Reden ist Balsam für die Seele

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Händchen haltend durchquerten wir die Straßen, wobei uns die einen oder anderen Blicke zugeworfen wurden. Jedoch ignorierten wir beide es einfach, sollten sie doch denken was sie wollen. Wir leben im 21. Jahrhundert, wenn die in der Vergangenheit bleiben wollen, bitte, nicht mein Problem. Mit der Zeit verändert sich schließlich auch die Gesellschaft. Als wir dann irgendwann vor Masahiros Haustür standen atmete ich tief durch, Kai legte eine Hand auf meine Schulter, ich sah zu ihm hoch und er lächelte mich aufmunternd an, was mir tatsächlich etwas mehr Mut verlieh. Ein letzter Atemzug zur Beruhigung, dann klingelte ich. Nun gab es kein zurück mehr, jetzt konnte ich nicht mehr abhauen, mein Herz dämmerte gegen meine Brust und ich hatte schon bedenken, dass Kai dies hören konnte. Eine Zeit lang passierte nichts und ich befürchtete schon, dass man mir nicht aufmachte, doch dann wurde die Tür tatsächlich geöffnet. Jetzt gab es wirklich kein zurück mehr.

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Als die Tür offen stand, konnte ich nicht glauben was ich da sah und riss meine Augen vor Entsetzen auf. „Was willst du?", fragte er kalt und abweisend, seine Stimme klang rau, als habe er lange nichts mehr zu trinken bekommen. „Einen verlorenen Freund wieder zur Vernunft bringen", antwortete ich überraschend ruhig und neutral, denn in meinem Inneren herrschte das absolut komplette Gegenteil, ich war ein einziges Chaos, aber im Inneren meines Gegenübers war sicher ein viel größeres Chaos. Der Junge vor mir hob nur eine Augenbraue hoch und musterte mich fragend, aus seinen Augen ist jeglicher Glanz erloschen, als hätte ihn seine Seele verlassen und nur eine leere Hülle hinterlassen, die nicht mehr in der Lage war, irgendwelche Emotionen oder Gefühle zu empfinden. Er schien nur noch wie eine Marionette, die ohne ihren Meister sich überhaupt nicht aufrecht halten konnte.

„Dafür kommst du zu spät Haru. Mich zur Vernunft bringen? Dass ich nicht lache, ich bin bei klarem Verstand. Versteh doch, ich will von dir gar nichts mehr wissen und bei den Leuten, wo ich jetzt bin geht es mir tausendmal besser, als in deiner Nähe", Seine Stimme triefte nur so vor kälte, so sehr, dass es mich erschauderte. Ihm ging es ja beschissener als erwartet. Er stand nicht mehr am Abgrund, er ist bereits in ihn gestürzt und es war nur eine Frage der Zeit, bis er den Boden erreichte und überhaupt nicht mehr zu retten war. „Ach wirklich? Du fühlst dich also bei Ben und seiner idiotischen möchtegern-Clique besser? Das glaub ich dir nicht. Du bist total am Arsch. Rote Augen, blasse Haut, tiefe Augenringe...meine Güte dir gehts echt beschissener als beschissen. Du siehst aus wie ein wandelnder Toter", sagte ich ihm ehrlich und kurz schien es so, als habe etwas in seinen Augen aufgeblitzt, als habe ich irgendwas getroffen. „Haru, geh jetzt", versuchte mich Masahiro wieder loszuwerden, doch ich schüttelte nur den Kopf, seine Stimme klang nun auch nicht mehr allzu sicher wie vorhin, ich musste eben tatsächlich irgendwas getroffen haben. „Ich werde solange nicht gehen, bis mein bester Freund wieder bei mir ist. Ich versteh ja, du hast dich in mich verliebt und als Kai dazu kam wurdest du eifersüchtig, den Schmerz konntest du nicht ertragen also bist du abgehauen", tischte ich ihm meine Theorie auf, woraufhin er seinen Blick senkte. „Was weißt du schon...", nichts weiter, als ein leises Flüstern, ich hatte ihn also und mein Seil errichte ihn bereits, jetzt musste er nur noch danach greifen, damit ich ihn aus diesem Loch holen konnte.

„Bevor wir weiter reden, können wir erstmal rein gehen? Dann lässt sich sowas besser klären", bat ich ihn, woraufhin er mit einem feindlichen Blick zu Kai sah. „Du kannst rein, der da bleibt draußen", knurrte er, ehe er schon mal zurück ins Haus ging. Kai sah ihm mit vernichtenden Blicken nach und wollte schon gegen Masahiros Worte handeln, doch ich hielt ihn mehr oder weniger auf. „Warte du hier, ich krieg das hin. Er wird mir schon nichts tun, er braucht nur Starthilfe", meinte ich sanft zu Kai. „Na schön, aber wenn irgendwas ist, rufst du mich, verstanden?", fragte mich Kai mit besorgten Blick, ich nickte nur, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, wofür ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste, ehe ich mich von ihm abwandte, das Haus betrat und die Tür hinter mir schloss. 

Friendship and RelationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt