erste Stück. Sie hat mir erzählt, dass sie etwas außerhalb wohnt. Noch weiter außerhalb? Geht das überhaupt? Wie auch immer sie hat mir viel über Oedong erzählt und sie kann richtig witzig sein.

Zu Hause hat dann schon Eomma auf mich gewartet. Wie es den war, wollte sie wissen. Leider reichte ihr mein "Ganz okay", nicht aus und sie bestand darauf, dass ich alles haarklein erzähle. Als sie dann wissen wollte, wie die Mädchen in meiner Klasse sind, reichte es mir. Ich habe ihr erklärt, dass ich gerade mal einen Tag in der neuen Schule bin und neben einem total hässlichen Mädchen sitze, die aber ganz nett ist. Zum Glück kam dann Junghyun rein und das Thema war erstmal erledigt. Junghyun fährt morgen wieder zurück nach Seoul, um sein Studium zu beginnen. Irgendwie beneide ich ihn, auch wenn er bei Oma wohnen muss. Am Abend gab es dann zum Abschied ein großes gemeinsames Abendessen. Appa erzählte uns von seinem neuen Job und von der Firma die er in drei Jahren saniert haben muss. Er wird immer gerufen, wenn es einem Unternehmen schlecht geht und es gerettet werden muss. Meistens schafft er es. Später habe ich dann noch ewig mit Junghyun gequatscht. Er hat gesagt, dass er mich nicht darum beneidet, dass ich jetzt hier wohnen muss. Obwohl wir uns wirklich oft streiten, bin ich traurig, dass er schon wieder nach Seoul zurückfährt und erst im März wiederkommt.

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