Nach dem Training

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Nachdem Natasha das Training beendet hatte, kam Peter mit einem aufgeschürften Arm und einem blutigen Knie auf Mia zu. Er hatte stark geschwitzt und sah ziemlich erschöpft aus. Scheinbar war er durch sein Studium ziemlich aus der Übung gekommen. „Alter, Captain America ist ja mal ganz schön stark" gab er quengelnd zu, was Mia zum Lachen brachte. Auch sie hatte schon ihre Erfahrungen mit Steve als Gegner gemacht.
Peter rieb sich über seinen aufgeschürften Ellenbogen. „Warte mal, ich mach das", sagte Mia und kam auf ihren Freund zu. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf die beiden Verletzungen und nach wenigen Momenten waren sie verschwunden.
„Danke", sagte Peter und lächelte. „Kein Ding", gab Mia zurück.
Plötzlich spürte Mia eine Hand, die sich von hinten auf ihre Schulter legte.
„Wie geht's jetzt eigentlich weiter mit unserem RJ?" fragte Tony, der Besitzer der Hand. „Die Kleine braucht Übung im Heilen, dann kann sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln." fügte er hinzu.
„Ich weiß" sagte Steve. „Bisher hat sie alle Verletzungen von uns, die seit ihrem Erwerb der Heilungskräfte entstanden sind, geheilt. Und das sollte auch in Zukunft so bleiben, dann kommt sie nicht aus der Übung und wird womöglich sogar besser."
„Ich kann ihr dabei helfen" sagte Tony, zog die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. „Ich wäre bereit, entsprechende Opfer zu bringen." fügte er hinzu. Dabei spielte er auf selbst hinzugefügte Verletzungen an. Um dies zu verdeutlichen, schnitt sich mit einem imaginären Messer in die Hand.
Natasha schüttelte den Kopf. „Nein, Tony. Wir verletzen uns absichtlich nicht gegenseitig. Auch wenn du nur dich selbst verletzen würdest, was Mia wieder heilen könnte, so bekommt auch sie denselben Schmerz zu spüren. Sie wird auch ohne deine absichtlichen Verletzungen genug Schmerzen erfahren." widersprach die Rothaarige und sah Mia ernst, aber auch mitleidig an.
Das Mädchen schaute mit einem leicht geschockten Blick zurück. Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht- bis jetzt. Wie richtig Natasha doch leider lag. Die Schmerzen würden wohl ihr Leben lang immer wieder auftauchen, wenn sie so oft jemanden heilen musste.
Plötzlich sah Mia ihre neue Fähigkeit zum ersten Mal nicht nur von der guten Seite. Sie war auch eine Bürde. Diese immer wieder auftauchenden Scherzen waren schon ein gewaltiger Nachteil. Sie waren nicht nur unangenehm, sondern könnten bestimmt auch unerträglich werden.
„Ich gehe mal duschen" sagte Mia und verließ mit hängendem Kopf den Trainingsraum. Das waren erstmal genug schlechte Nachrichten für einen Tag. Auf dem Gang kam ihr Natasha hinterher.
„Mia, warte!" rief sie. Das Mädchen blieb stehen und drehte sich nur langsam um. Sie schwieg.
„Ist alles okay?" fragte die Rothaarige als sie auf die Blondine zukam. Bei ihr angekommen, legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. Als Mia nicht anwortete, seufzte ihre Freundin.
„Es tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest. Früher oder später hättest du es erfahren müssen. Deswegen ist es sogar vielleicht besser, wenn du dich jetzt schon darauf vorbereiten kannst, dass es auch mal noch viel schmerzhafter werden könnte" sagte Natasha.
Mia schluckte und ließ die Schultern hängen.
„Hey..." begann Natasha und nahm ihre Freundin in eine sanfte Umarmung. „Egal, was kommt. Ich werde dir immer zur Seite stehen."
Die Rothaarige strich Mia über den Rücken. „Du bist nicht alleine. Ich werde immer bei dir sein" fuhr sie fort.
Mia lächelte erleichtert in der Umarmung. „Ihr seid meine Familie. Du bist meine Familie. Und ich werde alles tun, um dich und die anderen zu beschützen. Möge kommen, was wolle." sprach Natasha weiter.
Das Lächeln auf Mias Lippen verschwand mit einem Mal wieder. Sie bekam wieder diese Angst Natasha zu verlieren. Was ist, wenn sie sich eines Tages für sie oder einen anderen Avenger opfern würde und Mia machtlos wäre, sie daran zu hindern? Das Mädchen bekam Panik und drückte ihre Freundin ein Stückchen von ihr weg, um ihr in die Augen sehen zu können.
Natasha sah sie etwas überrascht an. Es war das erste Mal, dass Mia sie von sich drückte und nicht noch näher an sich ran.
„Warte mal, was... du... bitte tu das nicht!" versuchte Mia in der Aufregung die richtigen Worte zu finden. Zwar wusste sie, zu was Natasha bereit war, wenn es um ihre Familie ging, aber noch nie hatte sie es so direkt ausgesprochen.
Die Rothaarige sah sie fragend an. „Tu was nicht?" fragte sie nach.
„Du darfst nicht sterben. Bitte! Versprich, dass du dich niemals für mich opfern wirst!" bat Mia sie eindringlich mit deutlicher Unruhe in ihrer Stimme.
Natasha sah das Mädchen nur geschockt an und wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Bitte! Ich will dich nicht auch noch verlieren! Natasha!" flehte das Mädchen weiter.
Die Rothaarige legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Hey...ist schon gut Mia" versuchte sie das Mädchen zu beruhigen. „Weißt du, deine Mutter war meine beste Freundin und deinen Vater haben wir alle hier geliebt, genau wie Alice. Auch ich habe sie verloren. Und ich möchte nicht, dass auch dir etwas so schreckliches Zustößt. Du bist mir wie eine Tochter. Ich kann dich nicht verlieren. Deshalb kann ich dir auch kein Versprechen geben, mich nicht für dich zu opfern. Wenn ich eines Tages die Wahl zwischen deinem und meinem Leben haben sollte, werde ich nicht zögern, meines zu geben."
Mia traten Tränen in die Augen. Ihre Sicht verschwamm und sie war nicht fähig, auch nur einen Ton von sich zu geben. Es war zwecklos mit Natasha darüber zu verhandeln. Würde es eines Tages soweit kommen, musste Mia darum kämpfen, Natasha überleben zu lassen.
Die Rothaarige nahm das Mädchen erneut in eine liebevolle Umarmung. Und als sie sich löste, gab sie ihr einen Kuss seitlich auf den Kopf. „Ich liebe dich, Mia" sagte sie. „Ich werde alles dafür tun, dass du in Sicherheit bist".
Panisch klammerte sich Mia an Natasha fest. „Nein! Bitte! Bleib bei mir!" flehte das Mädchen.
Die Rothaarige strich ihr behutsam über den Rücken. „Ist schon gut, Mia! Ich bin ja da!"

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt