Der Schein trügt

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Vage vernahm ich ein Seufzen und anschließend ein Schnipsen gegen meine Stirn. „Was soll das?", fragte ich Kai und fasste mir an die getroffene Stelle, während ich Kai mit abwartenden, aber auch fordernden Blicken ansah. „Du sollst aufhören so viel zu denken", antwortete Kai nur und lächelte mich an. „Das geht aber nicht einfach so, man kann den Kopf nicht mit einem mal abschalten", entgegnete ich ihm, woraufhin Kai nur anfing breit zu grinsen. „Was hast du vor?", fragte ich skeptisch und hob eine Augenbraue. Mir war es nicht so wohl bei diesem Grinsen. Ein Unbehagen breitete sich in meinem ganzen Körper aus, Kai grinste nur weiter. „Bleib hier, ich komme gleich wieder", meinte Kai und ehe ich antworten konnte, ist er auch schon ins Haus verschwunden. Was hat der nur vor?

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Plötzlich spürte ich einen Arm, der mich zurück zog, ich wollte schreien, aber mein Mund wurde zugehalten und ehe ich irgendwie noch reagieren konnte, verlor ich auch schon das Bewusstsein. Warum merkt denn keiner was? Die Letzte Frage, die sich in meinem fast leeren Kopf befand, bevor mich die Dunkelheit gänzlich umhüllte. 

Als ich wieder meine Augen öffnete, sah ich überhaupt nichts, nichts, außer pure Dunkelheit. Wo bin ich? Mein einziger Gedanke. Ich bewegte meine Hände oder wollte es, aber es klappte nicht. Stattdessen spürte ich einen starken Widerstand um meine Handgelenke, gefesselt. Ich wurde gefesselt, irgendwo in einem dunklen Raum verfrachtet, na toll, warum musste das auch mir passieren? Ganz ehrlich, ich bin doch nicht die verdammte Hauptrolle eines schlechten Krimis! Nicht, dass ich je einen gesehen hätte, ich habe mich nie für sowas interessiert, vielleicht mal den einen oder anderen Anime geschaut, der in solch eine Richtung ging, aber das waren dann wirklich Ausnahmen und zudem waren die auch nicht schlecht. 

Plötzlich vernahm ich ein Geräusch, das so klang, als würde eine etwas schwerere Tür geöffnet werden, darauf folgten Schritte. Erst einer, dann zwei, dann drei und es wurden immer mehr. Das Widerhallen der Schritte klang unregelmäßig, ich ging davon aus, dass es mehrere Personen waren. Dennoch sah ich immer noch nichts, meine Augen mussten wohl verbunden sein, fuck ey! Welcher durchgedrehte Spinner war das nur!? Mein Herz schlug mir bis zum Hals, die Schritte hörten vor mir auf, mir wurde etwas abgenommen und nach kurzem Blinzeln konnte ich auch langsam etwas sehen, der Raum war trotzdem Dunkel. Nur ein kleiner Lichtschein erhellte den Raum, weil die Tür geöffnet war. „Lässt du uns allein?", fragte eine Stimme. Wie vermutet waren sie also zu zweit, toll, wenn die auf mich losgehen, habe ich definitiv keine Chance. Die andere Person seufzte. „Nach schön, aber lass dir nicht zu viel Zeit, ich hab heute noch was mit dir vor, mein kleiner", erklang die Stimme der anderen Person, in der etwas erotisches lag. Jap, es war eindeutig nichts jugendfreies gemeint, aber woher kannte ich diese Stimmen? Sie kamen mir so bekannt vor, die eine sogar mehr als vertraut, aber ich konnte sie nicht identifizieren. Und es nervte mich. Ich hasste es, wenn ich etwas zu wissen scheine, wenn mir gar etwas auf der Zunge lag und ich nicht drauf kam, es nervte einfach so dermaßen. Und mit den Namen der beiden Personen war das gerade so ein Fall: Mir lagen sie auf der Zunge, aber ich kam nicht drauf. 

Die eine Person verließ den Raum und schloss hinter sich die Tür. „So, jetzt sind wir allein, nur du und ich und du kannst nicht entkommen, Harulein~ auch dein achso toller Kai ist nicht in der Nähe, wir werden also ungestört unseren Spaß haben", meinte dieser Dreckskerl und schon in dem Ton konnte man erkennen, dass es sich dabei definitiv um etwas perversers handelte. Aber einen Moment...Harulein? So nannte mich doch nur...aber das kann nicht sein oder? Er ist nicht so...ganz bestimmt nicht, er ist nicht so durchgeknallt...

Langsam hob ich meinen Kopf und zu meinem Bedauern bestätigte sich mein Verdacht, vor mir stand ein schelmisch grinsender Akito mit einem Ausdruck in seinen Augen, den ich nicht identifizieren konnte und noch nie bei ihm gesehen hatte. „Na, hast du mich erkannt?", fragte er noch breiter grinsend und als ich ihn tatsächlich erkannte, wich mir alle Farbe aus dem Gesicht. Er grinste mich nur noch breiter an und hockte sich zu mir runter, ich konnte ihn nur mit vor Angst pochenden Herzen und aufgerissenen Augen anstarren. Nein, das kann nicht wahr sein, das darf nicht wahr sein, nicht er. Das ist doch ein schlechter Scherz, ein Albtraum. Jeden Moment werde ich aufwachen, ganz bestimmt!

Friendship and RelationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt