Aufregung

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Erst am nächsten Tag wachte Mia aus ihrem Alptraum wieder auf. Natasha war immer noch bei ihr, wie sie es versprochen hatte.
Als Bruce wieder ins Zimmer kam, um nach seiner Patientin zu sehen und den Verband zu wechseln, brachte er einen Rollstuhl mit und erklärte Mia, dass sie sich mindestens die nächsten beiden Tage nur mithilfe des Rollstuhles fortbewegen solle. Zum einen würde der Kreislauf dadurch nicht zu sehr beansprucht, bzw. überanstrengt und ein tiefer Sturz könnte somit auch bei einem Schwäche- oder Ohnmachsanfall verhindert werden. Zum anderen dürfe die Wunde noch nicht zu viel Bewegung mitbekommen und müsse geschont werden, weil sie sonst schnell wieder aufgehen könnte.
Da die Avenger Basis rollstuhlfreundlich war, fand Mia es eigentlich ganz cool, sich zur Abwechslung auch mal auf Rollen fortzubewegen.
Natasha begleitete sie mit dem Rollstuhl und einem Ständer mit einem Morphiumbeutel zum Speisesaal, wo die anderen sich auch schon versammelt hatten.
Thor und T'Challa waren mittlerweile wieder nach Hause in ihre Heimat gefahren.
Als erster fiel ihr Peter schweigend um den Hals, so gut es eben im Rollstuhl ging. Leise unterdrückte er ein Schniefen.
„Ich dachte schon du wärst..." unterbrach Peter seinen Satz und löste sich mit glasigen Augen von seiner Freundin.„Mach das nie wieder, okay?!" fuhr er anstattdessen fort und kniete sich vor Mias Rollstuhl. Er tat ihr leid. Das Mädchen legte eine Hand auf Peters Schulter. Dieser platzierte seine Hand auf ihrer und drückte sie feste. Auf Peters vorherige Bitte eingehend nickte Mia und lächelte müde. Eigentlich war sie immernoch viel zu erschöpft, und bereute es etwas, sich mit Bruce's und Natashas Hilfe aus dem Bett gequält zu haben. Aber den ganzen Tag nur rumzuliegen wäre auch langweilig geworden.
Peter nickte ebenfalls und stand langsam wieder auf.
„Mia!" rief Clint und kam mit ausgestreckten Armen auf das Mädchen zu. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht" sagte er, während er sie umarmte. Mit einem Kuss auf ihre Stirn löste er sich wieder von ihr und lächelte sie an. „Hi Clint" sagte das Mädchen nur und grinste ihn freundlich an.
„Na Dornröschen, ausgeschlafen?" Unverkennbar kann so ein Kommentar nur von Tony kommen. Grinsend stand er neben Clint und tätschelte dessen Schulter. „Du hast uns ganz schöne Angst gemacht, Kleine" sprach er weiter.
Mia sah ihn nur müde an. „Tut mir leid" sagte sie kleinlaut. „Danke fürs Retten, Tony" fügte sie hinzu.
„Es war knapp, aber ich hab's geschafft" feierte sich Tony.
Steve kniete sich vor Mias Rollstuhl und legte seine Hand auf ihre Schulter. Er sah ihr tief in die Augen.
„Geht's dir wieder besser?" fragte er sie mit besorgter Miene.
Mia nickte. „Ja" log sie ihn an.
Er sah ihr weiterhin eindringlich in die Augen, nickte dann und stand wieder auf.
Auch die anderen Avengers im Raum erkundigen sich nach Mias Wohlbefinden und sprachen ihre Angst um sie aus. Mitleidig wurde sie nun von Steve, Natasha, Clint, Tony, Bruce und Peter angeschaut.
Sam, Bucky, Vision, Wanda, Scott und Rhodey hielten sich im Hintergrund und aßen ihr Mittagessen weiter, damit Mia nicht von allen so angeschaut wurde.
„Hast du hunger? Soll ich dir was zu Essen bringen?" fragte Clint das Mädchen und lächelte.
Mia lächelte zurück. „Und wie! Danke, Clint!" freute sich Mia.
Das Mädchen brauchte ungewöhnlich lange, bis sie die Nudeln endlich aufgegessen hatte. Sie stand irgendwie noch immer ziemlich neben sich.
Scott, Bucky, Rhodey und Peter hatten mittlerweile den Raum verlassen.
„Wie gehen wir jetzt vor?" fragte Tony, der mit Mia, Natasha, Clint und Steve an einem Tisch saß.
„Wie meinst du das?" lautete Steves verwirrte Gegenfrage.
„Wie schlägst du vor, unseren langjährigen Gegner endlich zu besiegen?" fragte Tony weiter, diesmal nur an Steve gerichtet.
„Hey, jetzt mal langsam, Jungs!" mischte sich Natasha in das Gespräch rein. „Mia war beim letzten Mal fast gestorben und ist in ihrem momentanen Zustand nicht kampffähig. Buchner muss warten" verkündete sie.
Mia sah das ganz anders. Auch sie wollte den Hydra-Anführer endlich tot sehen. Allerdings wollte sie sich nicht gegen Natasha stellen und ihr in den Rücken fallen. Sie wollte sie ja nur beschützen.
„Der Gegner wartet nicht, Natalie! Wir müssen handeln! Und zwar je schneller, desto besser!" protestierte Tony. „Tony...!" ermahnte Steve den Ingenieur.
„Nein, Steve. Er hat recht, wir müssen Buchner endlich ein für alle mal zur Strecke bringen" mischte sich Mia nun ein. Sie hatte keine Nerven, sich zu streiten. Aber an Tonys Meinung war nunmal was dran.
„Mia, bitte", bat Steve das Mädchen. „Du bist erschöpft. Willst du dich nicht etwas ausruhen?"
Mia wurde nun wütend. Es überraschte sie selber, wieso sie plötzlich so gereizt war und sich bei diesem Gespräch so aufregte.
„Nein, ich will mich nicht ausruhen!" fuhr sie den Blonden, wie ein trotziges kleines Kind, an.
„Wowowow, Mia, beruhige dich" bat Sam sie und hob beruhigend seine Hände.
Mit so einer Reaktion hatten die Avengers nicht gerechnet.
Mia funkelte ihn wütend an.
„Das könnte an dem Morphium liegen. Instabilität und Gereiztheit sind mögliche Nebenwirkungen davon" erklärte Bruce.
Mia begann zu schwitzen. Irgendwie ging es ihr nicht besonders gut.
„Ich bin nicht gereizt!" schrie sie schon fast.
„Mia, es ist okay, es ist doch alles in Ordnung" versuchte Wanda sie zu beruhigen, die nun auch auf den Streit aufmerksam geworden ist.
„Nichts ist in Ornung!" protestierte das Mädchen. Aber sie besann sich schnell wieder.
„Tut mir leid, Wanda. Bitte geh. Ich will dich nicht nochmal anschreien" entschuldigte sich das Mädchen.
„Ist schon okay. Ich kann verstehen, wenn du wütend bist" sagte Wanda, bevor sie mit Vision den Raum den verließ. „Mia, du bist erschöpft und verwundet. Du solltest auch gehen und dich ausruhen" riet ihr Bruce.
Mia wurde wieder sauer. „Nein, ich werde nicht gehen! Tony will einen baldigen Angriff auf Buchner, und ich will das auch! Er hat meine Eltern umgebracht!" erinnerte sie Mia.
„Hey, Mia, jetzt mal ganz langsam. In diesem Zustand kannst du nicht kämpfen" ergriff Clint das Wort.
„Bitte Clint! Er hat mir meine gesamte Familie genommen. Buchner hat meine Mutter getötet und meinen Vater! Einer seiner Männer hatte Natasha angeschossen und durch ihn hat mein Bruder uns verraten. Ohne Buchner wären meine Eltern niemals gestorben und Hugo wäre geblieben!" Aufgebracht war Mia von ihrem Rollstuhl gesprungen.
„Bitte setz dich, du musst deine Wunde schonen. Lass es ruhig angehen" riet Bruce ihr eindringlich und war nun auch aufgestanden.
„Nein!", entgegnete das Mädchen und stolperte ein paar Schritte rückwärts, während sie abwehrend die Hände hob. Auch Natasha und Clint waren nun aufgesprungen. Steve kam ebenfalls besorgt auf das Mädchen zu.
„Bitte lasst mich!" protestierte sie und ging noch einen Schritt zurück.
Ein Gefühl des Schwindels machte sich in ihrem Kopf breit.
„Ich hab keine Zeit mich zu schonen! Ich darf mich nicht ausruhen! Der Mörder meiner Eltern ist da draußen!" rief sie wütend. „Und außerdem geht es mir gut! Ich brauche das hier gar nicht!" wütend riss sich sich den Schlauch, der sie mit dem Morphiumbeutel verband, aus der Hand.
„Nicht!" warf Bruce erschrocken ein.
Natasha kam auf das Mädchen zu.
„Mia, hör auf Bruce. Dir geht es doch eindeutig nicht gut" sagte sie sanft und nahm ihre Hand.
Aber bei Mia drehte sich nur noch alles. Und ihre Wunde tat noch mehr weh, als zuvor.
Das schmerzhafte Stechen durchfuhr ihren ganzen Körper. Sie taumelte.
„Komm, Mia, setz dich doch" bat Clint sie und schob ihr den Rollstuhl hin.
„Nein, mir gehts gut!" wehrte Mia ab.
Sie zog ihr T-Shirt etwas hoch, um zu zeigen, dass ihre Wunde seit gestern aufgehört hatte zu bluten.
„Seht ihr...!"
aber die Angesprochenen starrten sie nur erschrocken an und machten ein paar Schritte auf sie zu.
Mia sah an sich herunter und bemerkte, dass der Verband um ihren Bauch wieder Blutdurchtänkt war.
Sie ließ das T-Shirt schnell wieder sinken.
„Hey, Kleine, alles klar?" fragte nun Tony besorgt.
Mia konnte dem Schwindel kaum noch stand halten. Alles drehte sich immer und immer schneller. Sie sank die Knie und stütze sich mit einem Arm auf dem Boden ab.
„Mia!" dumpf hörte sie Natashas erschrockene Stimme.
„Komm, bitte, hör auf dich zu wehren. Wir wollen dir doch nur helfen" bat Clint sie nochmals.
„Mia, sag doch was! Wie geht es dir?" hörte sie aus dem Stimmengewirr Steves Stimme in ihr Ohr dringen.
Mia hob abwehrend ihre freie Hand.
„Mir gehts gut", beteuerte sie und fiel im nächsten Moment bewusstlos gegen Natashas Beine.

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt