Eine erwartete Begegnung

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Hugo nahm seiner Schwester die Waffen ab und schmiss sie in eine modrige Einzelzelle. Es war eine andere als letztes mal. Diese Zelle war klein und grenzte an anderen Käfigen an. In ihnen saßen ebenfalls Gefangene. Doch scheinbar waren sie hier schon wesentlich länger als Mia und wohl schon Opfer einiger Experimente Buchners geworden.
Hugo verließ das Gefangenenlager, um Buchner seine frohen Neuigkeiten mitzuteilen.
Mias Zellennachbarn schienen auf ihre neue Leidensgefährtin aufmerksam geworden sein.
In der Zelle links neben ihr war ein rothaariger Mann, der seinen Kopf zwischen die Gitterstäbe legte und Mia unentwegt anstarrte. In dem Käfig zu Mias rechten hatte eine Frau begonnen ihre Arme durch das Gitter zu stecken und nach Mia zu greifen. Langsam begann sie wütend zu schreien, als Mia ihr auswich.
Das Mädchen kauerte sich schützend vor den Blicken und Händen in die Dunkeheit der hinteren Käfigwand.
Sie fühlte sich aufeinmal so einsam und verloren. Keiner hier in dem Raum würde zu ihr halten. Jedem hier war sie egal. Das ganze Gebäude war voll von Menschen, denen Mia gleichgültig war.
Aber eigentlich war das doch gut. Es war gut, dass die Avengers nicht hier waren. Hier wären sie nur in Gefahr. Allerdings würden sie bald kommen, um Mia zu helfen. Bis dahin musste sie Buchner getötet haben, sonst würde er ihnen nur etwas schlimmes antun.
Aber wie sollte sie Buchner umbringen, wenn sie hier in der Zelle eingesperrt war?
Tränen der Verzweiflung liefen Mia über die Wange. Jetzt bloß keine Schwäche zeigen!, befahl sich Mia in Gedanken. Ich weine nicht!
Die Stunden vergingen und das Mädchen wurde immer verzweifelter.
Auf einmal stand jemand vor ihr. Sie sah nur die Hand. Der kleine Finger und der Ringfinger fehlten, der Mittelfinger nur zum Teil.
Buchner!, stelle Mia erschrocken fest. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er kommen würde. Schließlich hatte auch er vor, seine größte Gegnerin umzubringen. Und das war in dem Fall Mia, da sie die letzte ihrer Familie war, Hugo ausgeschlossen.
Buchner kniete sich vor die Zelle.
„Meine liebe Freundin!", begann er. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mir diesen Tag ersehnt hatte! Hast du also endlich aufgegeben? Kluge Entscheidung! Nochmal entwischst du mir nämlich nicht!" Buchner lachte höhnisch, während Mia ihn nur böse ansah.
Der vernarbte Mann musterte sie. „Eigentlich eine Vergeudung von Schönheit, dass ich dich töten muss. Aber es führt nunmal kein Weg dran vorbei. Du musst sterben. Ich habe mir geschworen, deine Familie auszulöschen. Auch dein Bruder wird dran glauben müssen, er weiß es nur noch nicht. Aber früher oder später werde ich auch ihn umbringen. Was ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe, werde ich auch umsetzen. Keine Ausnahmen!", erklärte Buchner.
„Sie sind doch krank!" protestierte Mia empört. „Was wollen Sie denn damit erreichen, uns alle umzubringen?"
Buchner kam näher an die Gitterstäbe. „Gerechtigkeit!", zischte er mit klarer Stimme und zeige mit seiner versehrten rechten Hand auf seine Narbe, die sich über seinen Mund zog. „Deine rothaarige Freundin hat etwas begonnen, das ich beenden werde!" Seine Hand zitterte vor Wut und Aufregung.
Mia sah ihn entgeistert an und presste sich mit dem Rücken an die Gefängniswand.
Buchner stand langsam wieder auf.

Plötzlich waren schwere Schritte zu hören. Hugo rannte mit seinen metallernen Knochen an den Gefängniskäfigen entlang, bis er vor Mias stehen blieb.
„Wir werden angegriffen!" teilte er Buchner schwer atmend mit. Dessen Miene verfinsterte sich. „Von wem?" fragte grantig.
„Es sind die Avengers" erklärte Hugo.
Mia erschrack. Nein! Das darf bitte nicht wahr sein!, dachte sie verzweifelt. Jetzt waren sie alle in Gefahr, nur wegen ihr! Sie war zu langsam gewesen!
Buchner musterte Mia. Ihre Miene war erschrocken und ängstlich.
Und plötzlich entwichen ihm die grimmigen Züge und ein erfreutes Grinsen huschte über sein Gesicht. Er schien zu ahnen, dass Mia versucht hatte, ihr Auftauchen zu verhindern.
„Deine Freunde sind da!" zwitscherte Buchner triumphierend. Mia sah erschrocken zu ihm auf.
„Oh ja, sie werden erfahren, was Schmerzen sind! Aber zuerst bekommen sie die Ehre, bei deinem Tod live dabei sein zu dürfen." verkündete der Hydra Anführer.
Mia wurde panisch. Sie musste verhindern, dass es soweit kam! Keiner der Avengers hatte es verdient, von Buchner gefoltert zu werden.
Buchner lachte kurz höhnisch auf. „Los! Hol sie da raus!" befahl er Hugo und deutete auf Mia. „Wir wollen unsere Gäste doch nicht warten lassen", fügte Buchner fröhlich hinzu. Er nahm eine Pistole und richtete sie auf Mia, während Hugo ihr die Handschallen hinterm Rücken anlegte.
„Eine falsche Bewegung und ich blas' dir deinen hübschen Schädel weg" drohte er.
Mia sah ihn grummelig an und ließ sich von ihrem Bruder aus der kleinen Zelle schubsen.

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt