Halte durch!

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Natasha beugte sich zu Mia auf den Boden und bückte sich mit dem Kopf so weit zu Mia, die immernoch auf allen vieren kniete, runter, sodass sie Blickkontakt herstellen konnte.
„Mia, Mia, schau mich an!" bat die Rothaarige sie eindringlich.
Das Mädchen hustete, sodass ein langer Blutfaden aus ihrem Mund auf den Boden tropfte.
Mia stöhnte und zwang sich, Natashas Bitte nachzukommen und ihren Blick zu erwidern.
Doch schon wenige Sekunden später brach sie zitternd zusammen.
„Mia?" fragte nun auch Clint besorgt und kniete sich vor sie neben Natasha.
Das Mädchen atmete schwer und musste wieder husten. Das Blut lief ihr seitlich aus dem Mund. Natasha und Clint sahen sich besorgt an.
Die Rothaarige strich Mia eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
„Die anderen müssten bald da sein, dann bringen wir dich in den Quinjet in Sicherheit" tröstete sie das Mädchen.
Mit Clints Hilfe drehte sich Mia stöhnend auf den Rücken. Das Blut auf ihrem T-Shirt war noch immer etwas zu sehen. „Wo kommt das ganze Blut her? Mia, ist das deins?" fragte Clint besorgt bei diesem Anblick.
Natasha deutete auf ihre Schulter, wo sich ebenfalls ein Blutfleck durch ihre Schusswunde im Kellergang angesammelt hatte, den Clint auch an Mias Schulter wiedererkannte.
„Aber woher kommt das restliche Blut?" fragte Clint weiter.
„Es...ist...nichts" brachte Mia mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor und versuchte sich aufzurappeln.
Doch Clint drückte sie zurück auf den Boden.
„Nein, Mia. Bleib liegen. Lass uns dir helfen" bat Natasha sie. Dann fiel ihr Blick auf Mias Bauchverletzung.
An dieser Stelle hatte ihr T-Shirt ein Loch von der Kugel.
Vorsichtig zog die Rothaarige Mias T-Shirt etwas hoch und sah mit Schrecken, dass ihr Bauch ebenfalls blutverschmiert war. Es musste also Mias Blut sein.
„Mia, ist das...?" begann Natasha, doch Mia ließ sie nicht ausreden.
„Ich muss wieder zurück. Buchner muss....für seine Taten....bezahlen! Er hat...mir meine ganze...Familie genommen!" presste Mia unter starken Schmerzen hervor und versuchte dabei so selbstsicher und überzeugend wie möglich zu klingen.
„Mia, du kannst jetzt nicht einfach alleine losgehen, er hat hunderte von Männern in seinem Schloss" widersprach Natashas mit ruhiger Stimme.
Mia versuchte gegen Clints kräftige Hand, die auf Mias Schulter ruhte, damit sie am Boden liegen blieb, aufzustehen. „Mia, beruhige dich" bat Clint.
Das Mädchen wollte gerade protestieren, da hörten sie ein leises Knacksen hinter sich.
Verdutzt drehten Natasha und Clint sich um und sahen Hugo mit ausgefahrenen Klauen vor sich stehen.
Hinter ihm drei Dutzend Hydra-Soldaten.
Die beiden Agenten stellten sich schützend vor das verwundete Mädchen.
„Aus dem Weg!" befahl Hugo. Hass funkelte in seinen blauen Augen.
„Hör auf damit, Hugo! Ist es wirklich das, was du willst?" fragte Natasha ihn mit ernster Miene.
„Oh ja! Und wie ich das will! Ich bin es leid, dieses Leben bei den Avengers! Ich kann so nicht mehr Leben!"
Tränen bildeten sich in Hugos Augen, bevor er weitersprach.
„Jeden Morgen, wenn ich aufgewacht bin, war mein erster Gedanke, dass meine Eltern als Avengers gestorben sind. Ich will nicht so enden wie sie!"
Hugos Miene verfinsterte sich.
„Aber Buchner kann mich unbesiegbar machen! Seht mich an! Ihr könnt mich nicht töten! Ich habe Knochen aus Eisen!"
„Hugo..." begann Natasha und sah Mias Bruder traurig an.
„Nein!", protestierte er. „Ich will dein Mitleid nicht! Ich muss Mia zu Buchner bringen, sonst macht er mich nicht noch stärker!"
Clint schüttelte den Kopf.
„Du willst eine eigene Schwester, deine Familie, opfern, um mehr Macht zu bekommen?!" fragte der Bogenschütze fassungslos und gleichzeitig wütend. „Ist das dein ernst?"
„Halt die Klappe, Clint!" Hugo funkelte ihn böse an.
Aber der Angesprochene schüttelte nur traurig den Kopf.
„Hugo, du warst für mich wie ein Sohn. Ich habe dich geliebt! Aber jetzt weiß ich nicht mehr, was ich von dir halten soll" er schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. „Ich weiß es nicht", wiederholte Clint.
„Ich werde es dir zeigen!" schrie Hugo wütend und holte zornig mit seiner Eisenklaue aus, um auf Clints Kopf zu zielen.
Aber der Bogenschütze war schnell und wich seinem Hieb aus.
„Auf ihn! Und auf die Frau! Das Mädchen gehört mir!" befahl er den Hydra-Soldaten, die sich daraufhin auf Clint und Natasha stürzten.
Beide hatten nun jeweils mit 18 Soldaten zu kämpfen.
Grinsend spazierte Hugo zu seiner schwer verwundeten und am Boden liegenden Schwester.
Seine Schritte waren schwer. Das Eisen hatte sein Gewicht mindestens verdoppelt.
„Clint!" rief Natasha, als sie sah, was Hugo vorhatte.
„Es sind zu viele!" beschwerte sich ihr Freund über die hohe Anzahl von Gegnern.
Hugo kniete sich vor Mia und grinste so breit, dass seine Eisenzähne zum Voschein kamen.
„Wir haben uns noch nie vertragen, nicht wahr?" begann er.
„Nat! Geh! Hilf ihr! Ich kümmere mich um die anderen!" rief Clint der rothaarigen Agentin zu.
Natasha nickte und wich einem Schwerthieb aus. Sie sprintete los zu Mia und Hugo, von denen sie sich durch den Kampf einige Meter entfernte hatte.
Mia antwortete ihrem Bruder. „Nein, das haben wir nicht" und versuchte zu grinsen.
Sie wusste, das Hugo jeden Augenblick zum tödlichen Schlag ausholen würde. Ihm war es egal, dass Buchner sie lebend wollte. Er würde seine Chance nutzen, sie selbst zu erledigen, schließlich war sie seine Schwester. Er konnte also mit ihr machen, was er wollte, so dachte er.
Mia tastete unauffällig nach einem handlichen Stein.
Und als Hugo seine eisernen Klauen ausfuhr, zögerte sie nicht lange und schlug ihm den Stein an die Schläfe.
Durch den Schwung flog sein Kopf etwas zur Seite, sodass er direkt auf Mias Bauchverletzung blicken konnte. Verwundert blinzelte der junge Mann und tastete mit seinen Fingern seine frische Wunde am Kopf ab.
Doch als er das Blut sah, verzog sich sein Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze.
Kurz bevor Natasha ihn erreichte, bohrte er seine Klaue in Mias Schussverletzung.
Schmerzerfüllt schrie das Mädchen auf und krümmte sich vor Schmerzen.
Hugo grinste und drückte seinen Finger immer tiefer in die Wunde.
Natasha war mittlerweile bei Hugo angekommen, packte ihn von hinten im Schwitzkasten am Hals und zog ihn so von Mia weg. Sie lies ihn los und ohne zu zögern drückte sie ihre beiden Elektrostäbe an ihn und ließ ihn so lange mit Blitzen durchzucken, bis er dampfend zu Boden fiel.
Er war nicht tot, doch würde nicht besonders erfreut sein, wenn er wieder aufwachte.
Natasha drehte sich besorgt zu dem blonden Mädchen um.
„Mia...?!" flüsterte sie panisch, als sie das Mädchen so verletzt am Boden liegen sah.
Natasha eilte zu ihr und kniete sich vor sie.
Mia hatte ihre Hand auf die nun durch Hugo vergrößerte Bauchverletzung gepresst, aber dennoch rann ihr das Blut unaufhaltsam durch die Finger und lief weiter auf den Boden.
Das Mädchen keuchte.
Ihre Atmung ging ungleichmäßig und nur stoßweise.
„Mia, nein!" verzweifelt drückte Natasha auch ihre Hand auf Mias Wunde. „Mia, bitte bleib bei mir!" flehte die rothaarige Agentin.
Zitternd versuchte Mia mit ihrer freien Hand, die von Natasha zu greifen, aber es gelang ihr nicht, sodass Natasha selbst Mias Hand nahm und sie weinend streichelte.
„Clint!" schrie die Rothaarige verzweifelt. „Mia, halte durch, okay?!" bat sie unter Tränen.
Aber Mia war unfähig darauf zu reagieren und gab keine Antwort.
Eine Menge Blut hatte sich mittlerweile in ihrem Mund angesammelt.
Ihre Haut war leichenblass geworden und in ihrem Gesicht hatten sich kalte Schweißperlen gebildet.
Sie zitterte am ganzen Körper, als Clint schließlich seine Gegner besiegt hatte und bei ihnen ankam.
„Mia...hey..." sprach er das Mädchen besorgt an.
Plötzlich kam es ihm vor, als hätte er ein Deja-Vu: er sah Jason vor sich, wie er, ebeso mit blutdurchtränktem Oberteil, sterbend vor ihm lag.
Nur war es diesemal nicht Jason, sondern seine Tochter Mia.
Sie darf nicht dasselbe Schicksal erleiden! rief seine innere Stimme überzeugt. Sie darf nicht sterben! Tu was! drängte sie den Bogenschützen weiter.
„Okay Mia, du hast eine Menge Blut verloren. Du musst jetzt wach bleiben, okay?"
Aber das Mädchen sah ihn nur aus leeren Augen an.
„Mia, bleib bei uns! Die anderen kommen bald!" munterte Clint das Mädchen auf.
„Leute, wo bleibt ihr?!" fragte er ungeduldig in sein Headset.
„Okay Mia, sie sind gleich da!" sagte er, nachdem er scheinbar die Antwort abgehört hatte.
Aber das Mädchen nahm es gar nicht mehr richtig wahr. Sie merkte, wie sie langsam wegdriftete. Die Kälte, die sich in ihrem Bauchbereich angesammelt hatte, breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Natashas und Clints Stimmen wurden immer undeutlicher und schienen plötzlich ganz weit weg zu sein.
Auch ihre Sicht wurde unscharf und verschommen. Mia sah noch, wie etwas rotes dicht an ihr Gesicht kam.
Es musste Natasha sein, die sich dicht über sie beugte.
Dann plötzlich verschwand auch sie und alles wurde hell.
„Mia?" fragte Natasha schluchzend und entfernte sich wieder ein Stück von Mias Gesicht.
„Oh shit!" erklang plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihnen. Es war Tony, der sein Visier hochgeklappt hatte und geschockt zu Mia sah.
„Banner, du musst dich beeilen!" sprach er in seinen Anzug.
„Nein, Tony! Sie hat keine Zeit mehr! Bring sie so schnell wie möglich in das nächste Krankenhaus!" drängte ihn Clint.
„Okay, Banner. Vergiss es." kontaktierte Tony nocheinmal den Doktor und hob das Mädchen ohne ein weiteres Wort vorsichtig hoch und zischte mit ihr in die Höhe.
Zurück ließ Mia nur eine verschmierte Blutlache.

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt