Codename: RJ

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Wenige Stunden später wachte Natasha auf. Das erste, was sie sah, war die immer noch schlafende Mia. Seit Natasha eigeschlafen war, hatte sich das Mädchen nicht bewegt und lag immernoch so da, wie Steve sie auf den Sitzen des Quinjets platziert hatte.
Natasha richtete sich auf. Sie fühlte sich schon viel besser. Immernoch etwas erschöpft, aber dennoch wesentlich besser. Sie sah sich Mia genauer an. Ihre blonden Haare waren zerzaust und ihr Gesicht schmutzig. Am Nasenrücken hatte sie einen Schnitt mit getrocknetem Blut. Am Kinn hatte sie eine Schürfwunde. Ihr weißes T-Shirt war schmutzig vom Dreck und Blut. An der Schulter hatte sie einen großen Blutfleck. Er muss entstanden sein, als Mia Natashas Wunde geheilt hatte und bei ihr selber dieselbe Verletzung entstanden ist.
Natasha ging auf das Mädchen zu und zog Mias T-Shirt an der Schulter vorsichtig etwas herunter. Tatsächlich war dort keine Wunde zu sehen. Nur noch das Blut klebte dort. Sie zog das T-Shirt wieder hoch. Am Ärmel des Oberteils entdeckte die Rothaarige ebenfalls einen Blutfleck, nur war er viel kleiner. Er musste von Buchners Spritze kommen.
Sie sah sich den Einstich genauer an. Er sah nicht anders aus, als bei einer normalen Impfung, nur etwas größer.
„Hey, Nat. Geht es dir schon besser?" fragte Steve die Rothaarige und kam auf sie zu. Sie drehte sich um und nickte. „Ja... ich denke schon" antwortete sie.
„Schön" sagte Steve und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Nachdenklich legte er die Stirn in Falten. „Was ist da unten eigentlich passiert? Deine Wunde ist verschwunden, Mia war tot und Buchner ist entkommen..." Er sah zu Mia. „Und wo kommt das Blut an Mias Schulter her?"
Natasha seufzte. Sie erzählte Steve, Sam, Tony und Rhodey die ganze Geschichte, was da unten zwischen Mia und Buchner passiert war, von der roten Flüssigkeit, die Buchner dem Mädchen verabreicht hat und wie Mia Natashas Wunde geheilt hat und dadurch selber dieselbe Verletzung bekommen hatte, die aber schnell wieder verheilt ist.
„... und dann hat sie ihre Hände wieder von meiner Schulter genommen und die Verletzung war verschwunden. Meine wie auch ihre, die entstandenen war", beendete sie ihre Erzählung.
Steve, Sam und Rhodey machten große Augen. „Was sagt man dazu?" kam es von Tony, der anscheinend Gefallen an Mias neuen Fähigkeiten gefunden hat. „Da hat Buchner sich wohl selbst übertroffen. Einen Joker im Kampf kann man immer gebrauchen. Das ist ja sowas wie ein zweites Leben bei einem Videospiel. Ich glaube ich nenne sie jetzt Joker...Red Joker!" sagte er mit Dramatik in seiner Stimme und streckte präsentierend seine Arme aus. „Oder kurz: RJ! Ja, der perfekte Deckname!" fuhr er fort.
Rhodey nickte grinsend. „Ja man, Red Joker, das passt wie die Faust aufs Auge!" bestätigte er.
„Ja, ganz cool" gab auch Sam zu. Natasha lächelte. Steve zuckte mit den Schultern. „Ja...nicht schlecht, Stark" bejahte auch er.
„Aber jetzt nochmal zurück zu Thema... Mia kann durch Buchners Mixtur Wunden heilen?" Rhodey lachte und fuhr fort: „Ich meine, so richtig heilen?" Auch Tony grinste übers ganze Gesicht. „Dann kommt sie ab sofort auf alle meine Missionen mit!" fügte Rhodey noch hinzu.
„Ähm...nö!" widersprach Tony. „Sie ist mein Joker! Schon vergessen, ich habe ihr den Namen gegeben! UND..." betonte er laut, „...ich habe sie aus der Burg gerettet!"
Tony und Rhodey fingen an, sich zu streiten, während Tony immernoch am Steuer saß.
„Kann Mia sich denn auch selber heilen?" fragte Sam Natasha und ließ die beiden Streithähne gekonnte außer Acht. Diese überlegte und zuckte mit den Schultern. „Wenn ja, dann auf jeden Fall nicht von alleine. Sie hat immernoch Verletzungen im Gesicht und die Einstichstelle von der Spritze ist auch noch deutlich sichtbar...".
Sam und Steve nickten verstehend. Der Blondhaarige sah zu Mia rüber. „Wir sollten wenigstens ihre Einstichstelle von der Spritze reinigen. Wer weiß, für wieviele Personen Buchner schon dieselbe Nadel hergenommen hat...", schlug er vor. Sam verzog das Gesicht und auch Natasha sah nicht sehr begeistert aus.
„Gute Idee, Steve" bestätigte sie ihren Freund. „Haben wir hier irgendwo Alkohol?" fragte sie. Sam machte eine Kopfbewegung zu Tony im Cockpit. „Stark hat einen ganzen Vorrat an Bord" sagte er und verschwand in den Hohlraum des linken Flügels. Kurz darauf kam er mit einer kleinen Flasche Whiskey zurück. Als er sie öffnete, drehte Tony sich um. „Mir kannst du auch gleich einen einschenken!" Steve verdrehte die Augen.
Sam schüttelte etwas Whiskey auf ein Tuch und reichte es Natasha. „Danke, Sam", sagte sie und kniete sich vor Mia. Sie zog den Ärmel des T-Shirts etwas hoch und fing an, auf der kleinen Wunde herumzutupfen. Plötzlich verzog Mia das Gesicht.
„Nein...nicht..." flüsterte sie im Schlaf und begann, sich zu winden. „Schhh, Mia, es ist alles gut!" beruhigte Natasha sie und nahm das Tuch weg.
„Es...brennt" nuschelte das Mädchen, immer noch schlafend.
„Ich weiß. Aber es geht wieder weg. Wir müssen deine Wunde nur reinigen" antwortete die Rothaarige. Sie nickte Steve zu, der Mia an den Armen festhielt, damit sie sich nicht mehr bewegen konnte. Vorsichtig tupfte Natasha noch einmal auf Mias Wunde am Arm.
„Nein!" schrie Mia, riss die Augen auf, schlug panisch Steves Arme weg und sprang auf. Ängstlich sah sie sich um.
„Wo ist er? Wo ist Buchner?" fragte sie außer Atem.
Steve, Sam und Rhodey waren unfähig zu antworten. Sie waren zu erstaunt, wie Mia es geschafft hatte, sich einfach so aus dem Griff des muskulösen Blondhaarigen zu befreien.
Natasha kam langsam auf Mia zu und streckte ihr beruhigend eine Hand entgegen. Mia nahm sie, immer noch schwer atmend an. Schweißperlen hatten sich auf ihrem Gesicht gebildet.
„Mia, es ist alles in Ordnung. Du bist hier in Sicherheit. Buchner ist in seinem Schloss und meilenweit entfernt." Das Mädchen schaute die Rothaarige immer noch angsterfüllt an.
„Aber...aber es hat so gebrannt" entgegnete sie. Natasha grinste das Mädchen schief an. „Das war nur ich. Das war der Alkohol" sagte sie, während Sam die Whiskey Flasche zur Demonstration hochhob.
Mia seufzte erleichtert. „Also war das nicht wieder dieses rote Zeug?" fragte sie Natasha. Diese schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, nur Whiskey".
Erschöpft ließ sich Mia auf den Sitz hinter sich fallen und begutachtete ihren Oberarm. „Das hat aber auch ganz schön gebrannt", begann sie. „Aber ganz so schlimm, wie die Mixtur von Buchner war es zum Glück nicht. Sie hat sich angefühlt, als würde der ganze Körper von innen verbrennen. Ich dachte wirklich, ich würde sterben. Es hat einfach nicht mehr aufgehört." Betrübt sah das Mädchen auf den Boden.
Natasha setzte sich neben sie, legte ihr einen Arm um die Schulter und lächelte sie an. „Ich bin wirklich froh, dass du noch am Leben bist. Dort unten hatte ich schon gedacht, ich hätte dich verloren. Komm nie wieder auf die Idee, dein Leben für meines zu geben." Natasha kämpfte mit den Tränen. Wie schaffte es dieses Mädchen bloß immer wieder, diese so strake Frau an ihre emotionalen Grenzen zu bringen?
Mia lächelte Natasha traurig an. Sie sahen sich tief in die Augen, bis Mia ihre Freundin schließlich umarmte und sich glücklich an sie schmiegte.

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt